Mit ihrem Angebot fällt Beate Schlotterbeck auf Weihnachtsmärkten etwas aus dem Rahmen. Foto: Osswald Quelle: Unbekannt

Von Moritz Osswald

Glühweinstände reihen sich im Dämmerlicht an duftende Dampfnudelbuden. Kleine Holzhäuschen soweit das Auge reicht. Gewürznoten durchziehen die Luft, von Anis bis Zimt kommt jeder auf seine Kosten. Es herrscht reges Treiben auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Zwischen all dem Getümmel und Gedränge: „Mr. Wilson’s Hundebäckerei“ aus Filderstadt.

Hätte Beate Schlotterbeck vor einem Jahrzehnt angekündigt, dass sie professionell Hundekekse backen und verkaufen wird, hätten ihre Bekannten sie für verrückt erklärt. Heute bestellen bei ihr Hundehalter aus allen Ecken Deutschlands die fleischigen Leckerlis. Sogar einige Schweizer sind begeistert von ihren Ofen-Kreationen und suchen ihren Stand jedes Jahr auf. Karotten-Kugeln, Leberwurstmänner und Käse-Ecken vertreibt sie auf den Märkten in Reutlingen und Stuttgart. Besucher des Frühlingsfests auf dem Cannstatter Wasen und des Oktoberfests in München werden ebenso mit den artgerechten Kreationen versorgt.

Was aus purer Notwendigkeit heraus entstand, ist für sie zu einer profitablen Marktnische geworden. Das tierische Geschäft mit Mr. Wilsons’s Keksen brummt. Nächstes Jahr feiert Beate Schlotterbeck das zehnjährige Bestehen der Hundebäckerei. Wilson, eine deutsche Dogge, war lange Zeit ihr treuer Begleiter. Vor ein paar Jahren starb er. „Manche behaupten, Doggen seien ruhig und zurückhaltend. Wilson hingegen war eine Kanonenkugel“, erzählt die Keksbäckerin. Er sei nie wirklich ersetzbar gewesen. Wilson war jedoch nicht nur ein Vierbeiner mit aufbrausendem Temperament, er hatte noch andere Eigenheiten: Allergien und Unverträglichkeiten machten der fürsorglichen Hundehalterin die Futterauswahl schwer. Am Marktstand referiert Schlotterbeck heute fachmännisch über verschiedene Getreidesorten. Dinkelmehl sei das Bekömmlichste, Weizen werde von einigen Hunden nicht gut vertragen. Sie fing an, selbst Kekse für Mr. Wilson zu backen.

Daraus ein Unternehmen zu machen, daran hätte Beate Schlotterbeck im Traum nicht gedacht. Doch die Sache wurde zum Selbstläufer. Dabei schwappen der 45-jährigen mitunter Unverständnis und Irritation entgegen. Die meisten Hundehalter jedoch seien fasziniert von ihren selbst gebackenen Fleischplätzchen.

Mittlerweile kann Beate Schlotterbeck das Geschäft nicht mehr alleine bewältigen. Die Hundebäckerei ist zum Familienbetrieb geworden, Ehemann Uli ist helfende Hand. Die Schlotterbecks legen besonderen Fokus auf frische Zutaten. Sie verwenden ausschließlich richtige Lebensmittel, keinerlei Tierabfälle. „Wir machen unser Apfelmus selbst, benutzen teilweise Obst aus dem eigenen Garten“, erzählt die Unternehmerin. Es gibt auch vegetarische Alternativen. Semmeln und Männchen aus Leberwurst sind jedoch die unangefochtenen Spitzenreiter. Theoretisch könne man auch als Zweibeiner ihre Produkte essen, meint die Filderstädterin.

Da für die Produktion von Futtermitteln strenge Auflagen gelten, benötigt auch eine Hundebäckerin eine eigene Backstube. Das schlägt sich natürlich im Preis der Produkte nieder: Fünf Euro kostet ein Leberwurstmann. Stammkunden hat die besondere Bäckerei inzwischen einige - dementsprechend auch diverse Stammhunde. Die Filderstädter Keksstube kreiert eben für die bewusste Hundehalter-Zielgruppe: „Zu uns kommen Menschen, die es kümmert, was sie ihrem besten Freund zu Essen geben“, sagt Schlotterbeck.

Expansionspläne für die Zukunft? Die habe man nicht, man wolle bei dem bleiben, was man richtig gut könne - Hundekekse backen. Dabei ist nicht nur der Gesundheitsfaktor hoch, auch der Spaß kommt nicht zu kurz: „Bei uns ist das ganze Jahr Weihnachtsbäckerei“, sagt die Hundehalterin.