Die Trauerweide vor der Kappelle soll gefällt werden. Foto: Bulgrin

Das Straßenbild Plochingens wird sich bald stark verändern: Zwei markante Bäume sind von einem Sachverständigen als für die Verkehrssicherheit gefährlich eingestuft worden. Deswegen wird die mächtige alte Bühleiche auf dem Stumpenhof stark gestutzt. Die Trauerweide in der Markstraße muss sogar fallen.

Von Greta Gramberg

Spätestens seit sie vor Kurzem bei Nacht einen Ast verloren hat, merken viele Plochinger beim Einkaufsbummel, dass die Weide in der Marktstraße, die seit Jahrzehnten ihre Zweige schlaff über das Ottilienbrünnele hängt, ein trauriges Bild abgibt. Die Empfehlung eines Baumgutachters ist „zeitnahe Fällung“, teilte Verbandsbauamtsdirektor Wolfgang Kissling in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik den Stadträten mit. Ein Grund ist Kissling zufolge die extreme Schräglage des etwa 30 Jahre alten Baumes, der einst extra so gepflanzt worden sei, um in den Straßenraum hineinzuwirken. „Das wird ihm nun zum Verhängnis“, erklärte der Bauchef. Denn die Wurzeln können den Baum auf Dauer nicht mehr halten. Außerdem ist der Standort vor dem Käppele wohl auch nicht so ideal zum Gedeihen, weshalb die Äste nicht mehr bruchsicher sind.

Noch in diesem Herbst wird die Weide fallen. Kissling kündigte an, eine neue zu pflanzen, diesmal gerade, die gegebenenfalls nach 30 Jahren wieder ausgetauscht werden müsse. Das soll noch 2017 oder im kommenden Frühjahr geschehen. „Wir bemühen uns, die Lücke schnellstmöglich zu schließen.“

Nicht gefällt, aber gestutzt wird bald ein weitaus älteres Gewächs: Die Bühleiche am Rand der Stumpenhof-Siedlung ist dem Sachverständigen zufolge zwar stand-, aber die Äste seien nicht bruchsicher, berichtete Kissling. Der mächtige Baum soll 1648 nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs gepflanzt worden sein – mit fast 370 Jahren kommt er nun in einen „Zustand mittlerer Vitalität“, wie der Baudirektor sich ausdrückte. Mit der empfohlenen Kürzung der Baumkrone werde die Bühleiche „sehr gerupft dastehen“. Doch wenn ein Ast abbreche, bedeute das den Tod für sie. Ihre mächtige Wirkung auf das Ortsbild werde die Bühleiche nach dem Kronenschnitt zwar nicht mehr entfalten können. „Aber sie wird leben.“

Kritisch war auch der Zustand von sechs Birken auf dem ehemaligen Moltkebehälter, die schon Ende August entlaubt waren. Man habe sie kurzfristig gefällt, so Kissling. Sie seien praktisch tot gewesen. Ersatz wird es wegen einer möglichen künftigen Bebauung nicht geben. Ein Pilz ist dagegen Ursache für braune Stellen an einem Mammutbaum auf dem Bruckenwasen, der zu besorgten Kommentaren auf der Plochinger Facebook-Seite geführt hatte. Der Pilz sei weit verbreitet, man könne aber fast nichts dagegen unternehmen, sagte der Baudirektor. Der Gutachter empfehle düngen, bewässern und weiter beobachten. „An eine Fällung ist nicht gedacht.“ Ganz im Gegenteil zu einigen Bäumen an der Eisenbahnstraße im Bereich des früheren Güterschuppens, die bereits vergangenen Winter gefällt wurden, wofür es wieder Kritik vonseiten der OGL-Fraktion gab: Der als Grund genannte weitere Ausbau der Eisenbahnstraße beginne erst nach dem sommerlichen Schnittverbot. So habe eine Vegetationsperiode nicht dem Klimaschutz zur Verfügung gestanden, monierte Rainer Theobald (OGL). Ansonsten stimmten die Stadträte dem Vorgehen der Verwaltung zu. „In Sicherheitsfragen kann es keine Diskussion geben“, sagte SPD-Fraktionschef Gerhard Remppis in Bezug auf Weide und Bühleiche.

An die 1500 Bäume stehen im öffentlichen Raum Plochingens, die der seit 2012 beauftragte Baumexperte kontinuierlich kontrolliert. Für einen Durchgang brauche er etwa zwei Jahre, so Kissling. Dass es nun mehrere Fällungen gibt, hält er nicht für ungewöhnlich. „Das ist der normale Lebenszyklus wie beim Menschen.“ Die Stadt pflanze auch viel.