Zuhören gehört bei einer Debatte dazu. Das beherrschten die Finalteilnehmer Foto: Bulgrin - Bulgrin

Acht Finalisten zeigten beim Regionalwettbewerb von „Jugend debattiert“ im Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasium (RBG), dass es wichtig ist, die Argumente der Gegenseite zu hören.

Wendlingen/KöngenSeit es am Robert-Bosch-Gymnasium (RBG) in Wendlingen eine Debattier-Arbeitsgemeinschaft gibt, hat sich die Diskussionskultur nach Ansicht von Schulleiterin Karin Ecker verbessert. Denn verbaler Schlagabtausch will gelernt sein. Nun fand an der Schule der Regionalwettbewerb von „Jugend debattiert“ statt. In der Sekundarstufe I siegte Fiona Jeisel, Schülerin des RBG (siehe Interview). Mark Wendt vom Theodor-Heuss-Gymnasium in Esslingen setzte sich in der Sekundarstufe II durch. Sie dürfen den Kreis Esslingen am 5. April beim Landesentscheid im Stuttgarter Landtag vertreten.

Wie wichtig es in einer Debatte ist, auf sein Gegenüber einzugehen, zeigten die acht Debattanten in der Endrunde stark. Zuhören ist da ebenso wichtig wie der eigene Vortrag. „Sollen grundsätzlich auch Nicht-Pädagogen an der Schule unterrichten?“, lautete die Frage für die Sekundarstufe I. Jeweils zwei Schüler vertraten die Pro- und die Contra-Seite. „Wir haben in Baden-Württemberg noch genügend Lehrer“, verwies Fiona am hölzernen Rednerpult auf ihre Situation. Ausgebildete Pädagogen sind aus ihrer Sicht nicht zu ersetzen. Da helfe auch ein verkürztes Referendariat nicht weiter. Dem pflichtete ihr Contra-Partner Koray Incula von der Freihof-Realschule in Kirchheim mit einem sehr deutlichen Vergleich bei: „Ein Rettungsassistent führt schließlich auch keine Operation am Herzen durch.“ Mit seiner klaren Argumentation landete der Realschüler auf dem zweiten Platz.

Penélope Winkler vom Hölderlin-Gymnasium in Nürtingen dagegen hält Quereinsteiger für unverzichtbar, um die Ausbildung zu gewährleisten: „Ich hatte wochenlang keinen Französisch-Unterricht, weil es keine Vertretung gab.“ Gemeinsam mit ihrer Mitschülerin Lilian Metzlaff vertrat sie die Pro-Seite. Nicht nur die kluge Argumentation der vier Jugendlichen überzeugte. Die drei Mädchen und ein Junge verstanden es, aufeinander einzugehen. Ruhig und klar entwickelten sie ihre Argumentation – und das meist auch in der vorgegebenen Zeit. Eine Jury aus Pädagoginnen und Pädagogen und Schülern gab jedem einzelnen in der Gruppe am Ende ein kritisches, aber konstruktives Feedback.

„Streiten und Debattieren muss man von der Pike auf lernen“, ist Bärbel Kehl-Maurer überzeugt. Die ehemalige Konrektorin der Teck-Realschule in Kirchheim, die selbst als Fraktionschefin der SPD im Nürtinger Gemeinderat kommunalpolitische Expertise mitbringt, richtete den Regionalwettbewerb in den vergangenen Jahren an ihrer Schule aus. Gerade bei ihren Realschülern habe das das Selbstvertrauen gestärkt. Die pensionierte Pädagogin ist froh, dass Direktorin Karin Ecker den Wettbewerb nun nach Wendlingen geholt hat. Der Lehrer Florian Marks hat die Organisation übernommen. Er sorgte dafür, dass Teilnehmer, Juroren und Lehrer der Schulen aus dem Kreis in den Pausen ins Gespräch kamen. Dass dieses Vernetzen dem kommunikativen Pädagogen sehr gut liegt, war da zu spüren. Als Zuhörer war auch der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Grüne) gekommen, um sich ein Bild vom Nachwuchs in der Politik zu machen.

Mit Mark Wendt, Elena Schäffler und Hanna Schacher war das Esslinger Theodor-Heuss-Gymnasium im Finale der Sekundarstufe II gut vertreten. Als vierte war Farah Rasool vom Nürtinger Hölderlin-Gymnasium dabei. Das Quartett diskutierte die Frage, ob Bürgerinnen und Bürger zur Mitarbeit im Gemeinderat verpflichtet werden sollten. Elena Schäffler plädierte für einen „Bürgerrat“, dessen Teilnehmer per Losverfahren ermittelt werden. Das bringe mehr Farbe in die Politik. Als Esslinger Jugendgemeinderat weiß Mark Wendt, wie schwierig es ist, engagierte Mitglieder zu finden. Deshalb sprach er sich für eine verpflichtende Teilnahme aus. Er hatte für das Thema gründlich recherchiert und verwies auf entsprechende Ansätze in Belgien. Farah Rasool dagegen berichtete vom engen Zeitbudget, das sie als Schülerin habe. Das ließe sich für sie einfach nicht mit einem Ehrenamt kombinieren. Dass man „die Bürgerinnen und Bürger nicht zwingen sollte“, findet auch Hanna Schacher. Mit ihrer lebendigen Debatte motivierten die vier das Publikum, selbst über das Thema nachzudenken.