Beim Ballonstart auf dem Pausenhof haben die Schülerinnen viel Spaß. Foto: Kaier - Kaier

Mit einer spektakulären Luftballonaktion auf dem Pausenhof haben Schülerinnen und Schüler des Robert-Bosch-Gymnasiums ihre Bewerbung als „Schule ohne Rassismus“ bekräftigt.

Wendlingen Auf eine weiße Postkarte hat der Fünftklässler Felix seinen sehnlichen Wunsch geschrieben: „Eine Welt ohne Rassismus.“ Das Papier hängt an der Schnur eines Luftballons, der in die Weite fliegen soll. Gemeinsam mit 700 Mitschülern lässt der Schüler des Robert-Bosch-Gymnasiums (RBG) in Wendlingen dann seinen Ballon vom Schulhof in den blauen Himmel steigen. Die Jungen und Mädchen hoffen, dass die Botschaften möglichst weit fliegen. Der spektakuläre Start ist ein Baustein für das bundesweite Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Um die Auszeichnung bewirbt sich das Wendlinger Gymnasium. 700 Unterschriften haben die Initiatoren gesammelt, um die Bewerbung auf den Weg zu bringen. Wenn die Schule alle Kriterien erfüllt, bekommt sie von den Koordinatoren in Berlin ein Zertifikat.

In ganz Deutschland beteiligen sich 2500 Schulen und 1,5 Millionen Schüler an dem Projekt. „Ziel ist es, dass jede Schule eigene Projekte gegen Rassismus anstößt“, sagt Dilara Horlacher. Die Lehrerin unterrichtet am RBG Deutsch und Gemeinschaftskunde. In das Projekt hat die Pädagogin die Schülermitverantwortung und die Schulentwicklungsgruppe eingebunden. „Mir ist wichtig, dass die Schüler sich gegenseitig für ein friedliches Miteinander und gegen rassistische Tendenzen sensibilisieren.“

Wünsche auf Postkarten

Das ist mit dem Luftballonstart gestern früh geglückt. Die 17-jährige Linea findet es richtig gut, „dass wir im Unterricht über das Thema Rassismus sprechen.“ Für sie ist es wichtig, dass schon die Fünftklässler behutsam an das Thema herangeführt werden. „Da haben wir Älteren die Aufgabe, mit den Kindern zu sprechen.“ Damit jeder auf seine Art einen Zugang zu dem Thema finden konnte, durften die Gymnasiasten aller Klassen vor dem Ballonstart ihre Wünsche zu Papier bringen. Und die sollten ganz persönlich formuliert sein. Die Fünftklässlerin Lena wünscht sich, „dass wir eine gute Gemeinschaft sind, in der niemand ausgeschlossen wird.“ 700 solcher Postkarten stiegen nacheinander in den Himmel.

Die Patenschaft für das Projekt hat Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel übernommen. Er forderte vor dem Ballonstart die Schülerinnen und Schüler auf, „genau darauf zu achten, wenn Ihr in den sozialen Medien auf rassistische Äußerungen stoßt“. Das dürfe man nicht einfach hinnehmen, „denn ansonsten dreht sich die Spirale immer weiter und mündet schließlich in Gewalt“. Jeder Schüler habe die Möglichkeit, gegen rassistische Tendenzen vorzugehen. Der Verwaltungschef begleitet die Gymnasiasten auch weiterhin bei dem Projekt, will mit den Kindern und Jugendlichen auch über Rassismus und Krieg ins Gespräch kommen. Diese Unterstützung ist für Dilara Horlacher sehr wichtig: „Solche Impulse von außen tun der Schule gut.“

Wie kamen die Pädagogin und ihre Kollegen auf die Idee, sich an der Kampagne zu beteiligen? „Wir diskutieren im Unterricht viel über die weltpolitische Lage“, erzählt Dilara Horlacher. Durch die Geflüchteten, die in Wendlingen leben, erleben die Kinder und Jugendlichen in nächster Nähe, was es für Menschen bedeutet, vor Terror und Krieg auf der Flucht zu sein.

Verhaltenskodex für die Schule

Im Schuljahr 2015/16 haben Schülerinnen und Schüler eines Seminarkurses einigen Asylsuchenden, die in den Unterkünften in Wendlingen leben, Deutschunterricht gegeben. Menschen mit Fluchterfahrung oder Vertreter von Hilfsprojekten bindet Dilara Horlacher zum Beispiel mit Vorträgen in den Unterricht ein. Mit Siebtklässlern hat die Lehrerin Zitate zum Thema zusammengetragen, die dann der Schulgemeinschaft vorgestellt wurden. Nun schwebt der Pädagogin vor, gemeinsam mit den Schülern einen Verhaltenskodex zu entwickeln, der festschreibt, wie Akzeptanz und Toleranz im Schulalltag zu einer Selbstverständlichkeit werden können. Rassismus beschränke sich nicht nur auf Menschen, die eine andere Hautfarbe oder Nationalität haben, stellt Horlacher klar. Auch Frauen und Homosexuelle würden immer wieder Opfer. Sie will das Bewusstsein der jungen Generation für solche Tendenzen schärfen. „Mir ist es wichtig, die nächsten Schritte mit den Schülerinnen und Schülern zu entwickeln“, sagt die Pädagogin. Nach dem spektakulären Auftakt gehe es nun darum, das Thema in vielen kleinen Schritten weiterzuentwickeln.

www.schule-ohne-rassismus.org