Die ehrenamtlich Engagierte Melle Bonnet (rechts) informiert Ingrid Böttger über das „Offene Atelier“ der "Leitstelle für Ältere" Ostfildern. Foto: Eisenhardt - Eisenhardt

Gesucht und geschult werden ehrenamtliche Begleiter, die alte Menschen besuchen und mit Demenzkranken sprechen.

OstfildernMelle Bonnet engagiert sich als Ehrenamtliche seit fünf Jahren im „Offenen Atelier“, das die Leitstelle für Ältere Ostfildern in Kooperation mit der Tagespflege, der WG Lichtblick und dem Samariterstift im Nachbarschaftshaus Scharnhauser Park an drei Nachmittagen pro Woche anbietet. Das kreative Angebot richtet sich an Menschen mit und ohne Demenz oder andere Handicaps. Angefangen hat die pensionierte Lehrerin, als sie in den Ruhestand kam.

Das „Offene Atelier“ ist eines der vielseitigen Angebote des Netzwerks Altenhilfe in Ostfildern und eines der fünf Projekte, für die aktuell weitere Ehrenamtliche zur Verstärkung gesucht werden. Bei der Infoveranstaltung im Bürgertreff kommt Atelier-Begleiterin Bonnet mit Ingrid Böttger ins Gespräch. „Ich bin ehrenamtlich bei der Flüchtlingshilfe in Ostfildern engagiert“, erzählt diese, „die Begleitung älterer Menschen wäre jetzt etwas Neues. Deshalb bin ich heute hier, um mich über die einzelnen Projekte zu informieren. Das ‚Offene Atelier’ wäre eine Möglichkeit, die ich mir gut vorstellten könnte.“

„Es geht um die Begegnung“

Man müsse dafür kein Künstler sein, betont Bonnet, „es geht um die Begleitung der älteren Menschen, um die Begegnung.“ Ein paar Tische weiter berichten Barbara Fries und Renate Broda aus ihrer langjährigen Erfahrung beim Besuchsdienst für Menschen mit Demenz. Ganze 18 Jahre ist Broda schon dabei, 15 Jahre sind es bei Fries. Aktuell begleitet sie eine 85-jährige Dame mit einer beginnenden Demenz. Zweimal pro Woche besucht sie sie zuhause, geht mit ihr spazieren, liest ihr vor oder hört einfach zu. „Mittlerweile gehe ich auch für sie einkaufen oder begleite sie zum Arzt. Das geht aber schon über das normale Maß hinaus, das muss man nicht“, erklärt Fries. Man müsse sich auf den Menschen einlassen können, ganz wichtig seien Geduld, Offenheit und Einfühlungsvermögen.

Das gilt für alle vorgestellten Projekte. Meist dauert eine Begleitung mehrere Jahre, je nach Verlauf der Demenz. Die längste ging bei Barbara Fries und Renate Broda über je sechs Jahre. So werden die Begleiter zu Vertrauenspersonen und Ansprechpartnern. „Man bekommt unheimlich viel zurück“, sagt Broda.

Neben dem „Offenen Atelier“ (Ansprechpartnerin ist Gabriele Beck) und dem Besuchsdienst für Menschen mit Demenz (Ansprechpartnerin: Sylvia Weber) werden weitere Ehrenamtliche für die Projekte „Zeit für Geschichten“ (Träger: Beratungsstelle und Wohnen für Ältere, Ansprechpartnerin: Simona Steimle), SOfiA (Selbstständig in Ostfildern auch im Alter, Ansprechpartnerin: Sylvia Weber) und für den „Fröhlichen Samstag“ in der Tagespflege Ruit (Träger: Stadt Ostfildern, Ansprechpartnerin: Barbara Mächtle-Braun) gesucht.

Entlastung der Angehörigen

Der „Fröhliche Samstag“ ist ein Angebot, das seit 15 Jahren an jedem ersten Samstag im Monat in der Tagespflege Ruit stattfindet und sich unter anderem an ältere Menschen mit Demenz richtet. Jeweils von 9.30 bis 15.30 Uhr wird gemeinsam gefrühstückt, gekocht, es gibt eine gemeinsame Zeitungsrunde, Spaziergänge oder auch Spielerunden und gemeinsames Singen. „Es kommen immer gut zwölf Gäste, die dann von sechs bis sieben Ehrenamtlichen sowie zwei Pflegefachkräften betreut werden“, erklärt Barbara Mächtle-Braun, Leiterin der Tagespflege Ostfildern. Ein Nebeneffekt der mehrstündigen geselligen Treffen sei die Entlastung der pflegenden Angehörigen in diesem Zeitraum. Als Begleiter könne man seine eigenen individuellen Fähigkeiten mit einbringen und nehme durch die Begegnungen auch viel für sich selbst mit.

Bei allen Projekten gehe es um ein „gutes, möglichst lange selbstbestimmtes und selbstständiges Älterwerden“, fasst Simona Steimle zusammen. Es geht um das Knüpfen von Kontakten, um die Möglichkeit des Austauschs und der Ansprache für die Senioren, die häufig nicht mehr so mobil oder aufgrund einer demenziellen Erkrankung auch kognitiv eingeschränkt sind. Die hauptamtlichen Ansprechpartnerinnen kümmern sich um passende Konstellationen zwischen den Senioren und deren Begleitern. Alle Ehrenamtlichen – egal bei welchem der fünf Projekte – haben zudem die Möglichkeit, immer wieder an Fortbildungen teilzunehmen.

Ende Januar startet eine vielseitige Qualifizierungsreihe für bürgerschaftlich Engagierte in der Altenhilfe. Die Themen reichen vom Umgang mit an Demenz Erkrankten über Erste Hilfe, Bewegungsunterstützung oder Depressionen im Alter bis hin zu Grundlagen der Gesprächsführung. Alle Infos zur Veranstaltungsreihe (Anmeldung bis 22. Januar) und den Möglichkeiten, sich bei den unterschiedlichen Projekten ehrenamtlich zu engagieren, bekommt man bei der Beratungsstelle für Ältere im Nachbarschaftshaus Scharnhauser Park, Bonhoefferstraße 4, Telefonnummer: 0711/44 20 72, E-Mail: Beratungsstelle@ostfildern.de.