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Knapp 3000 Exemplare umfasst die Ostereier-Sammlung von Dietberga Peter. Besonders in Osteuropa hat das Färben eine lange Tradition.

FilderstadtVon wegen hohl. Ein Osterei war zu früheren Zeiten in vielen Regionen eine Liebesgabe, das dem Empfänger Leben und Kraft schenken sollte. Deshalb wurde es nicht, wie heute üblich, ausgeblasen. Es wurde sorgfältig aufbewahrt, was nicht ganz ohne Tücken war. Dietberga Peter besitzt noch einige dieser seltenen Exemplare. Sie können in der Sonderausstellung „Vom Osterei zum Schmuckei“ im Filderstadt-Museum in Bonlanden besichtigt werden. Dort zeigt die Wendlinger Sammlerin 700 wunderschöne Ostereier aus verschiedenen Zeiten und Kulturen.

In Anbetracht der Fülle und Pracht geht einem das Herz auf. In Vitrinen und Schaukästen kann man auf zwei Etagen des ehemaligen Rathauses die Vielfalt der Farben und Verziertechniken bewundern. Hier wird deutlich, dass das kunstvolle Färben von Eiern zu Ostern, besonders in Osteuropa, eine lange Tradition hat. Gerade die Brauchtumseier aus der Slowakei, aus Tschechien, Polen, Litauen, Rumänien und Bukowina bestechen durch die kunstvollen Muster. Aber auch die jüngeren Schmuckeier, die zum Großteil von Dietberga Peter selbst bemalt wurden, sind sehenswert. Für Stadtarchivar Nikolaus Back liegt der Reiz der Präsentation in der Mischung aus Tradition und zeitgenössischem, kreativem Umgang mit der Eierdekoration. Die Sammlung von Dietberga Peter umfasst 3000 Exemplare, wobei sie keine Schwerpunkte setzt. „Wichtig sind mir Poesie, Frühling und das Brauchtum“, erklärt die passionierte Sammlerin, die nie ein Ei mit einem Elefanten drauf kaufen oder bemalen würde. „Das hat nichts mit Ostern zu tun.“

Im Miniformat

Bis zu 100 Jahre alte Exponate finden sich in der Sammlung: Eier von Hühnern, Tauben, Gänsen, Schwänen, Wachteln, Straußen und die winzigsten von Zebrafinken. Sie sind gerade mal 15 Millimeter groß und liegen in einer eigenen Mini-Vitrine mit einem filigranen Scherenschnitt von Peter versehen. Nicht ohne Besitzerstolz verweist sie auf die vollen Eier, Erbstücke von ihrer Schwiegermutter aus Bukowina. Sie wurden in den 1930er-Jahren in der Kirche geweiht. „Im Hessischen hat sich die Tradition bis vor 35 Jahren gehalten“, weiß die Sammlerin. Die meisten ihrer vollen Eier halten sich wacker. Wichtig ist eine luftige Aufbewahrung bei gleichbleibender Temperatur, damit der Inhalt trocknen kann und nicht explodiert. Diese Erfahrung musste die Sammlerin allerdings auch machen. Deshalb wurden alle Exponate dezent angebohrt.

Die Eier aus der Slowakei sind mit einem feinen Drahtnetz überzogen, die Kunstwerke aus Ungarn wurden mit Eisen beschlagen. „Mit diesen Arbeiten zeigten die Hufschmiede ihre Geschicklichkeit im Umgang mit feineren Werkstoffen“, so Peter. Auch die farbenfrohen Batikeier aus Tschechien mit ihren grafischen Mustern sind eine Rarität. „Das macht heute keiner mehr“, weiß Peter und erklärt, wie die „Sauerkrauteier“ entstehen. Das Ei wird gefärbt, dann kommt gelbes Wachs drauf und rote Farbe, dann wieder Wachs, wieder Farbe. Am Ende wird das Osterei in einen Sauerkrautsud getaucht, der die Farbe wegätzt und ein reizvolles Muster zum Vorschein bringt.

