Das war einmal: 2013 sind noch sanfte Töne im Besen am Gabelberg angeschlagen worden. Foto: Archivfoto: Zimmermann - Archivfoto: Zimmermann

Im Vorjahr ist sie nicht zustande gekommen, der Nachholtermin im Januar gefiel den Wirten nicht, und auch jetzt ist die Plochinger Musiknacht wieder abgeblasen worden.

PlochingenVon Location zu Location ziehen, hier ein Bier an der Theke, dort einen Caipirinha an der Bar – und dazu Livemusik unterschiedlichster Couleur: Musiknächte erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch Plochingen hat rund zehn Jahre lang mitgemischt. Im Oktober vergangenen Jahres musste der Verein Stadtmarketing Plochingen, der die Musiknacht all die Jahre organisiert hat, sie aber erstmals abblasen. Auch die von vielen so erhoffte Auferstehung an diesem Samstag, 19. Oktober, findet nun doch nicht statt. Das Grundproblem: Es gibt zu wenige Kneipen, die mitmachen wollen oder können.

Dieses Mal waren es drei, die der Veranstaltung noch die Stange gehalten hatten. Zu wenige für eine Kneipentour. Da sollten mindestens fünf Veranstaltungsorte zusammenkommen, findet Thomas Pressel, der Vorsitzende des Vereins Stadtmarketing Plochingen. Bei nur noch dreien könne man von den Zuhörern keinen Eintritt mehr verlangen. Und wie dann die Gruppen finanzieren? Das Stadtmarketing wollte jedoch nicht aufgeben und modelte die Musiknacht zum Talentwettbewerb um – in der Hoffnung, die Locations so gratis bespielen zu können. Dem Sieger sollten 1000 Euro winken. Damit war die Veranstaltung aber für das „Alte Fuhrmannshaus“ in Plochingen nicht mehr interessant. Dort hat die Gruppe Triple Trouble schon seit Jahren feste Fans. Diese Band hat das „Fuhrmannshaus“ nunmehr für den Samstagabend fest gebucht. Und die spielen dort auch.

Damit blieben nur noch das „Café Bravo“ und die „Blu Bowl“ für den Talentwettbewerb. Vier Gruppen habe man am Ende zusammengebracht, die bereit waren, dort aufzutreten, erzählt Pressel. Leider waren die wenigsten Nachwuchsbands aus Plochingen, bedauert Karel Markoc, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing. Letztendlich scheiterte die diesjährige Musiknacht aber nicht an der mangelnden lokalen Begleitmusik, sondern immer noch am schnöden Mammon: Die Gruppen hatten Pressel zufolge von den Veranstaltern das entsprechende Equipment für ihre Konzerte erwarten: Mischpulte, Beleuchtung, Lautsprecher ... „Aber das wäre ein Betrag von mehreren Tausend Euro gewesen. Den hätten wir unseren Mitgliedern nicht zumuten können“, bedauert Markoc.

Im Kommunalwahlkampf im Frühjahr war die Musiknacht schon einmal durch die sozialen Netzwerke getobt. Ein Gemeinderatsbewerber hatte den Stadtmarketing-Leuten vorgeworfen, sich zu wenig dafür engagiert zu haben. Die sahen sich zu Unrecht angegangen. Im Oktober vergangenen Jahres sei die Musiknacht an sehr kurzfristigen Absagen von zwei Bands gescheitert, erklärte Pressel. Der Versuch, sie in den Januar zu verschieben, sei dann an den Befürchtungen der Wirte zerschellt: Die hätten Sorge gehabt, dass im Winter keiner von Kneipe zu Kneipe ziehen wolle.

Anfangs, so erinnert sich Markoc, habe sich auch das Jugendhaus oder der Dettinger Park an der Musiknacht beteiligt. Da waren neun, zehn Locations zusammengekommen. Aber die Anzahl sei immer weiter abgebröckelt. Zumal die Veranstaltungsorte ja nicht weit voneinander entfernt sein sollten. Markoc: „Es gibt einfach zu wenige Kneipen bei uns in der Innenstadt.“ Darüber hinaus habe „Der Plochinger“ dicht gemacht und im „Si mena“ habe der neue Wirt nach einem Betreiberwechsel so kurzfristig nicht auf den Zug aufspringen können. Der Zulauf der vergangenen Musiknächte scheint indessen ganz gut gewesen zu sein, sagt jedenfalls das Stadtmarketing. Zumal man die Vermarktung zuletzt in die Hände einer professionellen Agentur gegeben habe.

Pressel und Markoc wollen das Thema in die nächste Mitgliederversammlung des Stadtmarketing einbringen. „Ich bin guter Dinge, dass wir das nächste Jahre wieder eine Musiknacht haben. Mir liegt das arg am Herzen“, will Markoc, der sich mit als Gründungsvater der Idee versteht, sein Kind noch nicht aufgeben. „Die Musiknacht ist eine tolle Sache, aber man kann sie nicht erzwingen. Das Stadtmarketing hat sich sehr bemüht, noch etwas auf die Beine zu stellen“, unterstreicht die Plochinger Kulturamtsleiterin Susanne Martin das Engagement der Stadtmarketing-Leute. „Aber Plochingen kann sich weder von der Anzahl der Gastronomiebetriebe noch vom Einzugsgebiet her gesehen mit Esslingen, Kirchheim oder Nürtingen vergleichen.“