Hans-Ulrich Winkler hat nicht nur gepredigt. Gemeinsam mit seiner Frau hat er den von Steinmauern umgebenen Pfarrgarten gepflegt. Foto: Peter Dietrich - Peter Dietrich

Hans-Ulrich Winkler verlässt die evangelische Kirchengemeinde Nellingen. Der Pfarrer, der ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler ist, bleibt aber auf den Fildern.

OstfildernZwölf Jahre war Hans-Ulrich Winkler als evangelischer Pfarrer in Nellingen. Künftig ist er in der fusionierten Kirchengemeinde Plieningen-Hohenheim tätig, die Anfang des kommenden Jahres eine Verbundgemeinde mit Birkach und Asemwald bildet. „Das ist für mich selbst eine Herausforderung. Wie kann man Aufgaben verteilen? Wie können wir im Verbund gut zusammenarbeiten, sodass die Menschen noch einen Ansprechpartner haben?“

Machen wir einen Sprung nach Schönaich und damit zurück an den Anfang. Kurz nach seiner Konfirmation, hatte der Pfarrer ihn gefragt, ob er Lust auf Kinderkirche habe. Nach einer Bedenkzeit hatte er und stellte dort fest: „Geschichten erzählen ist meine große Leidenschaft.“ Auch in Nellingen hat er einmal im Monat den Kindergartenkindern in der Kirche eine biblische Geschichte erzählt und nennt das „einen Höhepunkt des Monats“. Im Gottesdienst erzählt er ebenso gerne Geschichten, trat dort schon als Hirte und als Aaron, dem Sprecher des Moses, auf. „Solche Sachen machen Spaß. Geschichtenerzähler bin ich bis heute geblieben.“ Doch er wollte in jungen Jahren nicht nur Geschichten aus der Bibel erzählen, er wollte sie auch verstehen. „Was wollen sie uns sagen, was nicht?“ Das brachte ihn zum Theologiestudium. Hinzu kam, dass die beiden Pfarrer in Schönaich für ihn ein Vorbild waren.

Die Wogen glätten

Nach Ostfildern kam Hans-Ulrich Winkler aus Göppingen-Bartenbach, dort war er ebenfalls zwölf Jahre lang Pfarrer gewesen. Im ersten Nellinger Jahr hat er sich dann aber gefragt, das sagt er ganz offen, ob er dort richtig war. Er musste den Abriss des Olga-Kindergartens umsetzen, der einem Neubau wich. Der schlechte Zustand eines Baus aus den 1930er-Jahren war das eine, emotionale Bindungen das andere. Die Wogen gingen hoch. Daraus hat Winkler für sich Schlüsse gezogen: „Man muss Prozesse öffentlich machen. Meine Aufgabe ist, dass so etwas gut diskutiert wird.“ Was mit der harten Wirklichkeit so alles auf einen Pfarrer zukomme – Immobilienkonzepte, Pfarrpläne, Fusionsüberlegungen und Kindergartenschließungen –, das habe man als junger Mensch nicht vor Augen. Es war Winkler wichtig, vor seinem Weggang die Schließung des eingruppigen Eugen-Schumacher-Kindergartens zu begleiten. „Das war eine harte Nuss.“

Doch dann hat Winkler sich in Nellingen wohlgefühlt. „Die Nellinger sind eine offene Gemeinde, mit Einsatz für Brot für die Welt, Fairen Handel und den Kirchentag und dem Umweltzertifikat Grüner Gockel. Das Profil ist die Vielfältigkeit.“ Im Abendgottesdienst ging es um ökologische Landwirtschaft, um Transidentität und es wurde vor der Kirche Tango getanzt. „Mit den Konfirmanden im Gottesdienst etwas ausprobieren, das geht hier. Auch wenn es schief gehen könnte.“ Mit neuen Angeboten ließen sich dann auch andere Menschen als sonst einladen.

An was denkt Winkler am liebsten zurück? „Das schönste Jahr war das Reformationsjubiläum 2017“, sagt er. Mit seiner damaligen Pfarrkollegin Cornelia Krause und dem Kirchengemeinderat dafür Dinge zu entwickeln, habe richtig Spaß gemacht. Seine Kollegin und er hätten liturgisch völlig anders getickt. Wann die Gemeinde aufsteht und wie der Psalm gebetet wird, das war also etwas verschieden. „Die Gemeinde hat das mitgemacht und wertgeschätzt.“

Wenn Winkler zum 1. September weiterzieht, ist sein Nellinger Pfarrkollege Marten Bernick nicht alleine: Von September bis Jahresende kommt Peter Brändle, der aus der freien Wirtschaft in den Pfarrdienst zurückkehrt, vertretungsweise nach Nellingen. Für die Zeit danach wird die Stelle ausgeschrieben. Hoffentlich hat der Nachfolger oder die Nachfolgerin einen grünen Daumen. Denn der Nellinger Pfarrgarten ist ein Traum. Die Gartenarbeit hat sich Winkler mit seiner ebenfalls gartenbegeisterten Ehefrau geteilt. Beide wandern auch gerne zusammen. Winkler ist immer für Bewegung zu haben, ob mit oder ohne Ball. Auch für Bewegung in der Kirche: „Nachfolge Jesu fordert uns immer noch heraus, zu denken, wie geht es anders.“ Und wenn einem eine Bewegung ganz und gar nicht gefällt? Dann solle man das deutlich sagen, findet Winkler. „Wenn ich gar nichts sage, dann habe ich zugestimmt.“

Die Verabschiedung ist am Sonntag, 15. September, um 18 Uhr in der Kirche St. Blasius.