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Die Wildschweine machen vielen Stücklesbesitzern in Plochingen zu schaffen. „Wir tun, was wir können“, sagt der Bürgermeister. Doch die Erfolgschancen sind überschaubar.

PlochingenPlochingen wird die Wildschweine so schnell nicht los. Die Maßnahmen, die die Stadt im vergangenen Jahr ergriffen hatte, waren nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Man denke nur an die überschaubaren drei Exemplare, die den Jägern bei der Drückjagd im Oktober vor die Flinte gelaufen waren. Und in den vergangenen Monaten sind der Stadtverwaltung erneute Wildschäden im Bereich Hermannsberg, Pfostenberg und Junggehölz gemeldet worden. „Wir haben gemacht, was wir konnten“, so Bürgermeister Frank Buß vor dem Ausschuss für Technik und Umwelt. Doch die Erfolge sind überschaubar. So wird es auch in diesem Jahr zu einer Drückjagd kommen, die man nach der Premiere im vergangenen Oktober optimieren will. Zudem möchte die Stadt verstärkt auf die Besitzer verwilderter Streuobststückle zugehen und sie zu Ordnung aufrufen. Ob das die wahrhaft Schuldigen auch trifft, war im Ausschuss umstritten. Die geschädigten Stücklesbesitzer hatten sich schon in der Vergangenheit sehr darüber geärgert, dass man sie auf diese Art und Weise auch noch für ihre Probleme verantwortlich mache.

Plochingen steht mit seinen Wildschweinen jedenfalls nicht alleine da. Die Viecher sind intelligent – und auch andernorts ist man nicht viel schlauer. Bürgermeister Buß zitierte aus einer allgemeinen Anfrage ans Landwirtschaftsministerium, in welchem Umfang sich die Wildschweinschäden in den Streuobstwiesen vermehrt hätte. „Deutlich“, so das Ministeriums. Und wie könne man dem vorbeugen? „Mit professionellen Bejagungsstrategien“, habe die überschaubare Antwort gelautet.

Nachdem es in den vergangenen zwei Jahren wegen der hohen Population in Plochingen zu erheblichen Schäden auf zahlreichen Grundstücken gekommen war, hatte die Stadt im Mai vergangenen Jahres zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Daraufhin wurden 110 Grundstücksbesitzer aus 18 betroffenen Gewannen aufgefordert, sich um ihre Stückle zu kümmern. 55 von ihnen meldeten zurück, dass die sehr wohl in einem gepflegten Zustand seien. Von 49 hat die Stadt bislang noch nichts gehört. Sie hat sie aber eine weiteres Mal zur Grundstückspflege aufgefordert. Bei weiteren sechs Grundstückseigentümern stehen noch Rückmeldungen des Notariats über die Erbengemeinschaften aus.

Da der städtische Vollzugsdienst im November mit einem Tablet sowie der Software des Geo-Datenportals ausgestattet wurde, kann er mit Hilfe dieser Software die Grundstückseigentümer vor Ort nunmehr genau ermitteln. Er hat fürs Frühjahr mehrere Kontrolltage in den betroffenen Gewannen eingeplant und will die Grundstückseigentümer auch weiterhin auffordern, ihrer Bewirtschaftungs- und Pflegepflicht nachzukommen. Für den Herbst 2019 ist zudem angedacht, eine weitere Drückjagd mit den umliegenden Kommunen durchzuführen. Durch aktive Bejagung haben im Jagdjahr 2018/19 bislang zwölf Tiere ihr Leben verloren, im Jahr zuvor waren es 53.

Der Ausschuss für Technik und Umwelt hatte im Sommer beschlossen, den Stücklesbesitzern bei der Beseitigung von Wildschweinschäden unter die Arme zu greifen. Und zwar mit 30 Prozent der Rechnungssumme für das Ausleihen von Geräten oder mit höchstens 200 Euro pro Eigentümer für das Eingreifen eines Landschafsgärtners. Insgesamt drei Eigentümer haben die Förderung bisher in Anspruch genommen.

Während Reiner Nußbaum (CDU) die Ansicht vertrat, die Stadt müsse das Problem mit der mangelnden Grundstückspflege zügig angehen, meinte Dagmar Bluthardt (SPD): „Die Wildschweine sind überall, nicht nur in den verwilderten Grundstücken.“ Berlin habe ein ganz massives Problem mit den Tieren, Wien stelle sogar Lebendfallen auf. Bluthardt: „Wir wollen keine Schuldzuschreibungen an die Eigentümer. Viele von ihnen sind so alt, dass sie ihr Stückle gar nicht pflegen können.“

Mit der Bejagung ist es in den öffentlichen Wäldern rund um Plochingen schwierig, die Wildschweine seien intelligent, hätten keine natürlichen Feinde und würden am Tag locker 70 Kilometer schaffen, zeigte sich auch Rainer Theobald (OGL) hilflos. CDU-Stadtrat Bernd Koch meinte: „Der Weisheit letzten Schluss gibt es nicht. Die Politik hängt dem Problem hinterher.“ Ordnungsamtsleiter Uwe Bürk versicherte dem Gremium, man bleibe an den Grundstückseigentümern dran – und bereite die nächste Drückjagd vor.