26.11.2016 Glühwein und Mandeln gibt es noch bis Sonntag auf dem Plochinger Weihnachtsmarkt

 Foto: Hauenschild

Von Thomas Krytzner

Mandel- und Schokoduft locken Besucher an

In Hohengehren steigt einem der Duft von gebrannten Mandeln schon von weitem in die Nase. Am Stand der Stiftung für Stifter stehen Michael Hirschmann und Herbert Schrag. Der eine verrührt mit einem Gehilfen samt Riesenkochlöffel im Topf die Mandeln mit der Zuckerzimtmasse, der andere lässt Früchte in dunkler Schokolade baden. Michael Hirschmann kennt seine Leidenschaft für die gebrannten Mandeln schon lange: „Beim Martinsmarkt wurde ich einst in die Kunst des Brennens eingeführt, seitdem bin ich mit Herzblut dabei.“ Mehr als zehn Mal hat er am Weihnachtsmarkt, der zwischen Baltmannsweiler und Hohengehren den Standort wechselt, schon teilgenommen. „Es ist immer wieder eine Freude, zu sehen, wie die Menschen dem Duft folgen. Er ist halt schon verlockend“, sagt er. Herbert Schrag verrät, dass er Konditormeister ist, während er eine Banane mit Zartbitterschokolade umhüllt. „Ich habe mir gedacht, dieses Mal probiere ich mal die herbe Variante aus.“ Probieren müssen beide am Stand ihre Waren immer wieder. „Qualitätskontrolle“, meint Herbert Schrag, und Michael Hirschmann präzisiert: „Die Mandel muss von innen rösten, erst dann gibt es das richtige Aroma.“

Integration geht durch den Magen

Auf dem Lichtenwalder Weihnachtsmarkt geht Integration durch den Magen. Am Stand des Freundeskreises Asyl gibt es selbstgemachte syrische Spezialitäten. Die Begleiterinnen Susann Scharschuh und Gaby Hornstein-Seck freuen sich: „Wir sind das erste Mal als FK Asyl mit dabei. 10 Asylsuchende backen und kochen Köstlichkeiten aus ihrer Heimat für den Weihnachtsmarkt.“ Auf dem Speiseplan stehen Jolangi, gefüllte Weinblätter, Kunata - das sind süße Teilchen - oder Basbusa, süße Grießschnitten. „Die Syrer waren von der Idee von Anfang an begeistert und sind mit Eifer dabei. Selbst verkaufen wollen sie aber nicht, wegen den Sprachschwierigkeiten“, sagt Susann Scharschuh. Da eilt gerade eine syrische Familie an den Stand, bringt zwei Schalen mit Kubas. Das sind frittierte Bällchen mit Bulgur und Kartoffeln. Seit November 2015 leben die asylsuchenden Familien in Lichtenwald. „Heute ist sogar eine Premiere“, sagt Gaby Hornstein-Seck stolz und verrät: „Es findet das erste Fußballspiel des TSV Lichtenwald statt, bei dem zwei Syrer mitspielen.“ Der Erlös aus den verkauften Speisen am Stand kommt der Hausaufgabenhilfe für Flüchtlingskinder zu Gute.

Inklusiv und lecker

Am Plochinger Weihnachtsmarkt wartet ein typisches Adventsgebäck auf die Besucher: Lebkuchen. Genauer gesagt, Honiglebkuchen, wie Lilith Morlock an ihrem Stand verrät. „Dabei verwenden wir keine Fertigmischung, sondern rühren den Teig mit frischen Zutaten selbst an.“ Die Chefin vom gleichnamigen Café im Stumpenhof bestätigt: „Wir arbeiten mit der Behindertenwerkstätte Esslingen-Kirchheim (WEK) zusammen, haben im Café zwölf Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter.“ Normal sind diese im Laden, in der Backstube und im Service tätig. Zur Weihnachtszeit werden sie zu Elfen auf dem Weihnachtsmarkt. „Alle wollen da mithelfen, und viele haben sich gar für Doppelschichten angemeldet“, erzählt Lilith Morlock. Seit rund 20 Jahren besucht die Familie den Markt in Plochingen. „Das besondere Ambiente spürt man deutlich“, schwärmt Mitarbeiter Gerrit de Riese und verrät, dass die Kunden total auf die handgemachten Honiglebkuchen stehen. Tatjana Kühr ist glücklich über die Mitarbeit am Stand: „Mir gefällt‘s sehr gut am Weihnachtsmarkt - mit all den Lichtern.“

