Das eigenhändige Entwurfsmodell von Friedensreich Hundertwasser vom Innenhof der Plochinger Wohn- und Geschäftsanlage „Unterm Regenturm“ Foto: Galerie der Stadt Plochingen - Galerie der Stadt Plochingen

Seit 24 Jahren lockt das Hundertwasserhaus Gäste nach Plochingen. 2019 feiert es seinen 25. Geburtstag – Anlass für die Stadt, das Jahr durch zu feiern.

PlochingenWie kann man ein großes Grundstück in der Innenstadt im Zwickel zweier Hauptverkehrsstraßen nicht nur für die Geschäftswelt, sondern auch fürs Wohnen attraktiv machen? Wie kann man es zu einem Schmuckstück aufpolieren, das die Stadt über die Kreisgrenzen hinaus bekannt macht? Das Hundertwasserhaus mit dem 33 Meter hohen Regenturm in Plochingen ist ein städtebauliches Kunststück, das vor allem dem damaligen und langjährigen Bürgermeister Eugen Beck und den guten Kontakten der österreichischen Partnerstadt Zwettl zu verdanken war.

Dass zwischen der Plochinger Neckar- und Schorndorfer Straße eine Wohn- und Geschäftsanlage mit Tiefgarage und Innenhof entstehen sollte, war zuvor schon klar. Dass der österreichische Maler, Architekt und Ökologe Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) sich dann aber bereit erklärt hatte, den Innenhof zu gestalten, war alles andere als selbstverständlich – bei seinerzeit 40 Projektanfragen an den Meister pro Jahr. Und er hatte auch noch einen Turm mit vier goldenen Kugeln aufs 1,5 Hektar große Gelände gesetzt – an die markanteste, aber auch statisch labilste Stelle des Areals: auf den Eingang zur Tiefgarage. Nach knapp drei Jahren Bauzeit war das Wohn- und Geschäftshaus mit zweigeschossiger Tiefgarage unter privater Bauträgerschaft im August 1994 fertig – und lockt seither zahlreiche Touristen ans Neckarknie.

Somit wird 2019 für die Stadt Plochingen zum Hundertwasser-Jahr. „Wir wollen das 25-jährige Bestehen unseres Hundertwasserhauses mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen würdigen, in denen das Haus, seine Geschichte und seine Besonderheiten in den Mittelpunkt gestellt werden“, sagt Kulturamtsleiterin Susanne Martin. Die Events sollen sich über das ganze Jahr und auf die ganze Stadt verteilen. „Schließlich handelt es sich um ein privates Wohngebäude“, so Martin. Und man wolle auch Rücksicht auf die Menschen in den 64 Wohnungen nehmen. Die Überlegungen zielen deshalb nicht nur auf spezielle Führungen zur Anlage. Martin will gerne den Altbürgermeister Eugen Beck und den Architekten Heinz M. Springmann gewinnen, etwas über den Ursprung der Idee und die Zusammenarbeit mit Hundertwasser zu erzählen. Sie sucht aber auch die Kooperation mit Vereinen und anderen Partnern. So denkt sie beispielsweise daran, ob nicht das Plochinger Stadtmarketing für eine Hundertwasser-Schaufensterdeko in den Läden sorgen könnte. Man könnte sich zudem gut vorstellen, gemeinsam mit dem Umweltzentrum eine Veranstaltung über Hundertwassers Naturphilosophie anzubieten. Oder im örtlichen Kino Filme über den Künstler und sein Werk zu zeigen. Mitmachaktionen für Kinder in Kooperation mit den Schulen und Kindergärten schweben ihr zudem vor. Mit den Veranstaltern der Ausstellung „Kunst – Natur – Umwelt. Günther Uecker und Friedensreich Hundertwasser“ Anfang des Jahres in der Nürtinger Kreuzkirche habe man bereits eine Kooperation vereinbart.

Auf ein weiteres Highlight darf man auch noch gespannt sein. Ein privater Stifter hat für das Jubiläumsjahr einen Hundertwasserbrunnen am Aufgang Neckarstraße in Aussicht gestellt. Mit zwei großen Infotafeln an den beiden Zugängen zum Innenhof will die Stadt zudem die Besucherinnen und Besucher über die Entstehung und Besonderheiten der Anlage, aber auch über den Schutz des Privateigentums informieren.

Bei den Mitgliedern des gemeinderätlichen Verwaltungsausschusses ist der Entwurf der Kulturamtsleiterin gut angekommen. Zumal sie die Bewohner in die Ideen mit einbezogen hat. Martin: „Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Eigentümern der Wohnanlage. 99 Prozent von ihnen freuen sich über die Besucher. Und 99 Prozent der Besucher halten sich auch an die Regeln.“ Auch wenn nun ein ganzes Jubiläumsjahr vor ihr liegt, muss sie sich doch sputen. Schließlich will Plochingen mit dem Hundertwasser-Jahr auf der CMT punkten – und die ist schon im Januar.