Beim Basteln mit Mosaiksteinchen kann man der Fantasie freien Lauf lassen. Foto: Peter Stotz - Peter Stotz

Seit 41 Jahren können Kinder im Sommerlager im Körschtal ungezwungen ihre Sommerferien verbringen. Betreut werden sie zum größten Teil von Ehrenamtlichen.

OstfildernDas Gelände der Körschtalhalle im Ostfilderner Stadtteil Scharnhausen ist derzeit Schauplatz quirliger und bunter Umtriebigkeit. Rund 90 Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren verbringen dort beim Sommerlager der Kinder- und Jugendförderung Ostfildern zwei Ferienwochen mit Spiel, Sport und spannenden Erlebnissen.

Das Ostfilderner Sommerlager kann auf eine beachtliche Geschichte zurückblicken. Seit 41 Jahren erhalten dort Kinder aus der Stadt, die in den Sommerferien nicht wie viele andere mit ihren Familien in Urlaub fahren können, die Möglichkeit, zwei unbeschwerte Wochen unter Gleichaltrigen zu verbringen und gut betreut Spannendes zu erleben und Spaß zu haben. Während vier Wochen sind dabei die Körschtalhalle und das Sport- und Freizeitgelände am Ortsrand von Scharnhausen die Basisstation für die Ferienaktivitäten.

Die Sommerlagerzeit wird in zwei zweiwöchige Blöcke aufgeteilt. Damit haben jeweils bis zu 110 Kinder die Möglichkeit beim Sommerlager dabei zu sein. Die Kinder verbringen ihre Zeit in altersspezifischen Gruppen und werden von insgesamt 15 Ehrenamtlichen betreut. Auch das Leitungsteam aus Jenny Schamm, Stephanie Dieter und Patrick Moser ist mehrheitlich ehrenamtlich besetzt. Einzig Jenny Schamm ist als Pädagogin hauptamtlich bei der Kinder- und Jugendförderung beschäftigt.

„Das Ehrenamt hat Tradition, ebenso wie das Sommerlager selbst. Viele der Betreuer waren schon als Kinder dabei und sind dann wie selbstverständlich Betreuer geworden“, erzählt Schamm. Möglicherweise trage dies mit zum großen Erfolg des Sommerlagers bei. „Für viele Familien ist es zur Institution in der Stadt geworden. Manche der Eltern waren als Kinder selbst dabei, einige waren auch eine Zeit lang Betreuer. Das Gefühl Sommerlager hält an“, sagt Schamm.

Dies mache sich jährlich an der großen Nachfrage bemerkbar. „Die ersten zwei Wochen sind regelmäßig überbucht, sodass wir nach sozialen Kriterien entscheiden“, berichtet Schamm. Dabei spiele das Familieneinkommen eine Rolle, auch besondere soziale Lagen würden berücksichtigt. So sind auch dieses Mal wieder Kinder aus geflüchteten Familien und Inklusionskinder mit von der Partie und, wie Schamm sagt, „von den anderen ganz selbstverständlich voll integriert“.

Das Betreuerteam arbeitet im Vorfeld während vieler Monate ein Programm aus, das Sport und Spiel, Spannung, Erholung und auch Wissenszuwachs bereithält. Das Leitmotiv des diesjährigen Programms ist der griechischen Mythologie entlehnt. Zwei Wochen lang sollen die einzelnen Gruppen dem Göttervater Zeus helfen, seine verschwundene Frau Hera zu finden. „Eine Aufgabe, die man nur gemeinsam meistern kann“, sagt Schamm. Dazu haben sich die Gruppen Namen wie „Die Spartaner“, „Die halbstarken Halbgötterchen“ oder gleich „Die Göttlichen“ gegeben.

Die Gruppen müssen während des Sommerlagers bei Geländespielen Aufgaben erfüllen und bei einer Nachtwanderung mit Gruseleffekten bestehen. Auch eine gemeinsame Übernachtung in der Halle und Ausflüge stehen auf dem Programm. An anderen Tagen wird gespielt und gebastelt, Zaubertricks, Tanz und Akrobatik werden eingeübt, sportliche Fähigkeiten können beim Fußball oder beim Parkour ausgetestet werden. An einem Nachmittag hat sich die Feuerwehr Scharnhausen für eine Wasserschlacht angesagt.

Wie Jenny Schamm betont, stehe bei all dem immer der Sommerspaß an erster Stelle, denn die Ferien sollten nicht überfrachtet werden. Dennoch gebe es beachtliche Langzeitwirkungen. Die Kinder würden individuell gefördert und ihre sozialen Kompetenzen gesteigert. „In diesen zwei Wochen sind Freundschaften entstanden, es wächst etwas zusammen. Das Sommerlager ist eine sehr familiäre Sache. Beim Abschied fließen oft Tränen und man merkt, es wirkt über den Tag hinaus“, stellt Schamm fest.