Der scheidende Rektor Werner Fritz erklärt seinen Schülern die Welt und die Planeten. Foto: Bulgrin - Bulgrin

13 Jahre lang hat Werner Fritz die Mörikeschule in Köngen geleitet. Da öffnete er seinen Grundschülern viele Horizonte. Auf musische Fächer, naturwissenschaftliche Experimente und Begegnungen mit Menschen aus unterschiedlichen Umfeldern legte er großen Wert. Jetzt geht er mit 64 Jahren in den Ruhestand.

Köngen Horizonte hat Schulleiter Werner Fritz den Jungen und Mädchen an der Köngener Mörikeschule eröffnet. Jedes Kind durfte in seiner Grundschulzeit mal auf den Brettern stehen, die die Welt bedeuten. „Theater hat bei uns einen hohen Stellenwert“, sagt der Pädagoge. Das stärke das Selbstbewusstsein. Vom Märchen mit der Theaterpädagogin Sabine Speidel über Projekte mit den Theaterpädagogen der Württembergischen Landesbühne Esslingen machte Fritz vieles möglich. Jetzt geht der leidenschaftliche Pädagoge nach 13 Jahren in den Ruhestand.

„Die größte Herausforderungen an unseren Schulen ist die Personalsituation“, sagt Werner Fritz. Wenn Lehrkräfte ausfallen, ist es für ihn eine Herausforderung, die Vertretung zu regeln. Denn wegen der verlässlichen Grundschule darf kein Unterricht ausfallen. Da ist der Rektor sehr froh, dass er auf etliche pensionierte Pädagogen bauen kann, die einspringen. Eine Dauerlösung sei das aber nicht. Er berichtet vom immensen Stress, dem die Pädagogen ausgesetzt sind. Dem Chef, der bereits an seinen früheren Schulen in Wolfschlugen und in Ruit Führungserfahrung sammelte, liegt es sehr am Herzen, dass seine Lehrer gesund bleiben. „Nur wenn wir auch an uns denken, haben wir die Kraft, Schüler zu unterrichten.“ Da habe er den einen oder die andere schon mal beiseite genommen und dazu ermutigt, auch mal an sich selbst zu denken.

Als er vor 13 Jahren Rektor an der Mörikeschule wurde, gab Fritz viele Impulse. „Ich habe nie Fächer unterrichtet, sondern Kinder“, sagt er. Seine Fächer sind Kunst und Deutsch. Musische Angebote lagen ihm am Herzen. Neben einem „sehr lebendigen“ Schulchor gibt es für die Zweitklässler ein Rhythmusprojekt, das Musiklehrerin Katrin-Uta Ringger leitet. Bei Begegnungskonzerten mit anderen Schulen können sich die Kinder einem größeren Publikum präsentieren. Das findet der Schulleiter wichtig. Damit die Jungen und Mädchen ausprobieren können, ob ihnen Geige spielen Freude macht, gibt es ein Streicherprojekt mit der Musikschule Köngen-Wendlingen.

Aber auch die Naturwissenschaften hat Fritz im Grundschulunterricht etabliert. Bundesweit sorgte das Projekt „Naturwissenschaftliche Experimente“ für Aufsehen. Die Kooperation mit der Firma Festo macht es möglich, dass sich die Jungen und Mädchen im technischen Bereich ausprobieren dürfen. Damit alle Kinder schwimmen lernen, fördert die Wendlinger Firma Chemoform Schwimmkurse. „Es ist schön, dass wir diese Unterstützung von Firmen bekommen“, findet Fritz. Das schaffe der Schule Spielräume, die sonst nicht zu finanzieren wären. Auch das Thema Inklusion ist dem Rektor ein Anliegen. Deshalb sind regelmäßig blinde Menschen in der Schule zu Besuch, die mit den Grundschülern über ihr Leben mit der Behinderung sprechen. „Das baut Berührungsängste ab“, sagt Fritz. Für die Sechs- bis Zehnjährigen seien die Begegnungen sehr schön und unkompliziert.

„Die körperliche und seelische Entwicklung der Kinder fördern“, betrachtet Werner Fritz als sein pädagogisches Prinzip. Als durchgängig vierzügige Grundschule mit etwa 350 Kindern ist die Mörikeschule eine der größten im Kreis Esslingen. Trotz dieser Größe suchte der 64-Jährige immer den direkten Draht zu den Kindern. Mit seiner natürlichen Autorität hat er manchen Konflikt schnell geschlichtet. Zu den schwersten Herausforderungen in seiner langen Karriere zählt Fritz die vielen Todesopfer, die der Tsunami 2004 forderte. „Die Jungen und Mädchen hatten im Fernsehen die schrecklichen Bilder gesehen“, erinnert er sich. Darüber habe man im Unterricht sehr viel und behutsam reden müssen. In Krisensituationen war es ihm immer wichtig, den Kindern zuzuhören und gemeinsam mit ihnen die Konflikte anzupacken.

Medienpädagogik ist für den Lehrer eine der großen Aufgaben der Zukunft. „Wir müssen die Digitalisierung weiterbringen, aber auch bewusst wahrnehmen“, ist er überzeugt. Denn sonst könne die Informations- und Bilderflut der Konzentrationsfähigkeit der Kinder auf Dauer schaden. Eine gute Medienpädagogik und der bewusste Umgang mit den großartigen Möglichkeiten der neuen Medien helfe ihnen, ihre Welt bewusst wahrzunehmen. Kinder sollten lernen, mit Tablets zu arbeiten und vernünftig mit der digitalen Technik umgehen.

Am Dienstag, 16. Juli, wird Werner Fritz an der Mörikeschule mit einer Feier verabschiedet. Im Ruhestand will er sich mehr Zeit für die Familie nehmen, aber sich dennoch weiterhin im schulischen Bereich engagieren. Und da hat der Pädagoge, der in Ruit lebt, auch schon eine Idee. „Die Elternarbeit ist so wichtig, aber da bleibt im Alltag oft zu wenig Zeit.“ An der Mörikeschule habe man die Mütter und Väter aber eingebunden, wo es geht, „und zwar nicht nur zum Kuchen backen“. Förderverein und Elternbeirat waren für Fritz immer die wichtigsten Partner. Den Dialog zwischen Pädagogen und Familien will er weiter stärken. Wer seine Nachfolge antritt, ist noch offen.