Der erfahrene Orgelbaumeister reinigt die Pfeifen. Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Behutsam reinigt der Orgelbaumeister Klaus Rensch die Pfeifen des Instruments in der Wendlinger Eusebiuskirche. Im Hof hinter dem Gotteshaus arbeiten er und sein Team hoch konzentriert, denn die 1278 Pfeifen in ganz verschiedenen Größen werden alle mit einem speziellen Reiniger poliert. Seit einem Monat ist der Experte täglich in der Kirche. Er sorgt dafür, dass das Instrument wieder richtig klingt. Wenn die Pfeifen gereinigt, getrocknet und wieder eingebaut sind, wird die Orgel neu gestimmt. „Durch das Reinigungsmittel verändert sich der Klang“, sagt der versierte Instrumentenbauer. Da kommt es auf feinste Nuancen an.

Dieser Auftrag ist für Rensch etwas Besonderes, denn 1958 hat sein Vater Richard die Orgel in der Werkstatt in Lauffen am Neckar gebaut. Vorsichtig streicht er über das frisch polierte Holz des Gehäuses. Der Sohn ist stolz auf die Baukunst des Vaters. Viel habe er von ihm gelernt. Lange arbeitete er in der Werkstatt der Familie, hat auch selbst Orgeln gebaut. Allerdings hat sich Klaus Rensch inzwischen darauf spezialisiert, die aufwendig konstruierten Instrumente zu reparieren und zu reinigen. Historische Instrumente wieder zum Klingen zu bringen, fasziniert ihn.

Hilfe bekommt Rensch in den Ferien von seinem ehemaligen Mitarbeiter Jörg Tobias. Der Kunst- und Musiklehrer arbeitet inzwischen an der Wendlinger Ludwig-Uhland-Schule. „Ich freue mich, wenn ich mich in den Ferien mal wieder dem Handwerk widmen kann“, sagt der ehemalige Orgelbauer. Seinen Schülern will er den Reiz der Kirchenmusik nahe bringen. Daher freut sich Tobias, dass er an den Arbeiten mitwirken darf.

Rein mechanisch

„Dass dieses Instrument rein mechanisch funktioniert, macht seinen großen Reiz aus“, findet Urs Bicheler, der Kantor und Organist der Kirche. Er ist sehr froh, dass die evangelische Kirchengemeinde die sogenannte Ausreinigung des Instruments finanziert. 28 000 Euro kostet es, den Schmutz zu entfernen, kaputte Bauteile auszutauschen und etwas umzubauen. „Bei kleinen Reparaturen war es früher regelrecht gefährlich, in das Instrument zu klettern und nachzuschauen, was kaputt ist“, sagt Bicheler, der selbst als Orgelsachverständiger zugelassen ist und andere Kirchen berät. Jetzt ist die Orgel etwas vorgezogen und ein Treppchen aus Metall eingebaut, damit leicht ins Innere zu kommen ist. „Eine Riesenerleichterung“, findet der Wendlinger Kantor. Nach den Sommerferien darf er wieder auf dem Instrument spielen. Derzeit finden die Gottesdienste in der Johanneskirche in der Stadtmitte statt. Gelegentlich schaut Bicheler bei den Orgelbauern vorbei, um sich vom Baufortschritt zu überzeugen. „Die arbeiten so routiniert, dass ich kaum helfen kann“, sagt der junge Kirchenmusiker und lächelt. So hat er Zeit, sich in aller Ruhe auf die nächsten Konzerte in Wendlingen vorzubereiten.

Der Wunsch des jungen Kirchenmusikers ist es, das in die Jahre gekommene Instrument technisch auf den neuesten Stand zu bringen. „Die moderne Kirchenmusik hat sich weiter entwickelt“, sagt Bicheler, der im Zweitberuf bei der Evangelischen Landeskirche Studienleiter für die musikalische C-Pop-Ausbildung ist. Klaus Rensch hat aus seiner Sicht „ein spannendes Konzept vorgelegt, mit dem das Instrument um fünf Pfeifenreihen erweitert werden soll, aus denen bis zu zehn neue Register abgeleitet werden könnten“. Damit könnten er und die Gastorganisten auch Kompositionen aus dem 20. Jahrhundert spielen. Aber auch Werke der Romantik erfordern ein sehr viel breiteres Klangspektrum, als es die Orgel zurzeit hat. Ob dieser Traum Wirklichkeit wird, vermag er nicht zu sagen. „Dafür müssten wir einen erheblichen Spendenbeitrag aufbringen“, sagt er. 80 000 Euro würde es kosten. Da sieht Bicheler Chancen, „wenn wir uns fantasievolle Spendenaktionen einfallen lassen“. Fünf bis sieben Jahre werde man brauchen. Er freut sich, dass die Wendlinger sein kirchenmusikalisches Konzept annehmen, „auch wenn die Orgelmatineen noch besser besucht sein könnten“. Er freut sich, dass sich ein Stammpublikum gefunden hat, das dieses Angebot sehr zu schätzen weiß.

www.kirchenmusik-wendlingen.de