Powerfrauen unter sich: Einsatzleiterin Helga Wörner (rechts) und Buchhalterin Mechthild Geißler (links) nehmen Abschied von der Nachbarschaftshilfe. Monika Fiedler übernimmt als neue Einsatzleiterin. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Einsatzleiterin Helga Wörner und die ehrenamtliche Buchhalterin Mechthild Geißler, die die Institution aufgebaut haben, nehmen nach 14 Jahren Abschied.

PlochingenSie haben zusammen angefangen. Jetzt haben sie auch zusammen aufgehört. Dazwischen liegen 14 Jahre, in denen die hauptamtliche Einsatzleiterin Helga Wörner (61) und die ehrenamtliche Buchhalterin Mechthild Geißler (66) die Organisierte Nachbarschaftshilfe St. Konrad aufgebaut und zu dem gemacht haben, was nach wie vor zahlreiche Plochingerinnen und Plochinger schätzen. Menschen, die sich nicht mehr selbst versorgen können und die Unterstützung im Haushalt brauchen. Oder Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung oder psychischen Erkrankung Hilfe benötigen. Oder Menschen, die als pflegende Angehörige über jede Entlastung dankbar sind. Die Nachbarschaftshilfe ersetzt keinen Pflegedienst, ergänzt ihn aber im hauswirtschaftlichen Bereich und in anderen Feldern – sofern das im Ehrenamt zeitlich zu machen ist.

Am Anfang war eine Stellenanzeige

Angefangen hatte alles vor 14 Jahren mit einer Stellenanzeige im Katholischen Mitteilungsblatt: Der Katholische Förderverein für Krankenpflege und Soziale Dienste Plochingen wollte eine Nachbarschaftshilfe aufbauen und suchte dafür eine hauptamtliche Einsatzleiterin. Nach einigem Zögern traute sich Mechthild Geißler dann doch, sich zu melden. Allerdings wollte sie sich nur ehrenamtlich engagieren. Sie kam aber schnell auf die Idee, dass Helga Wörner als Fachhauswirtschafterin für alte Menschen die Idealbesetzung für die Einsatzleitung und sie als Frau aus der Verwaltung die Richtige für die Buchhaltung sei. So kam es denn auch. Und das war gut so.

Mit drei, vier ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hatte Helga Wörner in ihrem eigenen Wohnzimmer angefangen. Das reichte bald nicht mehr aus und sie bekam ein Büro im Pfarramt. Mechthild Geißler hat die Buchführung all die Jahre über in ihrer Wohnung erledigt. In den Hoch-Zeiten haben bis zu 70 Nachbarschaftshelferinnen und -helfer 8600 Stunden im Jahr erbracht. „Das entspricht fast fünf hauptamtlichen Stellen“, sagt Pfarrer Bernhard Ascher und dankt nicht nur dem „kongenialen Duo“ Wörner/Geißler, sondern auch den vielen Ehrenamtlichen, die sich in die Nachbarschaftshilfe eingebracht haben und nach wie vor einbringen.

Wörner ließ sie auch nie alleine. Es gab Supervisionen und Fortbildungen – oft mit anderen Nachbarschaftshilfen aus der Region. Und als begnadete Netzwerkerin wusste sie genau, welcher Kunde zu welchem Helfer passte oder ob die Anfrage vielleicht eher etwas für die Besuchsdienste der Kirchengemeinden oder die städtische Sozialstation war. „Meine Telefonnummer war überall bekannt“, sagt sie.

