Die Polizisten haben vor allem kleine Mängel zu beanstanden – bis auf eine Ausnahme. Im Laderaum eines Lkw steht eine Holzkiste ungesichert... Foto: Peter Stotz - Peter Stotz

„Ich glaube, da haben wir einen Fang gemacht“, sagt Kommissar Fiala, als ein verwittert wirkender 7,5-Tonner abgestellt wird. Bei Lkw-Kontrollen an der B 10 in Deizisau hat die Polizei haarsträubende Mängel entdeckt.

DeizisauBei einer bundesweiten Überwachungsaktion des Lkw-Verkehrs hat das Verkehrskommissariat der Polizei Esslingen gestern Vormittag zwei Stunden lang Schwerlaster und kleine Transporter auf der B 10 beobachtet und sieben Fahrzeuge an einer Kontrollstelle näher unter die Lupe genommen. Bei fünf von ihnen mussten die Beamten zumeist kleinere Mängel beanstanden. Einer der Lkw war allerdings so marode, dass er nur mit Polizeieskorte zur Werkstatt tuckern durfte.

Langsam rollt ein älterer, staubbedeckter Muldenkipper auf den Hof der Straßenmeisterei in Deizisau, wendet und hält mit einem Seufzen der Luftdruckbremsen an. Dort haben die Beamten des Verkehrskommissariats Esslingen ihre Kontrollstelle eingerichtet und der Erste Hauptkommissar Heinz Fiala und seine Kollegen machen sich an die Arbeit. Der Lkw ist in Schmalkalden in Thüringen angemeldet und transportiert Material für eine der Baustellen des Projekts Stuttgart 21. Am Fahrzeug werden nur kleinere Mängel gefunden, eine Überprüfung des Datensicherungsgeräts ergibt keine Verstöße bei Lenkzeiten und der Geschwindigkeit. Der Fahrer ist ungarischer Staatsbürger und sagt, er wohne in einer Kreisgemeinde. Dort ist er allerdings nicht gemeldet.

Für Fiala, seit mehr als 40 Jahren Polizeibeamter und seit 30 Jahren mit dem Schwerlastverkehr beschäftigt, ist das ein Routinefall. „Das ist ein Problem bei ausländischen Fahrern, die nur zeitweise hier arbeiten und darauf vertrauen, dass die Spedition die Sache mit den Papieren schon richten wird“, sagt er. Für den Fahrer wird die Kontrolle keine schwerwiegenden Folgen haben, und die fälligen 30 Euro Bußgeld bringt ein Vertreter der Spedition nach einer Stunde in bar vorbei. Der Fahrer erhält als Trost für die Wartezeit ein Duschgel und ein Handtuch, die die Präventionsstelle des Innenministeriums an allen Kontrollstellen im Bundesgebiet an Fernfahrer verteilen lässt.

Auf der B 10 herrscht nur schwacher Verkehr, und die Beamten, die sich in ihren Fahrzeugen nahe von Einfahrten in die B 10 postiert haben, können die vorbeifahrenden Lkw und Transporter in Ruhe beobachten. Gibt es Auffälligkeiten, wird das Fahrzeug zur Kontrollstelle eskortiert und dort unter die Lupe genommen. „Natürlich sind Geschwindigkeit oder Überladung immer ein Thema, aber die Kollegen haben auch ein geschultes Auge für Kleinigkeiten. Und es ist auch Erfahrung und Gespür dabei“, beschreibt Fiala.

Diese „Kleinigkeiten“ würden sich oft als abgefahrene Reifen, kaputte Beleuchtung oder mangelhafte Ausrüstung herausstellen. Ungenügende Ladungssicherung sei immer noch häufig anzutreffen, aber „es hat sich vieles verbessert“, sagt der Kommissar und möchte dabei auch mit einem Vorurteil aufräumen. „Osteuropäische Lkw sind genauso gut in Schuss wie andere. Das sind mittlerweile hauptsächlich Leasingfahrzeuge und maximal drei Jahre alt.“

Die Lenk- und Ruhezeiten seien „nach wie vor großes Thema, aber es gibt nur noch wenige krasse Verstöße, weil das richtig teuer wird“, sagt Fiala. Vor etwa einem Jahr habe er allerdings so einen Extremfall erlebt, als bei einer Kontrolle zwei Sattelzüge gestoppt wurden, deren Fahrer 40 Stunden am Stück unterwegs waren. „Die haben sich bei uns bedankt, dass sie endlich schlafen durften. Der Unternehmer musste dafür eine Sicherheitsleistung von 25 000 Euro überweisen“, berichtet Heinz Fiala.

Während ein neuwertiger Sattelzug nach einer kurzen Inspektion weiterbrummen kann und der Fahrer eines etwas angerosteten Kleintransporters nach einer Überprüfung mit einem Mängelbericht davonkommt, erweist sich das nächste Fahrzeug, das auf den Hof gelotst wird, als Volltreffer.

„Ich glaube, da haben wir einen Fang gemacht“, sagt Fiala, als der recht verwittert wirkende 7,5-Tonner abgestellt wird. Schon eine erste Betrachtung gibt seinem Gefühl recht. Der Führerschein des Fahrers ist ungültig, im Laderaum steht eine Holzkiste, laut dem Begleitzettel 75 Kilo schwer, ungesichert herum. „Die hat sich nicht bewegt“, sagt der Fahrer. „Seit das Auto steht“, knurrt einer der Beamten. Einer der Vorderreifen ist seitlich komplett ohne Profil, und bei einem Blick unter den Laster finden die Beamten die Ursache: Die Aufhängung der Vorderachse ist gebrochen, die Achse selbst komplett lose. „Das ist absolut verkehrsunsicher und lebensgefährlich“, urteilt Fiala vorläufig. Der Laster wird schließlich, eskortiert von zwei Polizeifahrzeugen, im Schritttempo zur nächsten Werkstatt gebracht. „Stichprobenartig sieben Lkw in rund drei Stunden, fünf davon beanstandet – für die Beamten ist das ein ruhiger Vormittag, der sich aber für die Verkehrssicherheit gelohnt hat“, bilanziert Heinz Fiala.