Verbandsbauamtschef Wolfgang Kissling (links) lobt Architekt Gottfried Mueller: Nicht immer fügt sich eine neue Feuertreppe so unauffällig in den Bestand ein wie hier an der Burgschule. . Foto: Andreas Kaier - Andreas Kaier

Seit den Pfingstferien bereiten Handwerker die Burgschule und die Realschule in Plochingen auf große Veränderungen vor: In den Sommerferien werden die Häuser getauscht.

PlochingenAlle reden von der Sanierung des Plochinger Gymnasiums – dabei hat die noch nicht einmal angefangen. Und angesichts der zweistelligen Millionenbeträge, die dafür im Raum stehen, geht meistens unter, dass in den benachbarten Schulen schon seit den Pfingst- und Sommerferien Handwerker unterwegs sind. Im Zuge des Masterplans für das Untere Schulzentrum sollen die Burg- und die Realschule in den Sommerferien ihre Schulgebäude tauschen. Denn die vor rund 25 Jahren als Grund- und Hauptschule gebaute Burgschule hat neben der dreizügigen Grundschule mittlerweile nur noch drei Klassen in der Sekundarstufe. Die Werkrealschule läuft aus – wie annähernd überall im Land. Und für die Grundschule ist das Schulgebäude, zu dem auch noch ein älterer Pavillon zählt und die derzeit auch noch Räume in der Marquardtstraße 44 für Ganztagsbetreuung und Mensa nutzt, eigentlich zu groß. Deshalb tauscht sie im Sommer ihre Räume mit der benachbarten dreizügigen Realschule, die auf der anderen Seite der Marquardtstraße liegt. Damit wird der Erweiterungsbau der jetzigen Realschule frei – und kann für die Gymnasialklassen als Interimsquartier während der Sanierung ihrer Schule genutzt werden. Bevor am Ende dann die Abrissbirne für diesen Bau kommt. Auch der sogenannte Säulenbau der Realschule soll fallen.

Wer jetzt denkt, dass eine dreizügige Realschule auch eins zu eins in eine dreizügige Grundschule mit Raumreservoir für eine einzügige Haupt- beziehungsweise Werkrealschule passen müsste, täuscht sich gewaltig. Eine Realschule hat einen ganz anderen Bedarf an Fachräumen, nennt Architekt Gottfried Mueller nur eine der Herausforderungen, unter denen das Esslinger Büro Mueller Benzing Partner mbH das Schulhaus, das es auch gebaut hat, jetzt umrüstet. Gemeinsam mit den Schulleiterinnen der betroffenen Schulen und dem Verbandsbaumamt hat man exakte Pläne gemacht. Aus dem jetzigen Lehrerzimmer der Burgschule werden Fachräume für die Realschule, dafür sind zwei Klassenzimmer zum künftigen Lehrerzimmer zusammengelegt worden. Die Musikschule, die im Untergeschoss der Burgschule untergebracht war, ist schon in die Marquardtstraße 44 gezogen. Dafür ist das Mensa-Mobiliar der Realschule in die Burgschule transportiert worden. In den ehemaligen Musikschulräumen dort sollen künftig nicht nur die Realschüler ein warmes Mittagessen bekommen. Auch die Gymnasiasten werden interimsweise dort versorgt, wenn ihre Mensa mitsamt dem Kupferbau abgerissen wird.

Für die Realschüler werden auch drei neue EDV-Räume im Untergeschoss der heutigen Grund- und Werkrealschule eingerichtet. Und die sanierten Klassenzimmer mit frisch geschliffenem Parkett sind darauf vorbereitet, dass alle Realschüler dort künftig gleichzeitig mit Tablets arbeiten können. Zudem wird die Burgschule brand- und sicherheitstechnisch aufgerüstet – ein enormer Aufwand mit zwei neuen Feuerschutztreppen und viel Sicherheitsglas. Knapp vier Millionen Euro fließen in die Sanierung und Umgestaltung der Burgschule. 2,2 Millionen Euro bekommt die Stadt davon als Zuschuss aus dem Kommunalen Sanierungsfonds, „ein Glücksfall“, der sich passgenau aufgetan hatte, meint Verbandsbauamtsleiter Wolfgang Kissling.

Aber auch in das rund 120 Jahre alte Realschulgebäude ist Geld geflossen und wird noch weiterhin fließen: insgesamt rund 800 000 Euro. Die Toiletten außerhalb des Hauses sind in die bislang als Aufenthaltsräume genutzten Zimmer im Erdgeschoss integriert worden. Im Untergeschoss ist die ehemalige Hausmeisterwohnung schon darauf vorbereitet, die Grundschulbetreuung zu übernehmen. Und die Grundschüler dürfen sich auf deutlich größere Klassenzimmer mit neuen Linoleumböden und abgehängten Akustikdecken freuen. Etliche sind schon gemacht, der Rest folgt bis zum Sommer. Die Mensa für die Grundschüler bleibt aber in der Marquardtstraße 44. Dass die Kinder dann besagte Straße überqueren müssen, sorgt bei den Eltern allerdings für Bauchweh, so Schulleiterin Jutta Reutter.

Dafür wartet an ihrem künftigen Schulgebäude ein kindgerecht gestalteter, neu gemachter Hof auf die Grundschüler – der im Gemeinderat nicht unumstritten war. Denn über kurz oder lang wird er den Ergebnissen des städtebaulichen Wettbewerbs für das Untere Schulzentrum weichen müssen – der am Ende auch eine Mensa für den gesamten Schulcampus liefern soll.

„Wir haben sehr viel mitsprechen dürfen, unserer Wünsche wurden berücksichtigt“, sind sich Reutter und ihre Realschulkollegin Alexandra Denneler einig.

Wie die Burgschule bislang die umfangreichen Bauarbeiten bei laufendem Betrieb weggesteckt hat, nötigt Architekt Mueller Respekt ab. Die größte Herausforderung wartet allerdings noch auf die Schulen. Denn in den Sommerferien wird vor allem in der Burgschule noch gearbeitet – aber die Schulen müssen trotzdem umziehen. Eine logistische Herausforderung, um die sich seitens der Stadt Daniela Fischer kümmert. Immerhin müssen Ordner, Mobiliar und andere auf insgesamt sieben Häuser verteilte Schulschätze wieder an den richtigen Ort und die richtige Stelle. „Wir freuen uns schon auf den Sekt, wenn wir alles über die Bühne bekommen haben“, so die Schulleiterinnen unisono.