Seit dem 1. Januar hat sie eine neue. Denn nach 38 Jahren, in denen sie sich überwiegend um alte und kranke Menschen kümmerte, setzt sie den Schlusspunkt. „Und wir haben auch immer gesagt, dass wir zusammen aufhören“, ergänzt ihre Kollegin Geißler. Als die beiden ihrem Pfarrer vor ein paar Monaten angekündigt hatten, zum Ende des Jahres 2018 den Schlussstrich ziehen zu wollen, „ist es mir siedend heiß geworden“, so Ascher. Er wollte die Nachbarschaftshilfe gerne in kirchlicher Hand belassen, sah aber nicht, wie seine Kirchengemeinde das erfahrene und eingespielte Duo ersetzen sollte. Deshalb ist die Organisierte Nachbarschaftshilfe St. Konrad Plochingen mit Beginn des neuen Jahres unters Dach der Katholischen Sozialstation Wernau gerückt. „Sie bietet eine gute Infrastruktur und viel fachliches Wissen“, so Ascher. Zumal dort auch schon Monika Fiedler (55) als Hauswirtschafterin angestellt war, die Helga Wörner noch aus dem gemeinsamen Besuch der Hauswirtschaftsschule kannte. Die dreifache Mutter und ehemalige aktive Nachbarschaftshelferin hat nunmehr seit 1. Januar die Einsatzleitung in Plochingen übernommen.

Für die Menschen, die die Nachbarschaftshilfe St. Konrad in Anspruch nehmen wollen, ändert sich so gut wie nichts. Zwar haben viele ältere Helferinnen und Helfer mit Helga Wörner und Mechthild Geißler zusammen Abschied genommen, doch Monika Fiedler hat in den wenigen Tagen des neuen Jahres schon sechs neue Interessenten gewinnen können. Auch sie sitzt im Büro im Pfarrhaus St. Konrad. Und auch an den Gebührensätzen ändert sich nichts. Mitglieder des Katholischen Fördervereins für Krankenpflege und Soziale Dienste Plochingen bezahlen 12,50 Euro für die Stunde, alle anderen 15 Euro. Die Rechnung kommt jetzt allerdings von der Katholischen Sozialstation Wernau. „Es ist uns wichtig, dass alles so weiterläuft wie bisher“, betont deren Geschäftsführer Manfred Kurz. Die Nachbarschaftshilfe St. Konrad firmiert deshalb seit 1. Januar unter dem Namen „Katholische Sozialstation – Nachbarschaftshilfe St. Konrad“.

Gegenseitige Ergänzung

Pfarrer Ascher betont, dass das Andocken der Nachbarschaftshilfe an die Wernauer Sozialstation nicht gegen die Sozialstation der Stadt Plochingen gerichtet sei, sondern dass man sie als „wichtigen Teil kirchlichen Lebens“ eben auch in kirchlicher Hand halten wollte. Die ebenfalls zum 1. Januar 2019 vollzogene Fusion der Plochinger Katholiken mit den benachbarten Kirchengemeinden in Altbach und Deizisau sowie der Kirchengemeinde Reichenbach mit Hochdorf und Lichtenwald habe für die Nachbarschaftshilfe auch keine Konsequenzen, da sie in den Nachbarkommunen von unterschiedlichen Trägern organisiert werde. Man müsse auch nicht damit rechnen, dass alle ergänzenden pflegerischen Leistungen künftig nur über die Wernauer Sozialstation abgewickelt würden, so Kurz auf Nachfrage. Der Kunde habe nach wie vor die Wahl zwischen allen möglichen Anbietern. Es sei angesichts des Mitarbeitermangels ohnehin eher die Frage, wer überhaupt etwas anbieten könne. „Es ist wichtig, dass wir uns da gegenseitig ergänzen.“ Das gelte sowohl für die Profis wie auch fürs Ehrenamt.

Helga Wörner und Mechthild Geißler werden am Sonntag, 27. Januar, nach dem 10.30-Uhr-Gottesdienst mit einem Sektempfang in St. Konrad verabschiedet. Wörner-Nachfolgerin Monika Fiedler erreicht man unter der altbekannten Telefonnummer 07153/8251217 an der altbekannten Adresse Hindenburgstraße 57 sowie unter der neuen Mailadresse nbh-st-konrad@sozialstation-wernau.de.