Der Instrumentenbauer Gabriel Anton Walter und sein Instrument. Foto: Dewald - Dewald

Der Klavierbauer Anton Walter hat in Wien Musikgeschichte geschrieben. Mozart und Beethoven spielten auf seinen Instrumenten. Jetzt wird die Grundschule nach ihm benannt. Die Firma Balluff bat darum, die Schule nicht, wie zunächst geplant, nach ihrem Gründer Gebhard Balluff zu benennen.

NeuhausenDie geplante Grundschule in Neuhausen wird nicht den Namen des Firmengründers Gebhard Balluff tragen. Kommentarlos folgten die Gemeinderäte der Empfehlung der Verwaltung, das neue Schulgebäude nach Anton Gabriel Walter zu benennen, dem Erbauer des „Mozart-Flügels“. Er wurde 1752 in Neuhausen geboren, zog dann aber zwischen 1774 und 1776 nach Wien. Walter war ab Ende des 18. Jahrhunderts der führende Klavierbauer Wiens. Aus der Sicht von Experten ist es ihm zu danken, dass Wien zu einer der Klavierbaumetropolen Europas wurde und auch dort das Fortepiano das Cembalo verdrängte. In Ergänzung zur bestehenden Mozartschule in Neuhausen hat der neue Name besonderen Charme. Zum Hickhack um die Namensgebung war in der Sitzung wenig zu erfahren.

Die Initiative, die Schule nicht nach dem bedeutenden Neuhausener Firmengründer zu benennen, dessen Unternehmen heute weltweit tätig ist, ging nicht von der Gemeinde aus. „Mit Schreiben vom 18. Januar 2018 hat die Firma Balluff darum gebeten, von der Namensgebung abzusehen“, teilte Bürgermeister Ingo Hacker in der Vorlage mit. In der Sitzung des Gemeinderats stellte der Bürgermeister das Thema nur zur Abstimmung – einstimmig segneten die Gemeinderäte den neuen Namen ab. Obwohl trotz fortgeschrittener Stunde beim Tagesordnungspunkt 10 im Gemeinderat noch einige Zuhörer im Saal waren, verzichteten die Gemeinderäte auf Stellungnahmen.

Engagement für die Bildung

Auf Anfrage der EZ teilte Bernd Schober, Hauptamtsleiter der Gemeinde Neuhausen, gestern mit, dass das Unternehmen wohl aus Gründen der „Compliance“ (deutsch: Regelkonformität) von der Namensgebung Abstand genommen habe. Da verpflichten sich Firmen zum Beispiel zur Distanz nicht nur gegenüber kommunalen Einrichtungen, damit daraus keine Verpflichtungen oder Korruptions-Vorwürfe abgeleitet werden könnten. „Wir haben den Namen gewählt, weil sich die Firma Balluff seit Jahrzehnten für die Bildung in Neuhausen engagiert“, erläuterte Schober die Wahl. Schon am 18. Juli 2017 hat der Gemeinderat daher beschlossen, die neue Grundschule am Egelsee nach dem Firmengründer zu benennen. „Wir haben etliche Alternativen für die Namenswahl abgewogen.“ Die Frage, ob der Rückzug an der historischen Rolle Gebhard Balluffs im Zweiten Weltkrieg lag, verneint Schober. „Wir haben die Persönlichkeit Balluffs eingehend geprüft und dabei auch Experten zu Rate gezogen. Das sei nun auch bei Anton Walter der Fall.

Wettbewerb kam nicht in Frage

Von der Firma Balluff war gestern trotz mehrmaliger Nachfrage keine Stellungnahme zu erhalten. Im Heimatbuch der Gemeinde Neuhausen, das 2003 erschienen ist, schreibt der Historiker Rolf Bidlingmaier über die Verflechtungen der Firma Balluff. Demnach seien im Zweiten Weltkrieg Kriegsgefangene und russische Zwangsarbeiterinnen in Neuhausen untergebracht worden – 84 Männer und Frauen von ihnen arbeiteten bei der Firma Gebhard Balluff. „Diese stellte damals Flugzeugumspannschlösser und Flugzeugdrehteile her und expandierte in den Kriegsjahren erheblich.“

Weshalb hat die Kommune bei der Namensgebung für die Schule keinen Wettbewerb ausgelobt? Da erinnert Schober an das Negativbeispiel Schwäbisch Gmünd. Tausende Fans hatten da in den sozialen Medien dafür votiert, dass der Tunnel nach dem italienischen Film-Haudegen Bud Spencer benannt werden soll. Das lehnte die Stadt ab, benannte aber das Freibad nach dem Star.

Die Gemeinderäte in Neuhausen segneten den neuen Namen „Anton-Walter-Grundschule“ ohne weitere Erläuterungen ab. Für den promovierten Kulturwissenschaftler Markus Dewald ist der Erbauer des „Mozart-Flügels“ aus kulturhistorischer Perspektive eindeutig die bessere Wahl. „Walters Bedeutung ist auch in der Wissenschaft unumstritten.“ Seine Instrumente hätten die Musikszene in seiner Zeit nachhaltig beeinflusst (siehe Kasten). Daher begrüßt es Dewald, dass in der neuen Grundschule an den bedeutenden Instrumentenbauer erinnert wird. Er forscht über das Thema. Glücklich ist auch Karl Bayer, Vorsitzender der Gemeinschaft für Heimatgeschichte, mit der Namenswahl. Auf der Homepage ist eine übersichtliche Walter-Biografie zu finden.

Anton Walters Lebenswerk

Prägende Persönlichkeit: Anton Walter war nach den Worten der Wissenschaftlerinnen Silke Berdux und Susanne Wittmayer „der führende Klavierbauer Wiens“. Er habe entscheidenden Anteil daran gehabt, dass Wien zu einer der Klavierbaumetropolen Europas wurde. „Seine Instrumente, unter anderem von Mozart, Beethoven und Franz Schubert gespielt, prägten eine der beiden Hauptrichtungen des Wiener Fortepianobaus der Zeit und beeinflussten so auch die Spiel- und Klangvorstellungen.

Instrumente im Mozarteum: Im Salzburger Mozarteum sind die Instrumente Mozarts zu sehen. Von seinem Pianoforte, das Anton Walter gebaut hat, gibt es auf der Homepage der Universität eine Klangprobe: http://www.mozarteum.at/museen/mozart-instrumente.html

Biografisches: Die Gemeinschaft für Heimatgeschichte Neuhausen hat auf
ihrer Homepage Biografisches zu
Anton Walter veröffentlicht unter www.heimatgeschichte-neuhausen.de