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Die Jäger sind am Samstag in Plochingen bei der wahrscheinlich größten Drückjagd, die hier je stattfand, unterwegs.

PlochingenSpaziergänger, Jogger, Radfahrer und sonstige Passanten haben im Wald zwischen Plochingen und Baltmannsweiler am Samstag nichts zu suchen. Sämtliche Waldwege wie auch die Landesstraße L 1201 werden gesperrt. Denn dort sind Jäger unterwegs, bei der wahrscheinlich größten Drückjagd, die hier je stattfand.

Mit ungefähr 40 Jägern und ähnlich vielen Treibern rechnet Bernd Koch, einer der Plochinger Jagdpächter, die gemeinsam mit Kollegen aus Baltmannsweiler und Reichenbach die revierübergreifende Drückjagd durchführen. Während eine Treibjagd meist auf dem freien Feld stattfindet und auf sogenanntes Niederwild wie Hasen abzielt, gehen bei der Drückjagd die Treiber in einer Kette durch den Wald, um die Wildschweine aufzuscheuchen und in eine Richtung zu „drücken“.

Geschädigte unter den Treibern

Unter den Treibern sind auch Geschädigte, deren Grundstücke im Frühjahr von Wildschweinen heimgesucht worden sind. Sie hatten vehement eingefordert, dass etwas gegen das Schwarzwild unternommen wird. Ebenfalls dabei sind Hunde, die das Wild aufstöbern und aufschrecken sollen. Und an den bekannten Wildwechseln sowie auf Hochsitzen warten die Jäger auf die Tiere, um sie zu erlegen.

Vom Albblick aus wollen die Organisatoren eine lange Kette bilden, auf der einen Seite in Richtung Bühleiche und Siegenberg, auf der anderen in Richtung Hermannsberg. Sie bewegen sich dann in nordöstlicher Richtung auf Baltmannsweiler zu. Auch von Reichenbach aus soll sich eine Linie mit Treibern durch den Wald ziehen. Sämtliche Waldwege sind gesperrt, ebenso die Landesstraße L 1201 vom Stumpenhof in Richtung Weißer Stein. Auf der Straße vom Weißen Stein nach Baltmannsweiler (L 1150) sowie auf der Verbindungsstraße zwischen Baltmannsweiler und Reichenbach gilt ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde, denn es ist damit zu rechnen, dass Wild auf die Fahrbahn rennt. Diese Regelungen gelten vom frühen Vormittag bis spät in den Nachmittag.

Zwischen null und fünf erlegte Wildschweine „realistisch“

In puncto Abschusszahlen schraubt Koch die Erwartungen nach unten. Zwischen null und fünf erlegte Wildschweine, „das wäre vielleicht realistisch“. Viel Erfahrung habe man bei uns mit solchen Jagden im großen Stil nicht, und mit Wildschweinen schon gar nicht: „Da hatten wir ja früher gar keine in Plochingen.“ Sollte sich eine Menge Wild im Gebiet aufhalten, könnte es auch mehr Tiere treffen. Aber das bleibe unkalkulierbar: „Das Wild ist halt wild“, sagt der Jäger, und hofft, dass sich der große Aufwand, der hinter der Aktion steckt, lohnt.

Davon ist Simon Heizmann, der Leiter des Plochinger Forstreviers, überzeugt. Auch er ist am Samstag mit etwa 15 Jägern und 25 Treibern beteiligt, allerdings in einer eigenen, mit den anderen koordinierten Aktion. Während die Jagdpächter im Stadtwald und im Esslinger Kirchenwald aktiv werden, nehmen sich die Forstleute den Staatswald vor. Dazu gehört auch das Gebiet Schachen mit seinem großen Bannwald. Gerade dort im dichten Bewuchs und im Unterholz dürfte sich relativ viel Wild aufhalten.

„Schon wegen Afrikanischer Schweinepest notwendig“

Heizmann hält die Drückjagd keinesfalls nur für eine Beruhigungsmaßnahme gegenüber den verärgerten Stücklesbesitzern. Sie sei das geeignetste Mittel, weil das Schwarzwild kurz und heftig beunruhigt werde und sich dann auch tagsüber auf seinen üblichen Wegen fortbewege. Ansonsten seien Wildschweine ja nachtaktiv und im Wald nur schwer zu sichten; eigentlich nur bei Vollmond. Für notwendig hält der Förster das Ganze auch wegen der drohenden Afrikanischen Schweinepest. Schon deshalb „sind wir unter Zugzwang, dass wir die Schweinepopulation in den Griff kriegen“, betont er.

Am Samstag müsse man sich allerdings auf ungünstige Umstände einstellen. Zum einen sind die Wälder noch stark belaubt, was die Sicht behindert. Zum anderen ist Regen angesagt. Der hat zur Folge, dass die Hunde schlechter Witterung aufnehmen können und dass die Wildschweine schlechter zu hören sind, wenn sie sich davonmachen. „Trotzdem gehe ich davon aus, dass wir nicht leer ausgehen werden“, sagt Heizmann.