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Derzeit stehen sechs Etagen zur Diskussion. Der Alt-BM plädiert für vier Geschosse, andere wollen lieber wieder höher hinaus. Das Punkthaus auf dem Bruckenwasen – zweiter Akt.

Plochingen Das geplante Punkthaus auf dem Bruckenwasen bleibt auch in seiner abgespeckten, sechsstöckigen Version umstritten. Das ist an dem Informationsabend deutlich geworden, zu dem die Stadt zum Auftakt der erneuten Auslegung des Bebauungsplanentwurfs eingeladen hatte. Altbürgermeister Eugen Beck appellierte inständig an die Verwaltung, „als Kompromiss“ auf zwei weitere Stockwerke zu verzichten und das Haus nur viergeschossig bauen zu lassen. Andere Stimmen aus der mit rund 60 Teilnehmern gut besuchten Informationsrunde plädierten am Ende dagegen dafür, es wieder auf sieben Geschosse anzuheben.

Die Pläne eines Investors, die Baulücke an der Nahtstelle zwischen Wohnbebauung und Landschaftspark Bruckenwasen mit einem 18 Mal 18 Meter breiten, siebenstöckigen Kubus zu bebauen und dafür den Bebauungsplan zu ändern, hatten im Frühjahr hohe Wellen geschlagen. Sie hatten nicht nur die Altvorderen der Landesgartenschau 1998, sondern auch 1400 Mitstreiter auf einer Online-Petition und auf dem Papier auf den Plan gerufen. Die Baulinie wird um sechs Meter in Richtung B 10 überschritten. Die Kritik hatte sich aber vor allem an der Höhe des geplanten Punkthauses entzündet. Fünf Geschosse sind laut dem bestehenden Bebauungsplan zulässig – die Nachbargebäude sind aber nur vierstöckig gebaut worden. „Wir wollten bewusst in dem Gelände einen Schlusspunkt setzen“, erklärte Architekt Jochen Hauff die ursprünglichen Pläne, einen siebenstöckigen Solitär zu bauen. Nach der Empörung und den zahlreichen Einwendungen zum Bebauungsplanentwurf im vergangenen Jahr will der Investor nunmehr auf das Penthouse-Geschoss verzichten und die Fassade besser gliedern. Entstehen sollen insgesamt 18 Wohnungen samt Tiefgarage. Zudem will die Stadt den Schotterparkplatz vor Ort um zwei Drittel vergrößern – was im gültigen Bebauungsplan schon vorgesehen ist.

Für Ehrenbürger Eugen Beck, seinen damaligen Beigeordneten Hartmut Strobel und den damaligen Stadtbaumeister Andreas Sättele ist das nach wie vor zu viel. Sättele bekräftigte die Kritik der Gartenschauväter, dass der Baukörper nicht den städte- und landschaftsplanerischen Zielsetzungen der Gartenschau-Architekten Ivano Gianola und Jörg Stötzer entspreche und „nicht maßvoll“ sei. Er forderte mehrmals, die beiden mit an den Tisch zu holen. Beck hatte sogar seine eigenen Glaubwürdigkeit auf dem Spiel gesehen – habe man die Bürger doch auf der Basis dieser damaligen Konzepte im Bürgerentscheid zum Ja für die Landesgartenschau 1998 bewogen.

Dem entzog sein Nachfolger Frank Buß am Dienstagabend allerdings die Grundlage. Der Gemeinderat habe sich 1994 erst zwei Monate nach dem Bürgerentscheid für Gianola entschieden. Auch zu Gartenschau-Zeiten habe es schon Sachzwänge gegeben. Zur Querfinanzierung habe sich die Stadt auf den Bau von 300 Wohnungen verpflichtet. Da dort nur 193 errichtet worden seien, habe man sogar Fördergelder zurückbezahlen müssen. Buß betonte, dass die Gartenschau-Väter zu ihrer Zeit völlig richtig agiert hätten. Damals habe man Projekte wie die Gartenschau oder den Bau der Burgschule realisieren müssen. „Wir agieren heute gleichermaßen.“

1996 habe es schon einmal ein Baugesuch für besagtes Grundstück gegeben. Der zuständige Ausschuss habe dafür eine Befreiung erteilt: Damals wäre die Baulinie Richtung Park um zwei Meter überschritten worden. Aber gebaut wurde nicht.

Sättele-Nachfolger Wolfgang Kissling erläuterte, warum man angesichts der Wohnungsnot nicht alles beim Alten belassen könne. Er arbeitete systematisch die Einwendungen (52 Seiten) ab, die bislang im Verfahren eingegangen waren. Buß-Vorgänger Beck sah mit dem Verzicht auf ein Stockwerk immerhin einen ersten Erfolg. Nunmehr müsse es sich zeigen, ob die Kritik breiter oder nur „von drei alten Männern“ getragen werde. Wäre das Bauvorhaben zwei Stockwerke niedriger, könne er mit der großen Tiefgarage und den Überschreitungen zur B 10 leben – ansonsten bitte er darum, die Sache um drei Jahre zurückzustellen. „Ich persönlich habe damit meine Pflicht, die ich zu haben glaubte, erfüllt.“

Manch einem im Publikum wurde der Ausflug in die Vergangenheit zu lang. So bekam Beck-Nachfolger Buß Szenenapplaus, als er das Hier und Jetzt für relevanter erklärte. Andere teilten die Kritik von Hartmut Strobel, dass der simulierte Überflug über das Gelände für die Visualisierung des Projekts nichts bringe. „Aus der Vogelperspektive sieht das keiner“, kritisierte Strobel. Die Stadträte Reiner Nussbaum (CDU) und Peter Raviol (SPD) bekannten sich zu dem Vorhaben. Raviol: „Ich persönlich wäre in Anbetracht der Wohnungsnot und der Flächenknappheit sogar für ein siebenstöckiges Haus.“ Stefan Kirchner (OGL) wiederholte seinen Wunsch, der Investor solle statt des komplexen Kubus ein eingezogenes Dachgeschoss bauen. Und Architekt Hauff stellte klar, dass ein weiteres Abspecken des Punkthauses auf vier Etagen mit dem Grundstückspreis nicht vereinbar sei.

Architekt Elmar Flassak, der im Publikum saß, kritisierte die „exklusive Vergabe des Bauplatzes an einen Investor“ – ohne Wettbewerb oder ohne Konzept und Gebot. Er sprach von einem „enttäuschenden Ergebnis“, das mit den Bauten der Bundesgartenschau in Heilbronn, die Buß eingangs als Vergleichsobjekte nannte, nicht mithalten könne. Doch offenbar war der Andrang auf das Eckgrundstück am Plochinger Dreieck überschaubar.

Den Bebauungsplanentwurf kann man bis Freitag, 21. Februar, im Verbandsbauamt oder auf der Homepage der Stadt einsehen. Stellungnahmen dazu müssen bis 21. Februar abgegeben werden.