Christoph, Karl und Michael Well (von links) sind Foto: Bail - Bail

Ein ungewöhnliches Trio erlebten die Besucher in der Gemeindehalle Altbach. Im Gepäck der bayerischen Well-Brüder waren satirsche Texte und Stuben-Musi. Dabei ging es nicht immer politisch korrekt zu.

AltbachDie drei Well-Brüder stehen nicht einfach auf der Bühne, blasen den Altbachern den Marsch und erzählen ein paar Schmankerln mit Lokalkolorit dazu. Vielmehr geben sie, Filz, Korruption und politische Schräglage im Visier, mit ihren sarkastisch-bissigen Geschichten und schwarz-humorigen Anekdoten einen Einblick in den bayerischen Mikrokosmos und die Zuschauer in der nahezu ausverkauften Gemeindehalle sind, wie die Jahre zuvor, restlos begeistert. Zum vierten Mal hat der CVJM Altbach die Formation engagiert: 2010 noch in der alten Besetzung als Biemösl Blosn, vier Jahre später als Well-Brüder aus’m Biermoos mit Christoph, Michael und Karl statt Hans Well und 2017 mit Gerhard Polt in Esslingen.

Die meisten Besucher wussten, was auf sie zukommt, das merkte man an den Reaktionen auf die Running Gags in den verschachtelten Geschichten aus dem legendären Hausen, dem Heimatdorf des musikalischen Trios. Seinen Durchbruch schaffte der bayerische Ort mit der Firma „Rupp Rohre Rohrbach“. Wenn Christoph Well des „R“ langanhaltend durch die Kehle rollen lässt, steht der Saal Kopf. Nun, der „Global Player“, der eigentlich aus dem Nachbardorf stammt, errichtete nämlich die Weihwasser-Pipeline „Andechs-Altötting-Tuntenhausen“.

Die zweite Sensation ist der Kreisverkehr, „eine Unverschämtheit“. Der Radius wurde so eng gewählt, dass das neue Löschfahrzeug nicht um die Kurve kommt und immer geradeaus drüberbrettern muss. Alles Schiebung, wissen die Well-Brüder, nur weil die Hausener Feuerwehr immer als erste am Einsatzort war. Dabei glänzt der Ort mit seiner 3000-jährigen Geschichte durch ein reges Vereinsleben; „Am wichtigsten ist die Freiwillige Feuerwehr.“

Mit der Figur des Traxl Toni, seines Zeichens Kreisheimatpfleger, weht der bierselige Atem der lokalen Geschichte durchs Programm. Er fand nicht nur heraus, dass Ötzi einst in Hausen ins Gymnasium gegangen ist, allerdings zu einer Zeit, als es noch G3 gab. Sogar Georg Friedrich Händel, der Schöpfer der Wassermusik, fuhr durch Hausen. „Auf dem Weg von Wien nach London kommst du nicht um Hausen rum.“ Auch dem Komponisten brach der Kreisverkehr das Genick beziehungsweise der Postkutsche ein Rad. Händel musste warten; so entstand „Die große Feuerwehrmusik“. Logisch, dass die Well-Brüder das Musikwerk mit abstrusen Satzbezeichnungen wie „Prosecco“ und „spiritus sancuts“ virtuos zu Gehör brachten. Alle drei sind nicht nur wahre Multi-Instrumentalisten, sie beherrschen die Vielzahl der klangerzeugenden Apparaturen meisterhaft. Christoph Well spielte gar als Teenager bei den Münchner Philharmonikern als Solotrompeter.

Im Kontrast zu den satirischen Texten steht die traditionelle Stuben-Musi, bei der die Well-Brüder alles blasen, was Holz und Blech hergeben, von der Klarinette über die Tuba bis zum Alphorn. Harfe und Zither werden gezupft, die Ziehharmonika gequetscht, Percussioninstrumente und das „hölzerne Glachter“ (hölzernes Gelächter), eine Art Xylophon, geklopft. Der Bayern-Rap auf das G8 dürfte mit dem Refrain „veni, vidi, fick di“ der Hit bei allen Schülern sein. Der Che-Guevara-Rumba ist auf köstliche Weise ebenso politisch unkorrekt wie der Integrationsjodler zum Mitmachen und das Loblied auf Bayern als „Vorstufe zum Paradies“ mit einer Landschaft, in die „weder schwarz-weiße Kühe noch Neger reinpassen“.

Die Well-Brüder sparen in ihren fiktiven, skurrilen Erzählungen nicht mit Sarkasmus, der teilweise an die Schmerzgrenze geht und effektvoll dafür sorgt, dass den Zuhörern schon mal die Lacher im Hals stecken bleiben. Dann wird munter gereimt: „Bestechlichkeit und Korruption“ gehören in Bayern zur Tradition. Wen wundert’s dass die Well-Brüder noch in der alten Formation mit ihren verbalen Watschn und frechen Alliterationen wie „unter der kleinsten Steppdecke könnte der größte Depp stecken“ manch politischen Eklat verursachten.

In den Musikern und Satirikern stecken noch weitere Talente. Sie können auch tanzen. Zur „Zuchtperle der Volksmusik“ führte Christopher Well in Krachledernen einen Schuhplattler auf, Karl, entsprechend der Physiognomie, einen Bauchtanz und bei Michael wurde die Berufung als Tanzmeister mit dem beineschwingenden Highland Dance deutlich. Nicht nur dafür gab es tosenden Applaus.