Hülya Stiefel legt großen Wert auf ein schönes Ambiente und stilvollen Tischhschmuck. Foto: Polak - Polak

Aus dem Traditionslokal „Ochsen“ im schmucken Fachwerkbau in Neuhausen hat Hülya Stiefel ein stilvolles Haus mit schwäbischen Klassikern und internationalen Gerichten gemacht. Das spricht die Neuhäuser ebenso an wie Besucher aus Stuttgart und der Region.

Neuhausen Schon der Gruß aus der Küche überzeugt im Restaurant „Ochsen“ in Neuhausen: Zum selbstgebackenen Körner- und Weißbrot serviert der Kellner Olivenöl, Balsamico-Apfel-Paste und Kräuterbutter mit geraspelten Radieschen. Mit Knoblauchnote ist die Butter-Variation ein Genuss. An elegant gedeckten Holztafeln mit Kerzen, Ranunkeln und einer Moosgummi-Kugel, besteckt mit hellgrünen Blümchen, sitzen die Gäste. Das Ambiente des Traditionslokals hat Geschäftsführerin Hülya Stiefel mit zeitlosen Polstermöbeln aufgewertet. Ein silbernes Ochsengeweih hängt an der Wand.

Im Fachwerkbau gibt es gehobene schwäbische Küche und Gerichte mit internationalen Einschlägen. Der Jugendstil-Festsaal mit Oberlichtern ist für Hochzeiten und Feste buchbar. Die Karte ist überschaubar, doch sie überzeugt mit Qualität. Als Vorspeise gibt es eine Schale mit knackigen, grünen Babyleaf-Salaten, Violetta-Chips (getrocknete Rote Bete) und karamellisierten Nüssen (6,20 Euro). Das Dressing ist fein abgestimmt. Großes Lob verdient der Service, denn der ist perfekt und unkompliziert. Vom Bardolino, der für gewöhnlich in 0,2-Liter-Gläsern ausgeschenkt wird, gibt es anstandslos die 0,1-Variante für Autofahrer. Den Brotkorb füllt der aufmerksame Kellner gerne nach. Die Gastgeber schaffen eine schöne Atmosphäre. Hülya Stiefel, die Schwiegertochter des Media-Markt-Gründers Leopold Stiefel, lockt gourmet-geübte Stuttgarter Genießer auf die Fildern. Dabei vergrätzt sie die Neuhäuser nicht, die gutbürgerliche Küche schätzen. Dieser Spagat glückt der Chefin und ihrem motivierten Team.

Auch die Hauptgerichte überzeugen: Ein Muss ist der schwäbische Zwiebelrostbraten mit Spätzle, die von Muttern geschabt sein könnten (21,90 Euro). Die Teigwaren sind bissfest, das medium gebratene Fleisch zart und köstlich dick. Über geschmälzte Zwiebeln haben die Köche eine pralle Schicht mit getrockneten Zwiebeln gestreut. Auch die gehaltvolle braune Soße schmeckt. Dazu gibt es Trollinger, dessen Trauben auf Keuperboden gewachsen sind – fruchtiges Sauerkirsch-Aroma übertönt die Schwere. Weine aus der Region gibt es ebenso wie französische, italienische oder südafrikanische. Mit Preisen zwischen 3,90 und 6,90 Euro für 0,2 Liter ist für jeden etwas dabei.

Das Wiener Schnitzel vom Milchkalb (21,90 Euro) lässt keine Wünsche offen. Das Fleisch ist ebenso perfekt gebraten wie die knusprige Panade. Dazu gibt es nach österreichischer Art Preiselbeeren. Kunstvoll ist das Kartoffel-Sellerie-Püree über den Teller gestrichen. Beide Klassiker sind großzügig portioniert, die Qualität des Fleisches rechtfertigt den Preis. Nicht ganz so stark schneidet das vegetarische Gericht ab. Im Steinpilz-Kräuterrisotto (15,40 Euro) sind erstklassige Pilze verarbeitet, die längs halbiert in der Schale liegen. Trüffelschaum und glaciertes Gemüse runden den Geschmack ab – allerdings sind die Paprikastückchen allzu klein. Mild gewürzt, schmeckt das fleischlose Angebot aber doch. Schokoladentörtchen mit flüssigem Nougatkern (8,40 Euro) mit Fruchtspiegel von weißem Pfirsich gibt es als Dessert. Die pinkfarbene Drachenfrucht mit schwarzen Punkten im weißen Fleisch ist ein Hingucker.

Die Qualität rechtfertigt den Preis. Für 70 bis 90 Euro kann man zu zweit tafeln, inklusive der Getränke. Von 11.30 bis 14 Uhr bietet das Lokal einen günstigen Mittagstisch – mit kleineren Portionen. Hühnerfrikassee mit Erbsen und Möhren (8,60 Euro) ist im wöchentlich wechselnden Angebot ebenso zu finden wie Vegetarisches: Pasta Panciotti mit Ziegenkäse und Feigen (10,40 Euro). Dass der kulinarische Horizont des einstigen Dorflokals geweitet ist, tut dem „Ochsen“ gut.