So haben ihn die Plochinger gekannt: Manfred Reiner im Jahr 2002 vor dem Alten Rathaus und der Ottilienkapelle, die ihm so am Herzen lag. Foto: Archivfoto: Roberto Bulgrin - Archivfoto: Roberto Bulgrin

Bodenständig, integer und heimatverbunden: Manfred Reiner war eine feste Größe in Plochingen. Am Montag ist der ehemalige Stadtrat und Heimatforscher mit 93 Jahren gestorben.

PlochingenEr war ein ganz Großer. Ein Plochinger Urgestein. Integer, bodenständig, heimatverbunden. Ein Mann, der das Miteinander suchte und nicht das Polarisieren. Und er galt als akribischer Forscher: Manfred Reiner, langjähriger SPD-Stadt- und -Kreisrat, detaillierter Kenner der Plochinger Stadtgeschichte und Ehrenbürger seiner Heimatstadt, ist am Montag nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 93 Jahren gestorben.

Ob es um die Anfänge des Neckarhafens, um die Eisenbahn oder den Plochinger Durst ging: Die neun gelben Bände seiner „Plochinger Wegspuren“, die der Sohn aus einer alten ortsansässigen Eisenbahnerfamilie zwischen 1994 und 2002 im Herba-Verlag von Siegfried Drieß veröffentlicht hat, dürften in jedem Plochinger Haushalt stehen. Zuvor hat er bereits seit den 1980er-Jahren rund 30 Hefte mit kleineren Publikationen herausgebracht. Auch vor einem gerade lokalhistorisch so schwierig aufzuarbeitenden Thema wie „Plochingen im ,Tausendjährigen Reich’“ scheute er nicht zurück. Er war zudem Autor der Reihe „Notizen aus dem Stadtarchiv“ und Verfasser eines umfangreichen Buches zur Plochinger Stadtgeschichte. Viele Jahre betreute Reiner das Archiv und war ein wertvoller Ratgeber für die Stadt. Zudem sind etliche Szenenspiele – wie etwa „Marquardts Vermächtnis“ als Beitrag zum jährlichen großen Vereinsfest – eng mit seinem Namen verbunden.

Dabei war Manfred Reiner von Haus aus gar kein Historiker, sondern Lehrer. Als solcher hat er vor allem die Sonderschulpädagogik in Plochingen und den Nachbarkommunen entscheidend mit aufgebaut. Von 1971 bis zu seiner Pensionierung 1986 war er Rektor an der Esslinger Rohräckerschule.

Ausgesprochen wertvoll: Das war Manfred Reiner, der mit seiner Frau und den Kindern immer in Plochingen lebte, nicht nur für seine Familie, die Stadt und seine Schüler. Sondern auch für seine Sozialdemokraten. Als sich der verbotene SPD-Ortsverein nach dem Krieg wieder neu konstituierte, war er Gründungsmitglied der „Falkengruppe“. Von 1959 bis 1975 und dann wieder von 1980 bis 1994 setzte er für die SPD im Plochinger Gemeinderat wesentliche Akzente. Ein Stück Alt-Plochingen erhalten, war ihm natürlich wichtig, „Er war davon überzeugt, dass es ohne ein Bewusstsein für die Stadtgeschichte auch keine Zukunft geben kann“, haben ihm seine Genossen zum 90. Geburtstag ins Amtsblatt geschrieben. 20 Jahre saß er zudem im Kreistag. 1986 bekam er das Bundesverdienstkreuz, 1995 die Ehrenmedaille und zwei Jahre später dann die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt – Landkreis- und Gemeindetag dekorierten ihn ebenfalls.

Dabei stand Manfred Reiner „immer über der Parteipolitik“, betont sein langjähriger Wegbegleiter Siegfried Drieß, der damals für die CDU im Alten Rathaus saß. Und mit Reiner ein unschlagbares Doppel abgab: der Autor und sein Verleger. Legendär die Weinproben mit Reiner im Grafschen Keller, bei denen er den Plochinger Wein mit der Plochinger Geschichte verband. Reiner war aber nicht nur ein liebenswürdiger Mensch. Er liebte auch die Menschen. Er war Gründungsmitglied der Tennisgesellschaft Plochingen und der Naturfreunde. Dass Plochingen den Verein zur Förderung des historischen Weinbaus hat, ist ebenfalls ihm zu verdanken. Drieß: „Der Gemeinderat machte eine Neckarfahrt. Da hat Manfred Reiner auf die Nothalde gezeigt und gesagt: Da müssen wir wieder Wein anbauen.“ Manfred Reiner war im Albverein und in der Stadtkapelle, im Obst- und Gartenbauverein ebenso wie bei der Lebenshilfe und im Verband deutscher Sonderschulen. Er saß im Aufsichtsrat der Baugesellschaft Plochingen, engagierte sich im Kirchengemeinderat und in zahlreichen anderen Gremien, Vereinen und Einrichtungen.

Die letzten Jahre waren allerdings von seiner schweren Krankheit geprägt. Am Montag ist Manfred Reiner gestorben. Die Trauerfeier findet am Freitag, 14. Februar, um 13 Uhr in der Stadtkirche statt.