Für ihren Auftritt heute in der Kapelle haben die Musiker des „Köngener Schloss-Swingtetts“ lange geprobt. Seit 15 Jahren ist der Jazz-Club aus der Kulturszene der Region nicht wegzudenken. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Die Fans der Götz-Hirschmann Swing-and-Jazz-Group, die seit 2015 nicht mehr gemeinsam auftritt, dürfen sich freuen. Heute spielen einige Musiker der Band ab 20 Uhr in der Köngener Schlosskapelle - die Formation heißt jetzt „Köngener Schloss-Swingtett“. Seit fast genau 15 Jahren veranstaltet der Jazz-Club in dem historischen Gemäuer seine Konzerte. Gerhard Götz und Rolf Martin haben den rührigen Verein gegründet, der nicht nur Konzerte mit Jazz-Größen präsentiert. „Uns ist es einfach wichtig, selbst auf der Bühne zu stehen“, sagt der 76-jährige Götz, der Saxophon und Klarinette spielt.

Das neu formierte Swingtett tritt mal als Trio, mal als Quintett auf. Heute stehen außerdem der Sänger und Bassist Martin, Schlagzeuger Hans Madlinger, Gitarrist Hans Rotter sowie Sänger und Pianist Edgar Holl auf der kompakten Bühne im Schlossgewölbe. Mit 75 Jahren ist der emeritierte Physikprofessor Martin noch Feuer und Flamme für den Jazz. In der evangelischen Kirchengemeinde habe er mit dem Gitarrespiel begonnen. „Erst habe ich einfache Akkorde gespielt, dann wurden sie schwieriger“, erinnert er sich an seine autodidaktischen Anfänge. „Alle möglichen Blechblasinstrumente“ habe er im Posaunenchor ausprobiert, bemerkt der Wissenschaftler knitz. Der Kontrabass ist jedoch seine ganz große Leidenschaft.

Musikalische Zwillinge

Mit seinem Zwillingsbruder Hartmut entdeckte Gerhard Götz schon als kleiner Junge seine Begeisterung für die Klarinette. „Einer wollte immer besser sein als der andere“, erinnert er sich an die Konkurrenz der Brüder. Dass sie wunderbare Musiker sind, sprach sich bald im ganzen Freundeskreis herum: „Oft wurden wir nur zu Festen eingeladen, weil sich die Gastgeber auf unsere Konzerte freuten“, blickt er lachend zurück.

Köngens Alt-Bürgermeister Hans Weil, der selbst großen künstlerischen Sachverstand besitzt und Gedichte schreibt, gab vor 15 Jahren den Anstoß, in Köngen einen Jazz-Club zu gründen. „Das musste er uns nicht zwei Mal sagen“, erinnert sich Götz, der schnell eine Schar Gleichgesinnter zusammengetrommelt hatte. Obwohl das Schloss damals noch nicht renoviert war, spielten die Musiker aus Köngen und Umgebung schon in der historischen Kapelle. „Da war es manchmal sehr feucht und windig“ sagt Rolf Martin. Die Ehefrauen der Musiker sorgten in einem Hinterzimmer für die Bewirtung mit Räucherwürsten, Kräuterkäsebrot, Käsewürfeln und anderen Vespern. „Ich habe vor den Auftritten auf einer Feldpritsche geschlafen und die Instrumente bewacht“, erzählt Gerhard Götz. Und für die Gäste gab es einen Toilettenwagen neben der Schlossruine. Trotz aller Schwierigkeiten erinnert sich Götz gerne an die besondere Atmosphäre. Inzwischen habe man beste Bedingungen für die Konzerte. „Gute Gastgeber waren wir immer“, findet Götz. Deshalb verfügt der Jazz-Club inzwischen über ein stattliches Netzwerk von Jazz-Größen, die gerne zu den Auftritten kommen.

Heute stehen die routinierten Veranstalter selbst auf der Bühne - mit einem neuen Programm, das aus Jazz-Standards besteht. „Ich habe mehr als 100 Jazz-Klassiker im Kopf“, sagt Götz, der nach Gehör ebenso spielt wie vom Notenblatt. Haben die zwei Musiker einen Lieblingstitel? „When you‘re smiling“, antwortet Götz ohne Zögern. Den Jazzstandard haben Mark Fisher, Joe Goodwin und Larry Shay 1928 geschrieben. Für den Köngener Jazzer spiegelt er „unser positives Lebensgefühl“. Rolf Martin mag es eher kritisch und ironisch, daher entscheidet er sich für „Makin‘ Whoopee“ - ein Song, der die Gefahren der Ehe beschreibt. Ella Fitzgerald und Frank Sinatra machten diesen Song von Eric Cantor, ebenfalls aus den 20er-Jahren, bekannt.

Das Programm

„Köngener Schloss-Swingtett“: Für den Auftritt heute um 20 Uhr in der Schlosskapelle gibt es noch wenige Restkarten an der Abendkasse. Alle Veranstaltungen des Jazz-Clubs kosten 18 Euro.

100 Jahre Jazz: Peter Bühr & his Flat Foot Stompers gastieren am Freitag, 21. Juli, 20 Uhr, im Schloss. Sie versprechen eine musikalische Zeitreise durch die Geschichte des Jazz in Deutschland. Karten für alle Veranstaltungen des Jazz-Clubs gibt es im Vorverkauf im Köngener Rathaus, Tel. 0 70 24/80 07-0.

Western Wood Stompers: Die Oldtime-Band aus dem Westerwald kommt am 22. September.

Ipanema Beach Hotel: Seit 20 Jahren beschäftigen sich die Musiker mit Sängerin Jeschi Paul mit der Musik Brasiliens und mit Rhythmen des Meeres. In Köngen wollen sie am 27. Oktober Strand-Stimmung ins Schlossgewölbe zaubern.

Jens Wimmers Boogie Trio: Am 24. November begeben sich die drei Musiker mit ihrem Publikum auf einen musikalischen Streifzug durch Jazzbars und Clubs der 20er-Jahre.

Andrea Mayer Quintett: „A Tribute to Ella Fitzgerald“ steht am 15. Dezember auf dem Programm. Die deutsche Jazz-Sängerin interpretiert mit ihren Musikern das Werk der schwarzen Jazzgröße neu.

www.jazz-club-schlosskoengen.de