Zimmermeister Eberhard Scharpf führt Handwerker-Präsident Rainer Reichhold und Staatssekretärin Katrin Schütz alte Kunst vor. Foto: Klemke Quelle: Unbekannt

Ob virtuelles Schweißen oder schweißtreibendes Hobeln: Zum bundesweiten Tag des Handwerks stellten am Wochenende 16 Innungen aus dem Landkreis ihren Handwerksberuf im Freilichtmuseum Beuren vor. Unter dem Motto „Faszination Handwerk - Tradition trifft Innovation“ konnten sich die Besucher nicht nur informieren, sondern gleich mit anpacken.

Von Matthäus Klemke

Immer wieder holt der Schmied mit seinem Hammer aus und schlägt auf den glühenden Metallbolzen ein - mit brachialer Gewalt, aber doch präzise formt er den Stab so, wie er es gelernt hat. Die vielen Zuschauer drum herum halten vorsichtshalber Abstand. Gleich nebenan in der Lehmbauhütte geht es weit weniger heiß und laut zur Sache: Mit einem eigens entworfenen Helm, der mit Kamera und Sensor ausgerüstet ist, taucht der Besucher in eine virtuelle Welt ab, in der er mit dem Schweißgerät umzugehen lernt. Diese Szene am Stand der Metall-Innung beschreibt ganz gut, was den Besuchern im Freilichtmuseum Beuren am Samstag und Sonntag zum Tag des Handwerks geboten wurde: Traditionelles Handwerk traf auf moderne und innovative Technik.

Das war schließlich auch das Motto, unter dem die Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen, das Bündnis zur Fachkräftesicherung und die Wirtschaftsförderung des Landkreises in Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum das Aktionswochenende veranstaltet haben. „Und wo könnte man dieses Motto besser umsetzen als hier im Freilichtmuseum?“, sagte Rainer Reichhold, Präsident des baden-württembergischen Handwerkstages, bei der Eröffnung am Samstagvormittag im Hopfensaal des Museums. „Denn wer hätte sich früher vorstellen können, dass man Häuser abtragen und sie an anderer Stelle exakt gleich wieder aufbauen kann?“, fragte er mit Bezug auf die traditionellen Bauernhäuser im Museumsdorf.

Werbung wolle man für die Handwerksberufe machen, immerhin herrscht in vielen Betrieben seit Jahren Azubi-Mangel. „Als Landkreis ist es uns ein Anliegen, den Nachwuchs am Ort zu halten und damit die Fachkräfte für morgen zu finden“, so Markus Grupp, Kreiswirtschaftsförderer.

Katrin Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, wies auf die vielen unbesetzten Ausbildungsplätze im Handwerk hin und plädierte: „Es ist die gemeinsame Aufgabe von Land, Handwerksorganisationen und Betrieben, verstärkt für eine Ausbildung im Handwerk zu werben.“

Von virtuell bis manuell

Museumsleiterin Steffi Cornelius führte die Gäste - darunter auch CDU-Landtagsabgeordneter Karl Zimmermann und Kreishandwerksmeister Karl Boßer - über das Gelände zu den Ständen der ausstellenden 16 Innungen und Partnern des regionalen Handwerks. Bei den zahlreichen Stationen hieß es nicht nur gucken und staunen, sondern selber machen. So packte Staatssekretärin Schütz gleich mit an, als es am Stand der Bau-Innung darum ging, zu zeigen, wie eine Mauer hochgezogen wird. Die vielen Jugendlichen im Museumsdorf interessierten sich allerdings viel mehr für den Bau-Bus, den die Innung mitgebracht hatte. Hier bekam man die Chance einen virtuellen Spaziergang über eine Baustelle zu machen und dabei Fragen rund um den Beruf zu beantworten. Besonders anschaulich traf Tradition auf Innovation in einem der Bauernhäuser: Hinter den Mauern des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert, präsentierte die Elektro-Innung ein selbst gebautes Smart-Home - ein Haus, das mit modernster Elektrotechnik funktioniert.

Dass er handwerklich noch immer versiert ist, zeigte Handwerkstags-Präsident Reichhold beim Umgang mit dem Hobel bei den Schreinern. Und zur Stärkung durfte natürlich auch ein Besuch im Backhaus nicht fehlen. Neben frischen Käsebrötchen gab es obendrauf noch einen Appell von Bernd Sigel, Geschäftsführer der Bio-Bäckerei Scholderbeck aus Weilheim, der derzeit einen Flüchtling aus Gambia ausbildet: „Die Leute wollen arbeiten, aber die müssen bleiben dürfen.“