„Seelenbunker“: Die eigenwillige Betonarchitektur der Kirche fand nicht bei allen Plochingern Anklang. Foto: oh Quelle: Unbekannt

(red) -Die Paul-Gerhardt-Kirche auf dem Plochinger Stumpenhof feiert am 11. Dezember ihr 50-jähriges Bestehen. Seit ihrer Einweihung am dritten Advent 1966 blickt sie auf eine ereignisreiche Geschichte zurück: Nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele Heimatvertriebene nach Plochingen kamen, entstand mit dem Stumpenhof ein neuer Stadtteil. Schnell gab es von Seiten der evangelischen Kirchengemeinde Pläne für ein Gemeindezentrum.

Mit der Planung wurde der Stuttgarter Architekt Heinz Rall beauftragt, der für die Stadt die neue Siedlung geplant hatte. 1958 war Baubeginn für ein Gemeindezentrum mit Jugendräumen, Hausmeisterwohnung und einem Kindergarten. In Letzterem wurden fortan auch die Gottesdienste gefeiert. Mit Edelgard Dieterich erhielt der Stumpenhof drei Jahre nach dem Baubeginn die erste eigene Seelsorgerin.

1965 startete dann der Bau der Kirche am Teckplatz. „Architekt Rall lag daran, eine Kirche zu errichten, die von einem sachlichen und klaren Baustil geprägt war. Die Kirche sollte sich in Form und Material klar vom Umfeld unterscheiden, aber doch in einer lebendigen und engen Beziehung zu den Gebäuden ringsum stehen“, erklärt Joachim Hahn, der früher Pfarrer an der Plochinger Stadtkirche war und in der Stadt lebt. Die Kirchengemeinde wünschte sich einen Bau mit einer modernen Note. Doch die eigenwillige Architektur der Paul-Gerhardt-Kirche mit ihrer klaren Betonarchitektur und dem 18 Meter hohen Glockenturm fand nicht bei allen Plochingern Anklang. Manche nannten sie „Seelenbunker“, schreibt Hahn in der Festschrift. Andere sahen in ihr dagegen den krönenden Abschluss des Teckplatzes.

Die Kirche hat 225 Sitzplätze im Kirchenraum und auf der Empore. Die künstlerische Ausgestaltung stammt von Emil Kiess, der 1984 auch die Holztafeln über dem Altar entwarf. Benannt ist die Kirche nach dem Liederdichter Paul Gerhardt. Er stammt aus der Gegend von Wittenberg und damit aus einem Gebiet, das zu Ostdeutschland gehörte. „Der Name sollte eine Verbindung zu den Gemeinden der DDR schaffen“, erklärt Hahn. Weil Gerhardt-Lieder auch in der katholischen Kirche gesungen werden, wollte man mit der Namensgebung zudem ein Zeichen für die Ökumene setzen.

Rasch entwickelte sich auf dem Stumpenhof ein vielfältiges kirchliches Leben mit unterschiedlichen Gruppen, Angeboten, geselligen Festen und verschiedenen Gottesdienstformen. Nur eines fehlte: Eine Orgel. Die Kirchengemeinde entschied sich schließlich für eine elektrische. Die erste Orgel wurde 1969 eingeweiht, 1991 und 2011 wurden neue angeschafft.

In den 50 Jahren ihres Bestehens wurde die Kirche mehrmals renoviert. 1996 bekamen die Betonwände im Innern einen lichten Anstrich. 2005 wurden einige Glasfenster saniert und der Parkettboden erneuert. Die Gemeinde plant, den Beton der Fassade zu sanieren und hell zu streichen. Auch andere Bereiche der Kirche sind renovierungsbedürftig, dafür gibt es aber noch keinen Zeitplan.

Die jubiläumsfeier

Die Jubiläumsfeier am 11. Dezember beginnt um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche, an dem sich die derzeitigen und früheren Pfarrerinnen und Pfarrer der Kirchengemeinde beteiligen. Die Festpredigt hält Oberkonsistorialrat Harald Sommer aus Berlin, der als Sohn des ersten Mesner-Ehepaars auf dem Stumpenhof aufgewachsen ist. Nach dem Gottesdienst gibt ein einfaches Mittagessen. Eine Präsentation gibt Einblicke in die 50-jährige Geschichte der Kirche.