Die Pfadfinder aus Neuhausen besuchen mit ihren jordanischen Freunden die Felsenstadt Petra. Foto: oh - oh

Pfadfinder des Stamms St. Georg aus Neuhausen haben ihre Freunde in Jordanien besucht. Die jungen Leute haben bei gemeinsamen Projekten viele Vorurteile abgebaut.

NeuhausenSie waren eigentlich nur etwas mehr als zwei Wochen unterwegs, aber es waren reiche, intensive und großartige Tage. Voller Begegnungen mit jungen Menschen und ihrem Leben in einem anderen Land. 16 Pfadfinder vom Stamm St. Georg in Neuhausen waren zu Gast bei einer Pfadfindergruppe in Jordanien. Gemeinsam bereisten sie das Land und lernten dabei viel. Geplant ist nun ein Gegenbesuch der Gruppe. Außerdem ist ein längerfristiger Austausch angedacht.

Denn in dieser Zeit sind viele sehr persönliche Kontakte und Freundschaften entstanden, so bekommt etwa Magnus Bewer im Oktober Besuch von seinem Freund Murad aus Jordanien. Kennen gelernt haben sich die beiden Gruppen im vergangenen Jahr in einem Camp mit 1800 Jugendlichen am Starnberger See. Sie waren im gleichen Teillager, haben sich gleich verstanden. Am Ende wurde die Gruppe aus Neuhausen eingeladen nach Jordanien. 16 Pfadfinder im Alter zwischen 15 und 34 Jahren machten sich dann Anfang August auf den Weg. Viel Zeit, Energie und Kreativität haben davor die drei Organisatoren Simon Morar, Carolin Kremer und Samuel Brielmaier in die Reise investiert. Auch auf jordanischer Seite haben drei Pfadfinder vor Ort organisiert und koordiniert.

Für die jungen Leute war es spannend, ob alles klappt, ob es an den Grenzen und bei der Einreise nach Israel Probleme geben würde. „Wir sind vom schlimmsten Fall ausgegangen, aber am Ende war vieles einfacher als erwartet“, erzählte Simon Morar. In der ersten Augustwoche sind sie in Tel Aviv gelandet, dann ging es weiter nach Husn, dem Heimatort der jordanischen Pfadfinder.

Viele Erlebnisse werden noch lange in Erinnerung bleiben. Carolin Kremer etwa fand die Wüste Wadi Rum besonders beeindruckend und die antike Felsenstadt Petra. Petra zählt zum UNESCO-Welterbe der Menschheit und gilt als die berühmteste Sehenswürdigkeit Jordaniens. Für Manuel Preuschoff waren es die Gastfreundschaft und die Freundschaften, die sich schnell herausgebildet haben, „das war für mich ein echtes Highlight, weil es auch in Zukunft weiter geht.“

Die Gastfreundschaft und das gemeinsame Essen haben ebenfalls Spuren hinterlassen. Es gebe es immer sehr viel zu Essen. Beeindruckend fanden alle, dass der Gastgeber immer so lange essen muss, bis auch der letzte Gast satt ist. Einmal wurden sie zu dem jordanischen Nationalgericht Mansaf eingeladen. Mansaf wird traditionell als Festessen bei Hochzeiten gegessen, auf riesigen Platten gibt es Reis und Schaffleisch und Fladen. Gegessen wurde mit den Händen.

Eine Spezialität ist der Kaffee, er hat immer eine Kardamomnote. Ein Erlebnis für alle war die Hitze, erinnert sich Carolin Kremer: „Am Roten Meer hatte es 43 Grad Celsius, es war wie in der Sauna.“ Die Jordanier haben sich die ganze Zeit genommen, sind mit ihren deutschen Gästen gereist. Das haben viele als Wertschätzung empfunden. Wenn eine Frage aufgetaucht ist, konnte sie immer gleich beantwortete werden, „und das Gefühl, Tourist zu sein, ging schnell verloren“, sagt Manuel Preuschoff. Alle sind offen aufeinander zugegangen, voll Herzlichkeit und Freundschaft. Die Verständigung war kein Problem, alle haben englisch gesprochen. „Wir haben auch ein bisschen arabisch gelernt, das hat für Lachen gesorgt“, erzählt Preuschoff. Überhaupt wurde viel gelacht. Pfadfinder sein habe in Jordanien einen anderen Stellenwert, denn nur sehr wenige Jordanier seien Christen. Die christlichen Pfadfinder treffen sich jeden Tag.

Fünf Tage verbrachten die jungen Leute gemeinsam im Camp, einen Abend in Gastfamilien, sechs Tage reisten sie durch Jordanien. Zum Abschluss verbrachten sie drei Tage in Jerusalem. „Die deutschen Pfadfinder sind ein christlicher Verband, in Jerusalem den christlichen Aspekt zu vertiefen hat sich gut angeboten“, ist Morar überzeugt. Viel haben die Pfadfinder aus Neuhausen darüber gelernt, wie Jordanien von Europäern wahrgenommen wird, „unser Bild ist geprägt von Terror und Krisengebieten, das hat sich als ganz anders herausgestellt“. Auf Jordanien haben sie sich in Workshops vorbereitet, Themen waren das Frauenbild, Armut und Terror. Jordanien sei Europäern unbekannt, aber trotzdem mit Vorurteilen belastet, erzählt Morar. Eine gute Bildung habe hohen Stellenwert. Das Bildungssystem ist anders, aber ein Großteil der jungen Jordanier studiert, auch Frauen.

Die jungen Leute haben unter Schweiß auch einen Friedhof von Unkraut und Müll befreit. Beim gemeinsamen Kraftakt kamen sie sich näher. Als Ausgleich genossen sie den Ausblick auf den See Genezareth und die Golanhöhen. Natürlich gab es auch einen deutschen Tag mit Deutschkurs und Lagerolympiade. Zum Finale gab es Linsen mit Spätzle, über dem Lagerfeuer gekocht.