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Der Stuttgarter Flughafen will mit Schranken vor den Terminals längere Standzeiten in zweiter oder dritter Reihe verkürzen. Ab acht Minuten Standzeit wird es teuer.

Leinfelden-EchterdingenLange Staus vor den Zufahrten der Terminals auf der Abflugebene sind am Stuttgarter Flughafen keine Seltenheit. Um lange Standzeiten in zweiter und dritter Reihe zu verkürzen, führt der Flughafen ab dem Frühjahr 2020 Schranken vor den Passagiergebäuden ein. Wer länger als acht Minuten hält, wird dann kräftig zur Kasse gebeten. „Die Parker haben zum Teil sogar Rettungskräften den Weg versperrt“, sagt Bernd Wiegratz. Dass in mehreren Reihen geparkt wird, und das minutenlang, ist nach den Worten des Teamleiters der Wache „fast Normalität“.

Derzeit darf zum Be- und Entladen drei Minuten gehalten werden – Parkverbotsschilder regeln das eindeutig. „Immer mehr Passagiere halten sich nicht daran, bleiben länger stehen“, sagt Pressesprecher Johannes Schumm. Manche gehen sogar in die Terminals, um schnell einen Kaffee zu trinken. Deshalb habe man über eine neue Vorfahrtsregelung nachgedacht. Ab dem Frühjahr 2020 darf acht statt bisher nur drei Minuten gehalten werden. Die Einfahrt wird über Schranken geregelt. Wer länger stehen bleibt, zahlt für die ersten fünf Minuten fünf Euro – danach werden für jede weiteren fünf Minuten drei Euro fällig. Alle anderen, die im Zeitrahmen bleiben, dürfen mit dem Ticket ausfahren, ohne zu zahlen.

Die Stauberater der Wache, die dafür sorgen sollen, dass Fluggäste ihre Haltezeit nicht überziehen, werden oft beschimpft. Sabine Heil ist mit einer vier Kilo schweren Sicherheitsweste unterwegs. Wenn sich die Autos stauten, komme es sogar zu Handgreiflichkeiten. „Dass wir die schweren Westen brauchen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten, ist bitter“, findet Heil. Sie und ihr Team hoffen, dass die neue Regelung mit den fünf Schranken die Autofahrer zum Umdenken bringt.

Bisher schreiben die Mitarbeiter der Wache die Kennzeichen der Autos auf. Sie laufen vor den Terminals auf und ab, haben im Blick, wie lange die Autos stehen. „Immer wieder müssen wir Autofahrer ausrufen“, sagt Heil. Die besonnene Sicherheitskraft weiß von Passagieren, die einfach uneinsichtig seien. Sie hofft, dass die Regelung die Lage deutlich entspannt.

„Wer länger als acht Minuten stehen bleiben will, darf auf dem Parkplatz P 0 eine Stunde lang kostenlos parken“, sagt Johannes Schumm. Dieser ist über Laufbänder mit den Terminals verbunden. Außerdem plant der Flughafen mit den Verantwortlichen der APCOA, die die Parkplätze und -häuser am Flughafen betreibt, neue Tarife für Kurzparker in der Nähe der Terminals. Für Autofahrer, die Passagiere näher an den Terminals absetzen oder abholen möchten, gibt es neben dem Parkplatz P 7 auf der Ankunftsebene zukünftig auch Kurzzeit-Tarife von 30 Minuten in den Parkhäusern.

Verdienen werde die Flughafengesellschaft mit den Schranken nichts, sagt Schumm. Aber darum gehe es auch nicht. „Die ständigen Staus führen dazu, dass Passagiere ihre Flüge verpassen.“ Ganz zu schweigen von den versperrten Rettungswegen, was im Ernstfall Leben gefährden könnte. Da wolle die Stuttgarter Flughafengesellschaft jetzt gegensteuern.

Schranken vor den Terminals gibt es an vielen anderen Flughäfen bereits. „Wir sind eher spät dran“, gibt der Flughafensprecher zu bedenken. Seit März hat der Flughafen Köln-Bonn Schranken vor den Zufahrten eingeführt. Wer zehn Minuten nicht überschreitet, darf kostenlos be- und entladen und die Lieben verabschieden. „Das schaffen die meisten Fluggäste“, sagt Pressesprecherin Hannah Schneider. Nur vergleichsweise wenige zahlten die Tarife, die dann fällig werden: Parken bis 15 Minuten kostet zum Beispiel 5 Euro, bis 30 Minuten 12 Euro. Auf der sehr übersichtlich gestalteten Homepage bewirbt und erklärt der Flughafen das neue Verkehrskonzept. „Es ist allemal günstiger, in Parkhäuser zu gehen, wenn man doch länger bleiben möchte.“ Gab es denn an dem Flughafen in Nordrhein-Westfalen Ärger unter den betroffenen Autofahrern? „Die meisten haben das eingesehen, sind froh, dass sich die Autos nicht mehr stauen.“

Seit September 2018 arbeitet der Flughafen in Düsseldorf mit den Schranken. „Das hat sich bestens bewährt“, sagt Thomas Kötter, Leiter der Unternehmenskommunikation. „Wir hatten vor den Terminals regelmäßig Verkehrschaos.“ Manchmal seien Passagiere sogar handgreiflich geworden, wenn der Verkehr nicht fließen wollte. Durch die Schranken habe sich das gebessert. Mit den zehn Minuten, die in Düsseldorf kostenlos erlaubt sind, kämen die meisten aus.

Das Chaos stoppen wollte auch die Fraport, die Betreibergesellschaft des Flughafens Frankfurt. „Es gab Wildwuchs“, schildert Pressesprecher Dieter S. Hulick die Lage an dem internationalen Drehkreuz-Flughafen mit eigenem Fernbahnhof. Seit vor Jahren die Schranken aufgebaut wurden, habe sich das deutlich gebessert.