Walter Kontner (Mitte) wird von Landrat Eininger in den Ruhestand verabschiedet. Rechts der neue Dezernent Christian Baron. Foto: Kaier - Kaier

26 Jahre lang hat Walter Kontner das Gesundheitsamt für den Kreis Esslingen geleitet. Als Dezernent war zudem für Straßenverkehr, Ordnung und Ausländeramt zuständig. Nun geht er in den Ruhestand.

Kreis EsslingenEin Amt, mit dem man ständig aneckt. So hat Walter Kontner in seiner Abschiedsrede seinen Posten charakterisiert. Als Kreisdezernent für Gesundheit, Ordnung, Straßenverkehr, Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung war er quasi der Oberkontrolleur im Landratsamt. Öffentlich trat Kontner vor allem als Leiter des Gesundheitsamtes auf, das er vor 26 Jahren übernommen hatte.

Ob der vielen Funktionen und der Dienststellen in Esslingen, Plochingen, Kirchheim, Filderstadt und Nürtingen nannte Landrat Heinz Eininger den scheidenden Dezernenten einen Pendler. Fachlich war er zwischen Laien-Reanimation und Einbürgerung unterwegs, zwischen Hühnerhaltung und Führerscheinentzug, er musste sich um Hanta-Virus und Waffensammler kümmern, und in mehrfacher Funktion um die Flüchtlinge. Der gelernte Mediziner wurde so im Lauf der Jahre zum Halb-Juristen. Es habe gut getan, dass jemand mit anderem beruflichen Hintergrund die Rechtsfragen betrachtet habe, bestätigte Sabine Schöll, die Leiterin des Ordnungsamtes, ihrem alten Chef. Zum Schmunzeln brachte der Medizinaldirektor seine Mitarbeiter häufiger. Er habe bei der Arbeit Gelassenheit und Humor nie verloren, sagte der Landrat und verriet, dass Kontner zuhause manchmal mit seinem Sohn vor kleinem Kreis Kabarettauftritte hinlege.

„Mit Ihnen geht eine Institution“, sagte Eininger dem 62-Jährigen. Nach dem Medizinstudium in Heidelberg und Ulm arbeitete Kontner auf dem Göppinger Gesundheitsamt, dann ging er auf die Führungsakademie des Landes. Frisch von der Akademie kommend, übernahm der Arzt 1992 das Staatliche Gesundheitsamt in der Beblinger Straße in Esslingen. Bei der Verwaltungsreform 1995 kam das Amt unter die Kreisfittiche und Kontner erhielt als Dezernent – das ist die Ebene unterhalb des Landrats – weitere Zuständigkeitsbereiche. Zuletzt war er für 260 Beschäftigte zuständig, davon etwa 50 im Gesundheitsamt, das seit drei Jahren im ehemaligen Plochinger Krankenhaus untergebracht ist. Personalratsvorsitzende Gisela Mohr attestierte Kontner, dass er einen „wertschätzenden Umgang“ mit seinen Mitarbeitern gepflegt habe.

Geschichten hat ein Mann mit so vielen Zuständigkeiten und Amtsjahren viele zu erzählen: zu Vogel- und Schweinegrippe, zu Q-Fieber und BSE, zu Anthrax-Pulver und Ebola, über Heimaufsicht, Schornsteinfeger, auch über ordnungsfordernde Waffenbesitzer, die keinen Ordnungshüter in ihren Waffenschrank gucken lassen. „Wir müssen auch mal 100 Leute kontrollieren, um die zwei schwarzen Schafe zu finden“, sagt Kontner. Eine Story aus seiner Anfangszeit vergisst der Gesundheits-Mann nicht: als die Nellinger US-Kaserne zum Athletendorf für die Leichtathletik-WM eingerichtet wurde. Die alten Leitungen waren voller Keime und erst nach zweiwöchigem Chloren und Spülen wieder gebrauchsfähig. Er habe dann keine Lust mehr auf Leichtathletik und die Partys mit den sprintenden Gazellen gehabt.

Eine Herkulesaufgabe kam im Sommer 2015 auf Kontner zu: die medizinische Versorgung von Flüchtlingen und deren Kontrolle durch das Ausländeramt. Im Herbst 2015 hatte Kontner auf einen Schlag mehr als 2000 Personen in einer Halle der Landesmesse. „Völlig erschöpft, manche krank – das war eine Herausforderung für einen Infektiologen“, erinnert sich der Arzt. Als dann noch die Windpocken ausbrachen, habe man an einem Samstagmorgen 350 Kinder geimpft. Als Erfahrung habe er aber mitgenommen, das man sich auf andere verlassen könne: auf die Messe-Mitarbeiter, auf die Malteser und andere Dienste, auf die Bundeswehr, die kurzerhand auf dem Weg ins Manöver mit ihrem ABC-Zug einen Zwischenstopp an der Messe einlegte und half.

„Bleiben Sie gesund“ – diesen Wunsch des Landrats an den künftigen Pensionär , gab der Gesundheitshüter selbstverständlich mit den gleichen Worten an die Gäste der Abschiedsfeier weiter: „Bleiben Sie gesund.“ Im Ruhestand will Kontner einer alten Leidenschaft wieder frönen: Campen mit dem kürzlich gekauften Wohnwagen.

Während die Nachfolge im Gesundheitsamt noch nicht geregelt ist, konnte der Landrat am Mitttwoch schon den neuen Dezernenten vorstellen: Der 37-jährige Christian Baron kommt aus dem Leitungsbereich des Innenministeriums, kennt aber das Esslinger Landratsamt, in dem er von 2009 bis 2016 das Rechts- und Ordnungsamt führte.