Die Kinder tauchen in eine Fantasiewelt ein, wenn Soheila Hosseini orientalische Märchen erzählt. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

„Viele spannende Seiten“ heißt der neue Slogan der Bücherei in Aichwald. Er passt nicht nur für die unzähligen Buchseiten mit Lesestoff unter ihrem Dach, sondern auch fürs sonstige Programm der Einrichtung. Am Freitag und am Samstag wurde gefeiert, dass die Bücherei vor 15 Jahren ins ehemalige Rathaus eingezogen ist und dass sie einige Neuerungen eingeführt hat.

Von Karin Ait Atmane

Am Freitagabend haben die Autoren Renate und Karl-Otto Völker mit einer Lesung ihre Daimler-Biografie vorgestellt, jetzt am Samstagnachmittag erzählt Soheila Hosseini orientalische Märchen. In ihrem weich fallenden Hosenanzug und den Schnabelschuhen wirkt sie selbst wie aus einer der Geschichten entsprungen. Mit Gestik, Mimik und der Stimme, mal raunend, mal belustigt, gibt sie seltsame Begebenheiten wieder, von Töpfen, die Babys gebären, und magischen Ringen. Die Märchenerzählerin sitzt zwischen nüchternen Buchregalen und den alten Holzbalken der Bücherei, vor sich Kinder auf Sitzkissen und Erwachsene auf Stühlen. Ihr Stoff passt in ein Haus, das bis unters Dach gefüllt ist mit Geschichten, Fantasie und einem heimeligen Flair.

Dass dem Gemeinderat die Bücherei wichtig ist, hat er schon vor 15 Jahren unterstrichen, als Bücher und andere Medien von einem Klassenzimmer im Schulhaus ins vormalige Rathaus umzogen. Es erhielt einen gläsernen Anbau und ins Erdgeschoss wurden wegen der Last der Bücher große Eisenträger eingezogen. Nach eineinhalb Jahrzehnten hat man jetzt wieder einiges erneuert, unter anderem die Beleuchtung. „Die ist um Klassen heller, das macht wahnsinnig viel aus“, sagt Büchereileiterin Anita Andler. Gemütlich ist es trotzdem, zumal im Jugendbereich ein neues Sofa hinzukam und im Foyer eine Lese-Ecke. Sie lädt mit Eckbank, Tischen und einem Kaffeeautomaten zum Schmökern in Zeitungen und Zeitschriften ein und hat sich in den drei Monaten seit ihrer Einrichtung schon bewährt. Am Jubiläumssamstag sitzen zeitweise sechs bis sieben Menschen an den beiden Tischen und unterhalten sich angeregt, unter anderem natürlich über Lesestoff. „Man kriegt hier immer gute Empfehlungen“, sagt Maria Siebert, die mit ihrem Mann regelmäßig in die Bücherei kommt. Er bestätigt das: „Die Treffsicherheit ist gut!“ Schließlich sind alle vier Mitarbeiterinnen schon lange dabei, haben vor 15 Jahren den Umzug mitgemacht und kennen ihre Leser.

Zum Geburtstag hat die Bücherei ein neues Logo in den Aichwalder Farben bekommen, neue Schilder und neue Leserausweise, alles aus einem Guss gestaltet von der Schorndorfer Agentur Spirit Kommunikation. Eine Werbekampagne mit Karten und Plakaten stellt die verschiedenen Facetten der Bibliothek dar. Auch Sieberts haben ihr ihre Gesichter geliehen, ebenso Bürgermeister Nicolas Fink: Er ist unter der Überschrift „Für Cleverle“ mit einem Comic von Super-Nick abgebildet.

Den Kuchen, den es zur Feier des Tages gibt, haben die vier Bücherei-Mitarbeiterinnen gebacken. Die genähten Taschen, die das Treppenhaus dekorieren, hat eine Leserin zur Verfügung gestellt. Sie leihe oft Bastelliteratur aus, sagt die Büchereileiterin, und „hat uns mal gezeigt, was sie dann so macht aus unseren Büchern“. Und die flotten Zettelhalter aus recycelten Büchern, die man an den beiden Jubiläumstagen basteln kann, gehen ebenfalls auf die Anregung einer Leserin zurück. Ein weltfremder Ort ist diese Bücherei bestimmt nicht, sondern ein sehr kommunikativer.