Zwischen Ulla Kien, Florian Grunow, Peter Anders Foto: Markus Brändli - Markus Brändli

Mit schwäbischen Lustspielen begeistert das Ober- und Unteraicher Dorftheater die Besucher im Gasthaus Rössle in Wolfschlugen. Die Laienspieler wollen ihr Publikum bestens unterhalten. Für die Bewirtung sorgen Ursula Klett und ihr engagiertes Team.

WolfschlugenZu den Klängen des russischen Volkslieds „Kalinka“ tanzt Edeltraud Lutz über die Bühne des Gasthauses Rössle in Wolfschlugen. In der Rolle der Zimmerwirtin Erna Klemmerle heißt sie so ihre angeheiratete Verwandte Kalinka Gruber, eine junge Russin, willkommen. Damit bringt die leidenschaftliche Laienspielerin das Publikum herzhaft zum Lachen. „Die Leute gut unterhalten, das ist unser Ziel“, sagt Lutz, die das Ober- und Unteraicher Dorftheater leitet. Noch bis zum 28. März ist das Lustspiel „Flitterwocha zu siebt“ im urigen Lokal in der Nürtinger Straße 15 zu erleben.

Regisseurin Anita Buchholz hat eine schwäbische Fassung des Stücks geschrieben, das in einer Pension auf der Schwäbischen Alb spielt. Da will Axel Gruber mit seiner frisch angetrauten Kalinka die Flitterwochen verbringen. Zur Ruhe kommt das junge Paar allerdings nicht. Dass Kalinka anders als im Original keine Deutsche ist, liegt an der Spielerin Natascha Landmann. Mit ihrem charmanten Akzent bringt die junge Frau mit russischen Wurzeln Vielfalt in das Mundarttheater. „Ich wollte unbedingt mitmachen.“ Darüber freuen sich auch die älteren Ensemblemitglieder wie Roland Fahlisch. „Das bringt Farbe rein, die Gesellschaft wird ja auch immer bunter“, findet der Freizeitmime aus Leinfelden-Echterdingen. Als stellveretretender Vorsitzender des Vereins wünscht er sich mehr junge Spieler.

„Doppel-Axel“ aus Altbach

Zu den jüngeren Mitgliedern zählen auch Peter Anders und Florian Grunow. Das Paar aus Altbach teilt sich die Rolle des Axel Gruber, denn Anders steht auch als Schlager- und Musicalsänger mit seinen Musikprojekten auf der Bühne. „Da schaffe ich 30 Spieltermine nicht“, sagt der 40-Jährige, der im nächsten Stück beim Ober- und Unteraicher Dorftheater Regie führen will. Ist es für das Paar denn ein Problem, die gleiche Rolle zu spielen? „Erst wollten wir das eigentlich nicht“, sagt Grunow. Denn er habe vermeiden wollen, dass da eine Konkurrenz entsteht. Inzwischen aber findet er die Lösung prima: „Jeder von uns hat seinen eigenen Zugang, und dem Publikum macht beides Spaß.“ Das sieht auch Peter Anders so: „Mir schafft das terminlich Freiräume. Und so konnte ich Anita Buchholz schon mal bei der Regie über die Schulter schauen.“ Beim „Doppel-Axel“ hänge wegen der geteilten Rolle daheim im Neckartal also keinesfalls der Haussegen schief. Lernen die zwei ihre Rolle dann auch mal gemeinsam? „Das ist eher schwierig, denn wir lernen ganz unterschiedlich“, sagt Anders. Florian Grunow, der seit seiner Zeit an der Waldorfschule Theater spielt, lernt die Texte Wort für Wort auswendig, hat sie in den Vorstellungen immer perfekt drauf. Das bewundert Peter Anders: „Dagegen improvisiere ich schon mal.“ Deshalb, so ist Anders überzeugt, gebe es zwischen den beiden aber auch keine Konkurrenz.

Hilda, den nervtötenden Stammgast aus Norddeutschland, spielt Ulla Kien. „Für mich ist das Laientheater ein toller Ausgleich zum Beruf“, schwärmt die Spielerin, die in der Pflege tätig ist. Sieghard Pertenbreiter aus Kohlberg war jahrelang Zuschauer beim Dorftheater. Jetzt ist der Fernfahrer in Rente, hat sich so einen Jugendtraum erfüllt: „Ich wollte immer mal auf der Bühne stehen“, sagt der Schwabe. Im Team des Dorftheaters fühlt er sich wohl. Gemeinsam mit Eva Ferenczy-Vass spielt er ein Liebespaar, das in die Turbulenzen verstrickt wird.

Ein großes Geschenk ist es für Edeltraud Lutz, „dass wir mit dem ‚Rössle’ eine perfekte Spielstätte haben.“ Es gebe immer weniger Wirtschaften, die einen so wunderbaren Saal und die passende Bühne hätten. Mit ihren 80 Jahren arbeitet die Wirtin Ursula Klett immer noch hinter der Theke mit. „Ich öffne das Lokal für das Theater und den Seniorentanz, aber auch fürs Theater“, sagt die Wirtin aus Leidenschaft, die eigentlich gelernte Bauzeichnerin ist. Umso mehr freut sie sich, dass ihr Sohn Ralph, der im Hauptberuf als IT-Spezialist arbeitet, schon jetzt mitarbeitet und das ‚Rössle’ mal übernehmen wird. Mit Bildern von anno dazumal, antiken Möbeln und roten Vorhängen fühlt sich das Publikum im ‚Rössle’ ein wenig so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Dass den Kletts das Theater am Herzen liegt, ist zu spüren. Mit einer aufwendigen Karte – Braten gibt es ebenso wie Pommes Frites und gesunde Salate – verwöhnt das Team die Gäste. „Gegessen wird aber vor der Vorstellung“, sagt Ursula Klett und lacht. Danach sollen sich die Gäste bei einem Getränk auf die Dialoge konzentrieren.

Edeltraud Lutz freut sich über das schöne Miteinander mit den Gastronomen. Und die engagierte Wolfschlügerin, die seit Jahrzehnten im Häs der Clowns bei der Fasnet in Neuhausen mitmacht, hofft, „dass wir immer neue, auch jüngere Mitspieler finden.“ Deshalb nutzt sie die Fasnet und andere Veranstaltungen, um neue Talente zu finden. Die Kunst, Laienspieler zu begeistern und zu motivieren, das beherrscht die Vereinschefin mit dem mitreißenden Lachen perfekt.

Die nächsten Spieltermine von „Flitterwochen zu siebt“ sind am Freitag und Samstag, 17. und 18. Januar, sowie am 24. und 25. Januar (weitere Termine freitags und samstags bis 28. März).

www.ober-und-unteraicherdorftheater.de