Warten auf den Abflug: Vor der Gepäckabgabe bildet sich eine Schlange. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Ferienstart mit 35 000 Passagiere am Flughafen Stuttgart – Pfingstreisewelle läuft reibungslos an

Kreis EsslingenAufmerksam mustern die Bundespolizisten die Passagiere. Von der Empore aus können die vier Männer das gesamte Terminal 3 des Stuttgarter Flughafens überblicken. Verhält sich jemand auffällig? Steht ein verlassenes Gepäckstück allein in einer Ecke? „Nein. Alles ruhig. Nichts Besonderes“, sagt der Polizist lakonisch. Doch gerade diese Normalität ist bemerkenswert für den Beginn der Pfingstferien. Zwei freie Wochen liegen vor Baden-Württembergs Schülern. Viele Familien nutzten den gestrigen Freitag, um mit dem Ferienflieger gen Süden zu Sommer, Sonne und Strand zu düsen.

Seit 6 Uhr morgens drängen sich Passagiere vor Gepäckaufgabe und Sicherheitskontrolle. Eltern schieben einen Gepäckwagen, voll beladen mit Koffern in pink, mit aufgedruckter USA-Flagge und New Yorker Skyline. Auf dem Stapel thront ein kleines Mädchen, schon ganz in Ferienlaune mit Baseballcap und Sonnenbrille. Aus dem Rucksack lugt ein Plüschteddy hervor, der Kuschelhase klemmt unterm Arm. Ein Junge zerrt einen blauen Mini-Koffer mit knallgelben Minions hinter sich her, fast überragt ihn sein Gepäck. Zentimeterweise schiebt sich die Schlange vorwärts, nach zehn Minuten hat jeder den Schalter erreicht.

Das ist recht schnell, denn der Andrang ist groß: Knapp 400 Starts und Landungen vermeldete Flughafen-Sprecher Johannes Schumm. 35 000 Passagiere wurden abgefertigt. „Am Freitag ist der bislang verkehrsreichste Tag des Jahres“, sagte Schumm. In den Sommerferien herrsche auch nicht mehr Betrieb. „Dass die Pfingstreisewelle reibungslos angelaufen ist, verdanken wir unserer guten Vorbereitung.“ Als Alternative zur üblichen Gepäckaufgabe am Schalter hat der Flughafen den Touristen bereits im Vorfeld Online-Check-in und Self Bag Drop empfohlen. Selber machen und Zeit sparen, lautet die Devise.

In Terminal 1 trauen sich einige Wagemutige an die moderne Technik heran. Zögerlich nähert sich ein junger Mann dem Touchscreen. Zur Wahl stehen Buttons für ein Dutzend Fluggesellschaften. Der Mann tippt auf Eurowings und schiebt seinen Personalausweis in den Scanner. Sekunden später druckt der Automat die Bordkarte aus. „Hat geklappt! Bin ganz stolz auf mich!“, ruft er fröhlich und hievt seinen Koffer auf das Rollband nebenan. Jetzt noch den QR-Code auf dem Handy einscannen, den Papierstreifen mit Flugdaten um den Griff schlingen und schon verschwindet das Gepäckstück hinter einem schwarzen Streifenvorhang. Den Dreh hat nicht jeder gleich raus. Viele bitten die Bodenstewardess um Hilfe: „Wo steht der Buchungscode?“, „Wie komme ich zur Lufthansa?“, „Ist das hier Terminal 1?“ Die junge Frau wird mit Fragen bestürmt und dirigiert die Passagiere zielsicher zur gewünschten Destination. „Vor allem Flugpersonal, Geschäftskunden und jüngere Leute nutzen die schnelle Selbstbedienung“, erklärt sie.

Jung sind Jonas und Lara zwar, haben es aber nicht eilig. Entspannt hockt das Paar zwischen Koffern auf dem Boden und wartet aufs Boarding. Drei Stunden vor dem Abflug hat der Shuttle-Service Mama sie aus Calw hergefahren. „Weil wir Angst hatten, uns wegen eines Staus zu verspäten“, erklärt Lara. Schließlich wollen sie den Urlaubsflieger nach Chicago nicht verpassen. Wäre auch zu schade, freuen sie sich doch auf die Pancakes, Burger und Eiswaffeln XXL. Andere Reisende überbrücken die Wartezeit auf der Besucherterrasse. Gebannt beobachten sie die Flugzeuge, wie sie hin- und herrangieren, starten und landen. Ein Mix aus dumpfem Dröhnen und schrillem Sirren erfüllt die Luft. Kerosin vermischt sich mit dem Duft von frisch gebrühtem Kaffee und Croissants, die die Zaungäste mitgebracht haben. Auch die Polizeistreife hat sich auf der Aussichtsplattform eingefunden. Einige Augenblicke nehmen sich die Männer Zeit, um den Fliegern nachzuschauen.