Getestet und für gut befunden: Ernst Pfäffle probiert zum ersten Mal die digitale Rezeptsammelstelle in Neidlingen und ist von der einfachen Handhabung überrascht. Foto: Dietrich - Dietrich

Am 25. Januar ging in Neidlingen die digitale Rezeptsammelstelle in Betrieb. Wird sie angenommen? Die erste Bilanz ist positiv.

NeidlingenErnst Pfäffle stellte sich gerne als Freiwilliger zur Verfügung. Bisher hatte der Neidlinger Senior die neue digitale Rezeptsammelstelle noch nicht genutzt. Nun wollte er sie unter Beobachtung der Tageszeitung das erste Mal ausprobieren. Er drückte auf „OK“ und ließ das Testrezept einziehen,. Zusätzliche Nachrichten zum Eintippen hatte er keine, also war er schon fertig. „Einfacher geht es nicht mehr“, beurteilte er hinterher den Vorgang.

Wäre das Rezept echt und die Apotheke nicht vorab über den Test informiert gewesen, hätte er zu Hause auf die Zustellung des Medikaments warten können. Die Stadtapotheke und die Adler-Apotheke in Weilheim wechseln sich alle vier Monate ab, die Zustellzeiten stehen auf dem Gerät: montags bis freitags ab 16.30 Uhr und samstags ab 12.30 Uhr. Nach Auskunft der beiden Apotheken wird das Angebot gut angenommen, oft sind es etwa fünf bis sieben Rezepte pro Woche. Dass die Zahl derzeit geringer ist als vor einigen Wochen, liegt nicht an der Technik, sondern hat einen erfreulichen Hintergrund: Die Grippewelle ist vorbei.

Medikament vor Patient zu Hause

In knapp vier Monaten musste die Annahmestelle einmal neu gestartet werden, der Grund des Ausfalls ist unbekannt. Da es keinen Ein- und Ausschalter gibt, musste kurz der Netzstecker gezogen werden. Dazu muss die Säule aufgeschraubt werden – das übernahm der Neidlinger Bauhofleiter. Sonst funktionierte bisher alles problemlos. Zur Sicherheit gibt es bei der Säule aber rechts einen Notfallschlitz, in den das Rezept gesteckt werden könnte, dann ohne Scan und ohne sofortige Übermittlung über die Datenleitung.

Das Angebot der Gemeindeverwaltung, sich den Umgang mit dem Gerät erklären zu lassen, haben bisher rund 25 Neidlinger wahrgenommen. Dafür nutzten Kristin Däschler und Katharina Karban unter anderem ein Jahrgangstreffen im Lamm gegenüber oder den Altennachmittag in der Pfarrscheuer. „Die Leute haben sich gefreut, dass wir auf sie zugegangen sind“, sagt Kristin Däschler. „Sie haben sich das schwieriger vorgestellt“, beschreibt Katharina Karban die Reaktionen der Senioren auf die neue Technik.

Manchmal sei das Medikament vor dem Patienten zu Hause gewesen, erzählt Bürgermeister Klaus Däschler, für den die digitale Rezeptsammelstelle „ein wichtiger Schritt zur medizinischen Versorgung“ und eine Alternative zu einer Apotheke vor Ort ist. Was manchen vielleicht noch an der Nutzung hindere: Der alte Rezeptbriefkasten stand direkt vor der Neidlinger Hausarztpraxis; diese Zweigstelle des Weilheimer Arztes Simon Driesel besteht seit Dezember 2015. Nun ist von dort, von der Gottlieb-Stoll-Straße 55, der Weg zur Kreissparkasse nötig, in deren Vorraum das Gerät steht. Dafür bekommt der Patient nun sein Medikament viel schneller, nicht erst mit etwa einem Tag Verzug.

Ein kleines Stück wird die digitale Rezeptsammelstelle in Zukunft umziehen müssen. Das Gebäude soll abgerissen werden, denn an dieser Stelle plant die Gemeinde Neidlingen einen Neubau mit rund einem Dutzend betreuter Wohnungen. Wenn dann die Kreissparkasse vorübergehend in den Container muss, zieht auch die Rezeptsammelstelle mit.

Für deren Technik ist das Münchner Unternehmen VSA zuständig, das auf die Verarbeitung und Abrechnung von Rezepten spezialisiert ist.