Vitamine für den guten Zweck

„Orangen, Orangen!“ In Ostfildern-Ruit sind Kinder der Jungschar unterwegs und verkaufen die saftigen Früchtchen auf dem gesamten Weihnachtsmarkt. Die Besucher sind vom Auftritt der Jungs und Mädels angetan und kaufen das spanische Obst für je einen Euro in Massen. „Der Erlös kommt dem Neubau im Rainbow-Kinderheim in Tinderet in Kenia zu Gute“, sagt Annette Götz. Sie ist für die Ruiter Jugendgruppen verantwortlich und koordiniert mit ihren Jungscharleitern rund 60 Kinder, die mit Handwagen und Früchten auf dem Markt unterwegs sind. Sie strahlt: „Die jungen Verkäufer waren leicht zu gewinnen, alle warteten schon auf den Weihnachtsmarkt.“ Der Orangenverkauf der Jungschar hat Tradition. Seit Jahrzehnten gibt es die Aktion für einen guten Zweck. Susen Wirschum, eine der Jungscharleiterinnen, begleitet eine Gruppe mit fünf Kindern und staunt immer wieder, wie lautstark die Kids die vitaminreichen Früchte an Mann und Frau bringen. Götz schmunzelt ob des Marktgeschreis und erklärt: „Bisher hat sich noch niemand über die Lautstärke beklagt.“

Abwechslung dank Papas Rezept

Der Weihnachtsmarkt in Ostfildern-Scharnhausen ist klein, aber fein. Überall Selbstgebasteltes und feine Düfte von Glühwein und Roter Wurst. Und doch gibt es eine Spezialität: Selbstgemachte Kartoffelsuppe mit Wienerle am Stand von Familie Kofink. Da stehen Tochter Sandra Kofink sowie Lea Preukschat und probieren gerade den ersten Teller der heurigen Weihnachtskartoffelsuppe. „Das Rezept kommt vom Papa. Noch besser schmeckt die Suppe, wenn es richtig kalt ist.“ Die Kofinks sind seit Bestehen des Weihnachtsmarkts jedes Jahr dabei und haben immer wieder Spezialitäten in petto. „Es gibt auch mal Gulasch oder Apfelküchle, und das Schnitzelbrötchen ist immer mit dabei“, erzählt Sandra Kofink. Den Marktbesuchern gefällt die Abwechslung, sonst gibt’s schließlich vor allem Wurst vom Grill. Stolz sind Lea und Sandra auch auf den hausgemachten Glühwein sowie den alkoholfreien Fruchtpunsch. Sie stehen gerne am Stand und freuen sich über die vielen Kunden. „Besonders, wenn es nicht so kalt ist, ist es ganz angenehm auf dem Scharnhausener Weihnachtsmarkt“, sagen sie einhellig.

Abgrenzen mit Raclettebrötchen

Heiß und deftig geht es in Wernau am Stand von Biggi und Achim Gröbel zu. Feuerzangenbowle, Bratapfelpunsch und Raclettebrötchen gehören zu ihrem Angebot. „Wir sind zum fünften Mal beim Weihnachtsmarkt in Wernau dabei“, berichtet Biggi Gröbel, während sie mit sicherer Hand das Messer führt und den geschmolzenen Käse vom Laib aufs Brötchen streicht. Seit sie sich einen Raclette-Ofen in der Schweiz gekauft hat, ist sie dem Schmelzkäse verfallen. „Ich liebe Raclette“, schwärmt sie und vermutet: „Die Marktbesucher wohl auch.“ Achim Gröbel erklärt, dass sie sich mit dem besonderen Angebot von den anderen Ständen abgrenzen wollen. „Glühwein und Rote Wurst gibt’s ja schon überall.“ Die beiden freuen sich, dass viele Besucher extra wegen den Raclettebrötchen nach Wernau an den Weihnachtsmarkt kommen: „Als wir ein Jahr aussetzten, vermissten uns die Kunden.“ Anfang Dezember sind Biggi und Achim Gröbel auf dem vermutlich kleinsten Weihnachtsmarkt Deutschlands, in Mörz an der Mosel. „Der ist zwar klein, aber wohl gerade deswegen kommen jedes Jahr 6000 Besucher“, sagt Achim Gröbel.