Zahlreiche Raupen halten sich in einem Netz auf, das sie beim Fressen schützt. Foto: oh - oh

Im Kreis Esslingen sind derzeit viele Apfelbäume von der Raupe der Apfelbaumgespinstmotte befallen. Meist erholen sich die Bäume davon aber schnell wieder.

Kreis EsslingenSie ist lästig, aber im Gegensatz zu anderen Schädlingen weitgehend harmlos – die Apfelbaumgespinstmotte. Raupen des Schmetterlings haben im Kreis Esslingen viele Apfelbäume befallen. „Gesunde Apfelbäume können den Befall normalerweise aushalten“, erklärt Jens Häußler, der beim Landratsamt Esslingen für die Obst- und Gartenbauberatung zuständig ist. In der Regel treiben die befallenen Bäume im gleichen Jahr wieder aus. „Aber in Extremfällen sowie bei jungen oder kranken Bäumen kann es zu einem kompletten Ernteausfall kommen.“

Wie auch schon im vergangenen Jahr hat sich die heimische Motte im Kreis breitgemacht, sagt Martin Krinn von der Fachgruppe Obstbau des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine Esslingen. Probleme bereiten bei diesem Insekt vor allem die Raupen. Die gelblich-braunen Tiere sind durch ihre schwarzen Punkte an den Seiten und den schwarzen Kopf zu erkennen. Wenn sie einen Apfelbaum befallen haben, fällt das meist erst dann auf, wenn es schon zu spät ist. „Die Raupen spinnen im Mai und Juni zum Schutz vor Fressfeinden ein lockeres Netz um Äste und Blattwerk und fressen in Gruppen von bis zu 30 Raupen erst die jungen Knospen und später die Blätter“, erklärt Häußler. Ist das namensgebende Gespinst erst einmal gesponnen, ist mit Pflanzenschutzmitteln oder Insektengiften nicht mehr viel auszurichten. „Die klebrigen Netze sind wasserabweisend, sodass die Raupen darin geschützt sind“, sagt Häußler.

Begünstigt wird der Befall mit der Gespinstmotte durch mildes Winterwetter. Denn die Raupen schlüpfen im Herbst und haben höhere Überlebenschancen, wenn es nicht zu kalt wird. Auch längere Trockenperioden im Frühjahr begünstigen die Raupenplage. „Die ausgewachsenen Falter schlüpfen im Juli und August aus ihren Kokons, die sich auch in den Gespinsten befinden“, so Häußler. „Sie fliegen dann los und legen ihre Eier an ein- bis zweijährige Äste. Das Gelege ist von einer Schutzschicht überzogen, die schnell aushärtet.“ Diese unterscheide sich kaum von der Farbe der Rinde. „Unter dieser Schutzschicht überwintern die kleinen Raupen, bevor sie dann im Frühjahr zu fressen beginnen“, sagt er. Obstbauern wüssten sich und ihren Baumbestand in der Regel vor den Schädlingen zu schützen. Ein totaler Ernteausfall sei selten. Wer aber bei den Bäumen im eigenen Garten ein Gespinst bemerkt, sollte zunächst sichergehen, dass es sich wirklich um die harmlose Motte handelt – und nicht um den gefährlichen Eichenprozessionsspinner. Dabei kann das Landratsamt helfen und notfalls einschreiten. Ein Notfall ist der Mottenbefall nicht. „Im privaten Obstgarten kann man die Motten einfach gewähren lassen“, sagt Häußler. Meist seien nur wenige Astpartien betroffen. „Man kann aber auch die betroffenen Stellen herausschneiden. Wichtig ist dabei, dass der Grünschnitt in diesem Fall über den Biomüll entsorgt wird und nicht auf dem Komposthaufen.“ Der Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg rät sogar dazu, die befallenen Äste und Blätter nach dem Abschneiden zu verbrennen. „Dadurch kann der Schaden minimiert werden“, heißt es in einer Informationsbroschüre der Organisation.

Auch mit Pflanzenschutzmitteln kann der Raupe der Garaus gemacht werden. Dabei empfiehlt Häußler aber Vorsicht. „Zum einen ist eine Sachkundeprüfung nötig, um Pflanzenschutzmittel spritzen zu dürfen. Und zum anderen erwischt man mit so einem Gift meist auch andere Schmetterlingsarten, die durchaus nützlich sein können.“ Gleiches gilt für sogenannte Gelbtafeln – Klebefallen, die zur Schädlingsbekämpfung in Bäumen angebracht werden können. Auch davon, die Apfelbäume einzuhüllen, hält Häußler wenig. „Damit hält man vor allem die Tiere fern, die bei der Bestäubung helfen“, sagt er.

Den richtigen Zeitpunkt zum präventiven Handeln zu finden, sei schwierig. „Man könnte natürlich die gesamten Triebe nach den überwinternden Raupen absuchen und diese entfernen“, sagt Häußler. Dafür sei der Januar oder Februar geeignet. Weniger arbeitsintensiv ist der Handlungsvorschlag des Nabu. Diese raten, durch das Anbringen von Nisthilfen das Ansiedeln von Vögeln in den Apfelbäumen zu fördern.