Verzierung in Etappen

Der aufwendigste Ostereierschmuck mit einer großen Mustervielfalt stammt aus der Lausitz. Ein altes Verfahren ist die Bossiertechnik. Dabei wird das Ei mit Wachs kunstvoll verziert und anschließend eingefärbt. Auf der Stelle mit den Wachsmustern bleibt die ursprüngliche Farbe der Schale erhalten. In mehreren Etappen werden Verzierungen mit Wachs aufgetragen. Die Eier werden anschließend in die Farbbäder getaucht. Am Ende des zeitraubenden Prozederes wird das Wachs abgekratzt und das Osterei besticht mit einer großen Anzahl von Farb- und Mustervariationen. Typisch für die Lausitz sind die Binsenmark-Eier, ein Brauch, der vermutlich aus vorchristlicher Zeit stammt. Das weiße Mark der Binsengräser wird in Spiralen als Symbol des erneuerbaren Lebens, in Blüten als Ausdruck der Freude und in Wellen für den Lebensrhythmus aufgetragen.

Die Kratzeier aus Mähren sind filigrane Mini-Kunstwerke, eingefärbt und die Konturen so ausgekratzt, dass die weiße Eierschale zum Vorschein kommt. Sonntags zeigt Dietberga Peter den Besuchern, wie’s funktioniert und gibt Tipps, dass es klappt. Eine Böhmerwälder Spezialität ist das Aufbringen von feinster Spitze, ohne Anfang und ohne Ende als Zeichen des Lebens. Textileier sind zum Teil geklöppelt, andere zeigen einen Blumenstrauß aus Bändchenspitze, die durch die Schale gestochen wurde oder mit Kreuzstichen verziert ist. Peter verweist auf einen kleinen Stickfehler: „Das ist Handarbeit. Das darf man sehen.“

Motive mit religiösen Themen

Die Ostereier aus Litauen bestechen durch ihre besondere Farbgebung in Pastelltönen. Zwei andere Ostereier sind durchbrochen, ein Gartenzaun und ein Fenster herausgearbeitet. Die Exponate aus Mähren sehen aus, wie mit Gold bemalt. Die schönen Muster setzen sich allerdings aus flachen Strohstreifen zusammen. Besonders anrührend sind Motive aus Sibylle von Olfers „Wurzelkinder“ aus dem Schreiber-Verlag und aus dem Bilderbuchklassiker „Die Häschenschule“. Die bossierten, also mit Wachspunkten verzierten Eier, wirken wie mit Swarovskisteinen verziert. „B’schiss-Eier“ nennt die Sammlerin die Exponate, über die ein Schrumpf-Schlauch gestülpt wird, der sich anpasst, wenn das Ganze erwärmt wird und wie ein Tattoo wirkt. Eine Technik, die in neuerer Zeit in Russland Furore macht.

Eine Vitrine zeigt religiöse Themen, etwa die Gänseeier mit Motiven der mittelalterlichen Glasfenster der Esslinger Frauenkirche oder mit 48 Feldern für die 48 Fastentage in der orthodoxen Kirche. In ihrer eigenen Bearbeitung entwickelt Peter das Brauchtum weiter. Eine Dornenkorne findet sich da oder das „Vaterunser“ in kunstvoller Schrift. Beim Bearbeiten zerbrechen der Sammlerin ganz wenige Eier. Bruch gibt‘s eher beim Aufbauen einer Ausstellung, so Dietberga Peter, die anfügt, wie aufwendig allein das Ausblasen und Säubern der Eier ist. Für ein Ei braucht sie schon mal eine Stunde. Da ist es nicht verwunderlich, dass ein kunstvoll verziertes Osterei 200 Euro und mehr kosten kann.

Die Ausstellung ist bis 28. April, sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Am 21. April bietet Dietberga Peter ab 14 Uhr im Museum Vorführungen an.