Menschen im Zugabteil zaubern Bernd Gleich (links) und Andreas Gollmann auf das Kleinkunst-Brettl. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Seit zwölf Jahren veranstalten Andreas Gollmann und Franziska Körner-Gollmann im ehemaligen Gasthaus „Krone“ in Bonlanden Kleinkunstabende. Die Kronen-Komede zieht Publikum weit über die Region hinaus an. Neben Gastspielen nehmen die zwei mit ihrem Hausensemble in Sketchen auch die Unzulänglichkeiten der Schwaben aufs Korn.

FilderstadtMit einem Witz fing alles an. Ein Gast, der die Besenwirtschaft von Andreas Gollmann und Franziska Körner-Gollmann im ehemaligen Bonländer Gasthaus „Krone“ besuchte, wünschte sich eine improvisierte Bühne – etwa so wie die „Speaker’s Corner“ im Londoner Hyde Park: „Da könnte dann jeder was Humorvolles vortragen.“ Die Idee gefiel den Eheleuten so gut, dass sie kurzerhand im Gastraum ein Brettl für die Kleinkunst aufbauten. Gerade mal 3,5 mal zwei Meter groß ist das Podium, auf dem Kleinkünstler aus der Region auftreten. Aus dem Experiment wurde die Kronen-Komede, die inzwischen Gäste aus der ganzen Region anzieht.

„Wichtig ist uns, dass das Niveau stimmt“, sagt Andreas Gollmann. Deshalb setzen er und seine Frau auf über die Region hinaus bekannte Namen wie die schwäbische Schwertgosch Link Michel aus Neuffen, das Mundart-Duo „Hillus Herzdropfa“, die Popsängerin und Landesschau-Moderatorin Tatjana Geßler, Travestie-Kultfigur Wommy Wonder oder Kleinkunstpreisträger Frank Sauer mit seinem politischen Kabarett. Auch der schwäbische Liedermacher Dieter Huthmacher aus Pforzheim ist dem Haus seit Jahren verbunden.

Seit zwölf Jahren entwickeln die Gollmanns ihr Konzept einer schwäbischen Kleinkunstbühne. Zu den unterhaltsamen Programmen gibt es Maultaschen oder Braten, die Franziska Körner-Gollmann selbst in der heimeligen Küche zubereitet. Dazu wird schwäbisch-schlonziger Kartoffelsalat serviert, von dem Gäste wie Künstler schwärmen. „Dafür habe ich Hildegard und Claudia“, verrät die Chefin der Kronen-Komede. Als gute Seele des Hauses empfängt Bernd Gleich die Gäste. Der Rentner ist nicht nur stellvertretender Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Kleinkunst auf den Fildern, der die Kronen-Komede unterstützt. Wenn die Gäste zu den Vorstellungen in den Saal des ehemaligen Gasthauses Krone kommen, das noch bis in die 70er-Jahre eine Metzgerei war, gibt Gleich jedem ein Glas Sekt in die Hand. Auch nette Worte dürfen da nicht fehlen. „Jeder soll sich willkommen fühlen, ganz individuell.“ Gastgeber zu sein, das reizt den Mundart-Fan.

Da das Ehepaar Gollmann auch selbst leidenschaftlich gerne auf der Bühne steht, haben die zwei mit begeisterten Mundart-Laien die „Kronen-Komedler“ gegründet. Sie schauen den Schwaben aufs Maul, nehmen deren Schwächen liebevoll auf die Schippe – wie etwa die sprichwörtliche Sparsamkeit. Mal spielen die Männer und Frauen Szenen in der Kirche, um die Doppelmoral mancher Christen zu entlarven. Oder sie sitzen im Zugabteil und verspotten Bildungsbürger. Alle verfolgen sie das gleiche Ziel. Sie möchten die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Lachen bringen. Bis zu 60 Besucher haben in dem ehemaligen Gastraum Platz. „Dann wird das aber schon ganz schön eng“, findet Andreas Gollmann. Meist seien die Auftritte der Gastkünstler und des Hausensembles schon Monate vorher ausverkauft.

Nicht nur die Gäste wollen Franziska Körner-Gollmann und ihre Mitstreiter verwöhnen. „Wir schaffen für die Künstlerinnen und Künstlern vor den Auftritten eine Wohlfühl-Atmosphäre.“ Deshalb erfüllt die gelernte Kauffrau fast alle kulinarischen Wünsche für die Garderobe, „auch wenn sie mal extravagant sein sollten.“ Sie freut sich, wenn bekannte Gesichter wie die SWR-Moderatorin Tatjana Geßler gerne in Bonlanden auftreten. Die Fernsehjournalistin spielt mit ihrer Band Pop und Jazz. Außerdem liest die Tierschützerin aus ihren Büchern. Seit den Anfängen ist die Kultfigur Fräulein Wommy Wonder alias Michael Panzer dabei. „Die Kronen-Komede ist so etwas wie eine Heimat“, schwärmt der weit gereiste Künstler, der Travestie und Satire zu einem erfrischenden Cocktail mixt. Mit seinen Programmen füllt der studierte Germanist und Katholische Theologe weit über die Region hinaus und in ganz Deutschland die Säle. „Da genieße ich es, in Bonlanden mit Maultaschen und anderen guten Sachen verwöhnt zu werden.“ Den Nellinger begeistert „die Herzlichkeit, mit der das Team allen begegnet.“

Stammgast ist auch der Freiburger Frank Sauer, Träger des baden-württembergischen Kleinkunstpreises 2012. Er ging einst in Stetten bei Leinfelden-Echterdingen zur Schule, gastiert deshalb besonders gerne auf den Fildern. „Mir gefällt besonders die große Nähe zum Publikum, die hocken einem ja fast auf dem Schoß.“ Von der Gastlichkeit der Gollmanns ist Sauer angetan: „Da herrscht eine echte Wohlfühlatmosphäre, jeder Künstler wird auf Händen rein- und wieder rausgetragen.“ Liebevoll spricht Sauer, der als Kabarettist quer durch Deutschland reist, von seinem „Kronenkomedenjuwel“ in Bonlanden.

Mit gemeinsamen Musical-Programmen treten die Köngener Sängerin Lisa Lukoschek und der Altbacher Entertainer Peter Anders auf. Obwohl die beiden eher auf Hits als auf Mundart setzen, waren ihre ersten Auftritte so erfolgreich, dass die Kronen-Komedler sie gleich in ihr Hausprogramm „Oifach schräg“ aufnahmen. „Man fühlt sich von Anfang an wohl, weil es so familiär ist“, findet die 26-Jährige. Peter Anders lernte die Gollmanns beim 40. Geburtstag seiner Schwester Christiane kennen. Den feierte sie mit Wommy Wonders „Dinner & Show“ in der Kleinkunstbühne. „Da bat mich Wommy auf die Bühne“, erinnert sich Anders, der schon seit Jahren als Sänger auftritt. Weil die Gäste begeistert waren, gehört der 40-Jährige seitdem zum festen Stamm. Anders genießt besonders „die große Wertschätzung, die wir Künstlerinnen und Künstler beim Team der Kronen-Komede erfahren.“ Und Andreas Gollmann freut sich, dass das Künstler-Duo Lukoschek und Anders „den Geschmack der jüngeren Generation trifft“.