Gerdi Schlöffel, Jonas Rössle, Elisabeth Krauss, Maria Prokosch, Hannelore Marx und Jochen Rössle (von links) spielen „Azul“, das Spiel des Jahres 2018. Foto: Messering - Messering

Seniorinnen kommen ins Hochdorfer Jugendhaus, um dort im Rahmen des Sommerferienprogramms zusammen Brett-und Kartenspiele zu spielen. Den Spielenachmittag gibt es aber auch während der Schulzeit jeden Donnerstag und einmal im Monat auch sonntags.

Hochdorf Völlig vertraut gehen die Seniorinnen miteinander und mit dem zehn Jahre alten Jonas um. Ihre Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Sie spielen „Skull King“. Die Karten fliegen geradezu über den Tisch. „Das Spiel ist ein Klassiker. Wir sind quasi Profis darin“, erklärt Jochen Rössle, Sozialpädagoge und Leiter des Jugendhauses Skunk in Hochdorf.

Um den Spieltisch herum beschäftigen sich andere Kinder mit Billardspielen, sitzen am Computer oder rennen durch den Garten. Doch Jonas widmet sich lieber den Karten- und Gesellschaftsspielen. „Diese Begeisterung für Spiele hat er wahrscheinlich von mir“, sagt sein Vater Jochen Rössle. Die Spielerunde ist im Rahmen des Ferienprogramms der Gemeinden Reichenbach und Hochdorf zusammengekommen. Das Angebot gibt es jedoch auch jeden Donnerstag während der Schulzeit.

Aus einem Ferienprogramm heraus entstanden, hält sich die Idee des gemeinsamen Spielens nun schon seit mehr als zehn Jahren. Einmal im Monat gibt es den Spielenachmittag auch sonntags. Dann haben auch die Familien Zeit. „Die Kontinuität ist das, was unser Angebot so besonders macht“, erklärt Jochen Rössle. „Es ist zwar nicht jeder immer da, aber man hat die Gewissheit, dass immer etwas los ist.“ Die Frauen nicken zustimmend.

„Gerdi hat gewonnen“, ruft Jonas, dann räumt er das Kartenspiel auf. Generell ist es im Raum ruhig. Es wird sehr viel Wert auf Kommunikation und Gespräche gelegt, sagt der Jugendhausleiter. Deshalb bleibt die Musik aus. „Mir ist es besonders wichtig, dass neben den Spiele-Klassikern auch immer neue Spiele da sind. Ich behalte den Markt ständig im Auge. Dadurch lernt man immer Neues kennen“, erzählt er. Heute hat er das Spiel des Jahres 2018 mitgebracht: „Azul“. In aller Ausführlichkeit und Geduld erklärt Rössle den Ablauf des Spiels. Jonas muss gar nicht zuhören, da er das Spiel schon kennt: Es geht darum, den Palast des portugiesischen Königs mit Mosaik zu kacheln.

Manchmal bekommt das Jugendhaus auch solche neuen Spiele von den Verlagen zugeschickt. Außerdem veranstalten verschieden Verlage Turniere, welche dann im Jugendhaus ausgetragen werden. Jetzt steht zum Beispiel die „Amigo-Spielezeit“ an. Dabei wird jeden Monat ein bestimmtes Spiel gespielt, bei dem die Teilnehmer Punkte sammeln. Wer am Ende die meisten Punkte hat, kommt in einen Lostopf und hat die Chance auf einen Preis. Darauf freut sich die Gruppe schon. „Wir profitieren nicht nur von den kostenlosen Spielen, die wir erhalten. Es spornt viele auch zum Spielen an“, schildert Jochen Rössle.

Die Seniorinnen bilden den Stamm

Die vier Seniorinnen bezeichnen sich als Stammgruppe. Sie sind immer da, wenn sie es schaffen. Hannelore Marx, 84 Jahre, schildert warum: „Dass man immer ein bisschen hirnen muss, das ist der Hauptgrund, warum ich immer komme. Man wird immer neu herausgefordert. Außerdem macht es halt Spaß.“ Die Reichenbacherin Maria Prokosch, 78 Jahre, ergänzt: „Ja, genau, ich spiele halt einfach gern.“ „Aber nicht um Geld. Nur um Punkte“, wirft die 77-jährige Elisabeth Krauss ein. Die Gruppe muss lachen. Sie sind sich einig, dass es besser ist, gemeinsam Zeit zu verbringen, als alleine zu Hause zu sitzen. „Gerdi hat schon wieder gewonnen“, ruft Jonas. Also steht die 69-jährige Gerdi Schlöffel auf, läuft zum vollen Spieleschrank und bringt ein neues Spiel an den Tisch.

Nächster Termin der „Amigo-Spielezeit“ ist am 6. September, danach jeden Donnerstag von 14.30 bis 18 Uhr.