Gerda (Julia Seiz im roten Kleid) landet im Traum-Palast von Prinz und Prinzessin und deren Personal Foto: Bail - Bail

Das Theater unter den Kuppeln in LE-Stetten bringt Hans Christian Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ in zauberhaften Szenen auf die Bühne. Gespielt wird bis 30. Dezember.

Leinfelden-EchterdingenZum Glücklichsein braucht’s nicht viel: ein gemütliches Heim und einen netten Gefährten. Das alles hat Gerda. Sie wohnt bei ihrer fürsorglichen Großmutter und hat einen zugewandten Freund, den Kai. Doch plötzlich verändert sich Kais Wesen. Er wird garstig und rauscht schließlich im prächtigen Schlitten der Schneekönigin davon. Gerda macht sich auf die Suche nach ihrem Lieblingsmenschen und erlebt dabei spannende Abenteuer. Davon handelt Hans Christian Andersens Wintermärchen „Die Schneekönigin“. Das Theater unter den Kuppeln in Stetten hat den vielschichtigen Märchenstoff in zauberhaften Szenen auf die Bühne gebracht. Selbst strahlender Sonnenschein, wie am Premierennachmittag, konnte die Besucher nicht hindern, gemeinsam mit den Darstellern begeistert eine Fantasiereise in den klirrend kalten Winterwald des hohen Nordens anzutreten.

Zwei knuddelige Pinguine

In der einfühlsamen Regie von Eva Balz ist eine sehenswerte Theateradaption für Menschen ab vier und ihre erwachsenen Begleiter entstanden, die dank leichter Korrekturen für die Kleinen trotz Gruselmomenten gut erträglich ist und für die Erwachsenen spannend bleibt. Eine gelungene Mischung aus Schauspiel, das den ganzen Theaterraum einbezieht und Erzählung, die eine lange Geschichte, in kurzweiligen eineinhalb Stunden transportiert. Wobei die jüngeren Zuschauer beim erzählerischen Part, von Hans Christian Andersen (Jürgen Mehlhase) höchstpersönlich auf der Bühne vorgetragen, nach der Pause etwas Konzentrationsschwierigkeiten haben. Dem Dichter hat Eva Balz zwei knuddelige kleine Pinguine (Merle und Mia Wisor) zur Seite gestellt, die auf der Reise durch die magische Geschichte für Transparenz und für viele Lacher sorgen.

Um möglichst viele Schauspieler unterzubringen, hat die Regisseurin dem Stück einige Phantasierollen hinzugefügt, die im Original nicht vorkommen. So beispielsweise der Gärtner, dem Gerda (Julia Seiz) auf der ersten Station ihrer Reise im farbprächtigen Blumengarten einer einsamen alten Frau die Flucht verdankt. Die Blumenfrau hatte mit einem Zaubertrank dafür gesorgt, dass Gerda ihren Freund vergisst. Der opulente Garten wurde, wie die übrigen Kulissen auch, von Thomas Oberling und Michael Balz fantasievoll gebaut und von Andrea Wertwein und Arne-Eve Illesperger so schön bemalt, dass die Zuschauer gut nachvollziehen können, dass man darin alle Sorgen vergisst. Zumindest für eine kurze Zeit.

Schließlich landet Gerda im Traum-Palast des Prinzen und der Prinzessin. Doch der Prinz heißt Karl und nicht Kai und das Mädchen muss weiter, nicht ohne zuvor von der Prinzessin reichlich beschenkt worden zu sein. Deren Diener und Dienerin werden sie fortan auf der Suche begleiten. Zudem wird sie mit königlicher Garderobe und wertvollem Geschmeide ausgestattet. Das weckt Begehrlichkeiten bei der Räuberbande, denen Gerda in die Hände fällt. Die wollen das „zarte Täubchen“ in Wachholderbeersoße servieren. Doch das wilde Töchterchen macht so beeindruckend Rabatz, dass die Räubermama total stolz ist und dem Nachwuchs den „Fang“ als Freundin überlässt. Das Räuberkind hat schließlich Mitleid, gibt Gerda ein Rentier, das das tapfere Mädchen ins Reich der Schneekönigin bringen soll.

Freundschaft ist stärker als der böser Zauber

Unterwegs trifft sie auf die weise Lappin, auf deren Rat sie hört und so im Eispalast der Schneekönigin (Larissa Steiger) landet. Dort findet sie Kai (Luis Weinmann), dessen Herz zum Eisklumpen erstarrt ist und der seine einstige Gefährtin nicht wiedererkennt. Ein Splitter des zerbrochenen Spiegels, der alles Schöne hässlich aussehen lässt, steckt noch in seinem Auge und zieht ihn in den Bann der Schneekönigin. Doch Gerdas Freundschaft und ihr Mut sind stärker als jeder böse Zauber und bringt ihr Kai zurück. Der Chef-Eisbär, bislang loyal, hat die Faxen dicke von den Bösartigkeiten der eiskalten Frau. Er sorgt mit einem kleinen Trick dafür, dass alle davonkommen. Kai und Gerda kehren zur Großmutter zurück. Eine schöne Parabel auf das große Glück der kleinen Leute findet ein Happy End.

Nette Einsprengsel, wie die Anspielung auf den TV-Sketch „Dinner for One“ das Grimm’sche Märchen vom „Froschkönig“, fantasievolle Kostüme von Sanne Manz und Renate Staiger sowie die enorme Spielfreude aller Laiendarsteller, machen das Märchen zu einem wunderbaren Wintervergnügen für die ganze Familie.

Gespielt wird bis 30. Dezember, immer samstags und sonntags, jeweils um 16 Uhr. Karten und Infos: dienstags und freitags von 15 bis 18 Uhr unter der 0711/795111 oder www.tudk.de.