Ihr Wissen geben Ilka Wimmer und Günther Paehlke im Bürgertreff weiter. Foto: Bulgrin

Ihre Wissensschätze teilen Ilka Wimmer und Günther Paehlke mit den Besucherinnen und Besuchern des Bürgertreffs MiT in Wendlingen. Ihre Kurse in Philosophie und Traumdeutung locken ein breites Publikum.

Wendlingen Philosophie war immer eine Leidenschaft des Theologen Günther Paehlke. Die Beschäftigung mit existenziellen Lebensfragen reizt ihn ebenso wie das Gespräch über große Philosophen der Antike und der Gegenwart. Im Bürgertreff „Menschen im Treffpunkt“ (MiT) in Wendlingen brachte er den Gedanken ins Spiel, einen Diskussionskreis Philosophie zu etablieren. „Viele meinten, dass das wohl kaum jemand anspricht“, erinnert er sich. Deshalb war das Projekt erst mal als Versuch gedacht. Inzwischen hat sich für das anspruchsvolle Angebot ein Stammpublikum etabliert. Ähnliche Erfahrungen machte Ilka Wimmer mit ihrer Gesprächsrunde über Traumdeutung: „Das Interesse ist groß.“

Heike Hauß, die den Bürgertreff im Wendlinger Treffpunkt Stadtmitte leitet, mag solche Wagnisse. Aus ihrer Sicht lassen sich komplexe Inhalte vermitteln, „wenn man einen Draht zu den Menschen findet.“ Und da hätten die Märchenerzählerin und Traumberaterin Ilka Wimmer und der Theologe Günther Paehlke einfach ein feines Gespür. Für die beiden Kursleiter ist es ein schöner Erfolg, zu erleben, dass auch schwierige Themen im Bürgertreff Anklang finden.

Auch junges Publikum

„Wir machen ein niederschwelliges Angebot“, ist Paehlke überzeugt. Der pensionierte Theologe beschäftigt sich seit dem Studium mit Philosophie. Willkommen sei in seiner Gruppe jeder, der sich diesen grundsätzlichen Fragen stellen möchte. Große Denker wie Aristoteles, Platon oder Sokrates geben nach Paehlkes Worten „Antworten auf die Lebensfragen, die uns auch heute bewegen.“ Wie man ihre Schriften auf die heutige Zeit übertragen kann, will er mit den Besuchern seiner Kurse ergründen. Jüngst nahm er den dänischen Philosophen und Theologen Sören Kierkegaard aus dem 19. Jahrhundert in den Blick. Nicht nur Seniorinnen und Senioren kommen in die Kurse. Die Angebote des Bürgertreffs locken auch ein jüngeres Publikum. Paehlke hört oft von Teilnehmern, dass sie immer davon geträumt haben, Philosophie oder Geschichte zu studieren. Manche schreiben sich dann im Rentenalter noch an der Universität ein. „Für Menschen, denen dieser Schritt zu schwer ist, sind unsere Kurse gedacht.“

Basteln und Gesundheitskurse laufen nach den Worten von Heike Hauß wie in den meisten Bürgertreffs gut. Die Programmplanerin ist glücklich, dass sie viele Dozentinnen und Dozenten gewinnen konnte, die Wissensschätze weitergeben. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, auch Kursleiterinnen und -leiter mit ungewöhnlichen Interessen anzusprechen. Das freut Ilka Wimmer: „Es ist schön, dass sie für jede Idee offen ist und Möglichkeiten schafft.“ Die ehemalige Pfarrersfrau, die seit Jahrzehnten als Märchenerzählerin viel in Schulklassen und bei Kindergruppen unterwegs ist, führt Menschen behutsam an die Traumdeutung heran. „In der Gruppe gehen wir nicht in die Tiefe, da sprechen wir über gängige Bilder und wie man sie deuten kann.“ Die erfahrene Traumberaterin ließ sich bei dem Theologen und analytischen Psychotherapeuten aus- und weiterbilden. Ihr Kurs, der 14-tägig stattfindet, soll helfen, „die Botschaften unseres Unterbewusstseins besser zu entschlüsseln.“ Literatur ist eine große Leidenschaft der engagierten Wendlingerin. „Dass die Frauen in der Literatur oft vergessen werden, möchte ich ändern.“ Deshalb bot sie im Frühjahr ein Lyrikseminar über Mascha Kaléko, die Lyrikerin der Neuen Sachlichkeit, und über die Dichterin Hilde Domin an. Diesen Blick auf interessante Literatinnen will Wimmer pflegen. Gerade Lyrik ist für sie eine schöne Möglichkeiten, Menschen zu verführen, sich mit dem geschriebenen Wort zu beschäftigen. „Das kann man gemeinsam lesen und auf sich wirken lassen.“

