Alfred Mittermeier Quelle: Unbekannt

Der Kabarettist Alfred Mittermeier verteilte auf dem 3-K-Festival in Köngen verbale Seitenhiebe. Anschließend zeigte die Band Tote Ärzte, wie unglaublich lebendig sie sind.

KöngenGegensätzlicher hätte das Programm des 3k-Festivals in Köngen kaum sein können. Und genau diese Vielfalt hat wohl dafür gesorgt, dass die Eintrittskarten fürs Burgschul-Areal schnell ausverkauft waren. So erlebte ein bunt gemischtes Publikum zuerst einen Abend voller lyrischer Seitenhiebe mit der Mistgabel und tanzte danach gemeinsam mit der Band „Die Toten Ärzte“.

Fürs Ausmisten war Comedian und Kabarettist Alfred Mittermeier aus dem Nachbarland Bayern nach Köngen gekommen und taufte die Gemeinde, die im schwäbischen Kengga ausgesprochen wird, in Könken um. Das Publikum verzieh dem Kurzreingeschmeckten lachend den örtlichen Fauxpas und lauschte viel lieber dem heimeligen bayrischen Dialekt. Mittermeier hielt sich auch gar nicht lange mit dörflichen Sperenzien auf, sondern kümmerte sich sofort um sein Heimatland: Bayern. Als wollte er selbst Deutschland ausmisten – so lautet sein aktuelles Programm – machte er sich Gedanken um Bavaria und die Loslösung vom Rest der Deutschen. Das Sprachgenie ließ Gag auf Gag folgen, manchmal und immer öfter in Reimform wechselnd. Dabei verglich er auch mächtige Männer der Welt mit einem Klamauk-Paar aus der Zeit des Schwarzweiß-Fernsehens.

Wieder in der Landespolitik angelangt erklärte Alfred Mittermeier Brüssel als Auffanglager für gestrandete Politiker und bewertete die Mitte zwischen den Parteien. Symbolisch hatte der Kabarettist die Mistgabel dabei und pikste damit den einen oder anderen. Da dieses Gerät zum Ausmisten vornehmlich im Kuhstall verwendet wird, kümmerte sich Mittermeier auch um das Endprodukt aus dem Stall. Der Milch misst er eine zunehmende Bedeutung zu und prophezeite, dass Milch bald billiger sei als Wasser. Er vermutete, dass die Feuerwehr bald mit Milch zum Löschen ausrückt. Das Weihnachtsthema brachte den lyrischen Ausmister dann zum eigenen Widerspruch: Hatte er kurz zuvor noch verkündet, nichts aus dem Land der Kopierer zu kaufen, verriet er dem schmunzelnden Publikum, jedes Jahr einen Plastiktannenbaum aus China zu bestellen. Gekonnt zog er sich aus der Affäre: „Ich habe ja ein 30-tägiges Rückgaberecht.“

Panzer mit Kindersitz

Zur Freude der ausverkauften Ränge nahm Alfred Mittermeier die deutschen Politiker auf die Schippe und monierte: „Jedes Land, das wählen darf, hat die Regierung, die es verdient.“ Selbst die Landesverteidigung war vor ihm nicht sicher. So stellte er sich die künftigen Panzer der Bundeswehr solarbetrieben vor und – damit die Armee familientauglich wird – mit Schalensitzen für die Kinder.

Während gut zwei Stunden verblüffte und amüsierte Mittermeier ein begeistertes Publikum, das gespannt lauschte und viel lachte. Während sich die Zuschauer in den hinteren Rängen nun an der Bar und an Grill mit Leckereien eindeckte, halfen die Besucher der vorderen Reihen, deren Bänke wegzuräumen. Es sollte Platz zum Tanzen und Abrocken geben. Der Plan ging auf und in kurzer Zeit war vor der Bühne viel Platz, obwohl sich nach Mittermeiers Auftritt niemand verabschiedete. Alle warteten nun auf den nächsten Act: „Die Toten Ärzte“ aus Hamburg waren angesagt. Seit mehr als 20 Jahren liefert das Powerpaket Songs aus nahezu 35 Jahren Rockgeschichte und wie es die Namenskombination schon sagt, vornehmlich von den „Toten Hosen“ und den „Ärzten“.

Früher standen der Chefarzt Jey und sein OP-Team als Anheizer für Peter Maffay, Juli oder Silbermond auf der Bühne. Heute ist der Name gegensätzliches Programm. Denn: Auf der Bühne und im Publikum ist ganz schön viel Leben. So begannen die „Toten Ärzte“ ihr Konzert auch gleich mit „Alex“ und brachten die eh schon aufheizte Stimmung auf den Siedepunkt. Das bunt gemischte Publikum sang begeistert mit und freute sich, dass der Bandleader kurzerhand von der Bühne sprang und mit den Zuschauern auf Tuchfühlung ging. Die Coverband rockte die Bühne auf dem Burgschul-Areal. Gassenhauer folgten auf Dauerbrenner wie etwa „An Tagen wie diesen“. Es war eine Party pur in Köngen. Ein Festival, von dem nicht nur die Besucher profitierten und noch lange in Erinnerung schwelgen können, sondern auch das Jugendhaus Trafo. Für die Jugendräume im neuen Gemeinwesenhaus konnte das Pfand – oder einfach so – gespendet werden.