Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die elf Gästeführerinnen der Schwäbischen Landpartie zeigen Besuchern die Schönheiten der Alb. Die gut ausgebildeten Frauen erzählen nicht nur viel über Kultur und Geschichte. Sie verwöhnen die Gäste auch mit Versucherle.

Köngen Aus ungewöhnlichen Blickwinkeln betrachten die Gästeführerinnen der Schwäbischen Landpartie die Sehenswürdigkeiten der Region. „Uns interessiert, was hinter den bekannten Ausflugszielen steckt“, sagt Maria Stollmeier. Die Geschäftsführerin der Organisation, die Touren und Gruppenausflüge anbietet, setzt mit ihren Kolleginnen auf ganz besondere Einblicke. Ausflügler lernen die Stellen kennen, an denen Bärlauch wächst. Oder sie beobachten einen Neuffener Wengerter bei seiner Arbeit. Wenn eine Gruppe mit den Expertinnen unterwegs ist, gibt es nicht nur Wissenswertes über Landschaft und Geschichte. Meist haben die Führerinnen auch Versucherle wie Kräuterkäsebrote, Apfelmost oder Honigbonbons für zwischendurch dabei.

Als Stollmeier mit ihrer Kollegin Christel Mühlhäuser das erfolgreiche Projekt vor fast 14 Jahren gründete, war nach ihren Worten „unser Ziel, dass sich Frauen mit den Touren eine Existenz aufbauen können – und zwar mit einer Arbeit, die Freude macht und die Raum lässt, eigene Interessen einzubringen.“ Die Gründerin selbst genießt es, „dass ich bei den Touren immer auch selbst etwas lerne“. Was den Verdienst angeht, sieht Stollmeier das Ziel nicht erreicht. „Wir decken die Kosten, aber gemessen am Aufwand bleibt nicht allzu viel übrig.“ Ihr macht es dennoch Spaß, Menschen von nah und fern die Schönheiten ihrer Wahlheimat auf der Schwäbischen Alb nahe zu bringen. Sie lebt in Bissingen und kümmert sich nebenbei um das Tourismus-Büro der Stadt Neuffen. „So habe ich meine Leidenschaft inzwischen zum Beruf gemacht“, sagt die sportliche Blondine und strahlt übers ganze Gesicht. Mit ihrer Energie steckt Stollmeier ihre Kolleginnen ebenso an wie die Teilnehmer der Touren.

Gerda Sautter (Bild links) aus Beuren ist gelernte Floristin und Gärtnerin. Sie bietet Kräuter- und Pflanzentouren an. Dabei gibt es köstliche Versucherle wie Lachshäppchen mit Bärlauch. Mit ihrem Fachwissen und ihrem Gespür für die Schönheiten der Natur fesselt die temperamentvolle Frau die Teilnehmer ihrer Ausflüge. „Ich will den Gästen vermitteln, auch unauffällige Gewächse am Wegesrand wahrzunehmen.“ Dass die Samen der Brennnessel nicht nur herrlich nussig schmecken, sondern auch Kraftkörner sind, mag viele überraschen. Sautter gibt ihre Liebe zur Natur weiter. Und das Interesse der Schwäbin gilt auch den Bräuchen der Heimat. Zu Mariä Himmelfahrt im August streift sie durch Wiesen und bindet wunderschöne Kräutersträuße. Bei einer Tour vermittelt sie, was dieser kirchliche Feiertag, der hierzulande in Vergessenheit geraten ist, früher auf dem Land bedeutete.

Das Bewusstsein für die Schönheit der Natur wecken möchte Hildegard Drexler. Die Kochkünstlerin lebt in Holzmaden und ist dort in der Dorfgemeinschaft verwurzelt. „Die Landschaft mit wachen Augen betrachten“ will die erfahrene Gästeführerin, die unter anderem eine Tour zum Sonnenaufgang am Mörikefels anbietet. „Das ist ein einmaliges Erlebnis und besonders schön, wenn man es in der Gruppe teilen darf.“ Ihre Leidenschaft für Kulinarisches lebt Drexler ebenfalls aus, denn sie liebt es, die Gäste mit Selbstgemachtem zu verwöhnen. Im Herbst streift sie mit ihnen an Hecken vorbei, um Beeren und Wildobst zu pflücken. Daraus stellt sie gesunde Marmeladen und Säfte her, die natürlich probiert werden dürfen. Dass sich verschrumpelte Äpfel und trockene Beeren zu solchen gesunden Köstlichkeiten verarbeiten lassen, ist kaum zu glauben: „Darin steckt die Kraft des ganzen Sommers.“

Sportlich liebt es Regine Grünzweig. Die Bissingerin hat ihre Fahrschule verkauft, gibt nun nur noch stundenweise Unterricht, weil sie sich beruflich verändern wollte. „Ich hatte Lust, was Neues zu machen.“ Ihre Nachbarin Maria Stollmeier hat die drahtige Frau als Gästeführerin gewonnen. Die beiden haben Schneeschuh-Touren über die Alb im Programm etabliert. „Es macht Freude, die Landschaft im Winter zu entdecken“, schwärmt Grünzweig. In Abstimmung mit dem Naturschutz hat sie Routen ausgetüftelt, auf denen die Teilnehmer mit den Schuhen durch den Schnee stapfen. „Es ist herrlich, danach einen Punsch oder einen Glühwein zu genießen.“ Bogenschießen hat Grünzweig ebenfalls mit aufgebaut. „Das kommt bei jüngeren Gruppen an.“ Ihr ist es wichtig, alle Generationen zu begeistern.

Mit jungen Familien und Kindern arbeitet die Lehrerin Jutta Gluiber (Foto rechts) besonders gern. Die junge Mutter lebt in Beuren und möchte sich mit den geführten Touren ein neues Standbein aufbauen. „Es wäre schön, wenn ich Angebote mit Kindern und Jugendlichen machen könnte.“ Da hat sie schon einige Ideen. Gerade die Jungen und Mädchen, die in der Stadt lebten, hätten oft keinen richtigen Bezug zur Natur: „Ausflüge sollen Spaß machen.“ Derzeit bereitet sich die Beurenerin aber darauf vor, Touren durch ihre Heimatgemeinde anzubieten. „Da gibt es so viele Sehenswürdigkeiten, die ich den Besuchern zeigen möchte.“ Die Lehrerin findet es schön, durch die Arbeit als Gästeführerin auch selbst wieder etwas lernen zu können.

Wandern und Meditation sind die Schwerpunkte von Regine Erb. Die Neuffenerin hat sich als Jura-Guide ausbilden lassen. Die Besonderheiten des Schwäbischen Jura und seiner Geschichte kennt sie genau. Sie möchte auch weniger sportliche Wanderer dazu bringen, sich im Wald und inmitten der Felslandschaft zu bewegen. „Gesundheitswandern ist eine Alternative für jene, die körperlich nicht ganz so fit sind.“ Kleinere Wandertouren werden da mit Fitness-Übungen unterbrochen.

Mit ihren Meditations-Angeboten spricht Erb alle Altersgruppen an. Wer im Beruf und Alltag gestresst ist, darf mal so richtig abschalten. „Es ist wichtig, sich nicht so von den täglichen Pflichten vereinnahmen zu lassen, sondern sich auf das eigene Innere zu konzentrieren.“ Die Stille der weiten Alblandschaft hilft aus Sicht der Naturfreundin, loszulassen und innerlich zur Ruhe zu kommen.