Waldspaziergänge mit Märchen

In der Arbeit für den Bürgertreff haben die beiden Kursleiter viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Deshalb haben sie Spaziergänge mit Märchen ins Programm genommen. „Die Natur zu erleben, und sich dabei ganz auf die Märchen zu konzentrieren, das kam sehr gut an“, erinnert sich Ilka Wimmer. Günther Paehlke fand es selbst sehr bereichernd, Volksmärchen bei einem Streifzug durch Wald und Flur zu hören und darüber ins Gespräch zu kommen.

Bei solchen Streifzügen hat der Theologe erfahren, dass viele der Treffbesucher große Lust haben, die nähere Heimat bei Ausflügen zu entdecken. Aus diesem Impuls entstand das Format „Mit den Öffentlichen durchs Ländle“. Gemeinsam mit Bus und Bahn geht es zu Schauplätzen der Geschichte. „Viele Leute wissen nicht, was zum Beispiel Graf Eberhard im Bart für das Land getan hat.“ Der Herzog von Württemberg gründete im 15. Jahrhundert die Universität Tübingen. In einem Vortrag stellte Paehlke ihn sein Wirken vor und lud dann zur Exkursion in die Universitätsstadt ein. Im Mai soll es nach Marbach ins Schiller-Nationalmuseum gehen. Wichtig ist dem Theologen, die Ausflüge inhaltlich sehr gründlich vorzubereiten. Deshalb gibt es am Dienstag, 19. März, 15 Uhr, einen Vortrag mit dem Titel „Herr Schiller, was ich Sie schon immer einmal fragen wollte.“

Anlaufstelle für Generationen

„Menschen im Treffpunkt“ heißt der Bürgertreff am Wendlinger Marktplatz. Im Treffpunkt Stadtmitte betreibt das ehrenamtliche Team, das von der hauptamtlichen Leiterin Heike Hauß betreut wird, ein offenes Café. Es öffnet montags bis donnerstags von 10 bis 18 Uhr. Mittwochs gibt es um 12 Uhr einen Mittagstisch, eine Anmeldung unter Telefon 07024/6636 am Vortag bis 11.30 Uhr ist erforderlich. Es gibt Angebote für alle Generationen.

Vorträge und Kurse: Am Donnerstag, 14. März, um 19.30 Uhr stellen Robert Moser und Gudrun Pahl das „weite, wilde Land“ Namibia in einer Multivisionsshow vor (Eintritt 6 Euro, in Zusammenarbeit mit der VHS). Dienstags um 15 Uhr gibt es Vorträge zu ausgewählten Themen. Am Dienstag, 19. März, spricht Günther Paehlke über Friedrich Schillers Zeit in Marbach. „Im Alter in der Wohnung bleiben“ lautet der Titel eines Vortrags am Samstag, 26. März, 15 Uhr. Die Wohnberatung Kirchheim stellt Alternativen für Seniorinnen und Senioren vor. Außerdem gibt die Sozialstation Wendlingen einen Überblick über Hilfsangebote. Ein Einführungsvortrag zum Fastenkurs ist am Mittwoch, 20. März, 19.30 Uhr. Wer bei dem Kurs vom 6. bis 14. April dabei sein möchte, muss diesen Vortrag belegen.