Die Stadt, der Fluss und der Galgenberg als Naherholungsraum – viel Potenzial für die Landesgartenschau-Bewerbung, Foto: Holzwarth - Holzwarth

Der erste Versuch der Stadt Nürtingen, die Landesgartenschau zu bekommen, ist 2009 gescheitert. Nun unternimnmt sie einen erneuten Anlauf für den Bewerbungszeitraum 2031 bis 2035. Dafür sind Ideen der Bürger und von Studierenden der Hochschule gefragt.

NürtingenDie Landesgartenschau biete „eine große Chance für die Stadtentwicklung“, sagt der Technische Beigeordnete Andreas Neureuther über die Bewerbung der Stadt Nürtingen. Studenten und Bürger will er einbinden. „Ihre Ideen sollen in die Bewerbung einfließen“, sagt Johann Senner, der beauftragte Planer. Weil es wichtig ist, das Thema von Anfang an gemeinsam anzupacken und das Potenzial in der Stadt zu bündeln, hat Neureuther Kontakt mit der Hochschule aufgenommen und Roman Lenz als Experten ins Boot geholt. Dieser weiß, welche Kreativität er von den Studierenden erwarten kann.

Dass die Unterstützung durch die Hochschule ein „Pfund“ bei der Bewerbung für die Landesgartenschau ist, weiß auch Senner, den der Gemeinderat im Frühjahr mit der Ausarbeitung der Bewerbung für den Wettbewerbszeitraum 2031 bis 2035 beauftragt hat. Nürtingen ist für Senner kein Neuland. Vor 40 Jahren hat er dort an der Hochschule Landschaftsarchitektur studiert. Sein Büro, das sich auf Landschaftsarchitektur, Umweltplanung und Stadtentwicklung spezialisiert hat und Büros in Überlingen, Stuttgart und München betreibt, bereitete schon 2009 die Landesgartenschaubewerbung vor. Damals hatte Nürtingen das Nachsehen. Den Zuschlag für die Gartenschau 2020 erhielt Überlingen am Bodensee – mit einer ebenfalls von Senner ausgearbeiteten Bewerbung.

Vergangenheit. Jetzt geht der Blick nach vorn. Etwas mehr als ein Jahr hat Nürtingen Zeit, eine Bewerbung auszuarbeiten. „Die Ausrichtung einer Landesgartenschau ist eine einmalige Chance, das weiß man aus anderen Kommunen“, sagt Neureuther. Mit einer Gartenschau werden bleibende Werte, dauerhaft Grünanlagen und Lebensqualität für die Menschen geschaffen.

Die Stadtverwaltung habe, so Neureuther, eine dezernatsübergreifende Projektgruppe unter Federführung des Baudezernats eingerichtet. Projektleiter ist Bastian Kuthe, der Leiter des Grünflächenamts. „Mit einer Landesgartenschau können wir eine starke Außenwirkung erzielen“, weiß Neureuther. In allen Städten sei das Gemeinschaftsgefühl gefördert worden.

Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, 2009 schon Partner, soll diesmal noch stärker einbezogen werden. Professor Roman Lenz, Dekan der Fakultät Landschaftsarchitektur, Umwelt- und Stadtplanung, sieht großes Potenzial. Er will mit den Studierenden den Beteiligungsprozess begleiten. „Wir haben hier viele fleißige Ameisen mit sehr viel kreativen Stärken.“ Junge Leute, die unvoreingenommen an das Thema herangehen. „Für uns ist das eine Win-win-Situation“, freut sich Lenz, einen Beitrag zu einer Bewerbung leisten zu können.

In der Stadt und für die Stadt. Das könnte nicht nur für die Studierenden das Motto sein, sondern auch für die Bevölkerung. „Wir wollen die Bürger möglichst früh mitnehmen“, formuliert Bastian Kuthe eine Vorgabe, die nach den Sommerferien umgesetzt werden soll. „Wir planen Stadtspaziergänge mit Bürgern und Studenten.“ Die Ergebnisse sollen in die Bewerbung einfließen. Johann Senner ist überzeugt, dass es gelingt, die Stärken Nürtingens herauszuarbeiten.

„Allein schon die geografische Lage gibt sehr viel her“, betont der Planer. Die Stadt, der Fluss und der Galgenberg als Naherholungsraum – wie Perlen können sie aneinandergereiht und zu einer Kette zusammengefügt werden. Dass die Hochschule das Vorhaben unterstützt, ist für Senner ein echter Mehrwert. „Landschaftsarchitektur, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung – alles was in Nürtingen gelehrt wird, bestimmt die Bewerbung.“

Eine Gartenschau bietet die Chance, die Freiraum- und Stadtentwicklung voranzutreiben und einen positiven Beitrag zur Regulierung des Stadtklimas oder zur Erhaltung der Biodiversität zu leisten. Diese Bemühungen unterstützt das Land mit Zuschüssen . Senner will den Galgenberg näher an die Stadt heranführen, den Erholungsraum erkennbar gestalten und besser erreichbar machen, zum Beispiel mit Fußgängerbrücken über den Fluss. „Die Stuttgarter Straße mit dem Hallenbad-Parkplatz sieht immer noch gleich aus wie vor 40 Jahren“, stellt er fest. „Um in den Park zu kommen, müssen die Bürger Slalom laufen.“ Auch für das Streichwehr im Neckar hat Senner gestalterische Ideen. Einbeziehen in die Bewerbung werde man auch laufenden Planungen wie die Bahnstadt, die Bergäcker oder die Entwicklungskonzepte für die Stadtteile.

Das Zeitfenster für die Vorbereitung der Bewerbung sei dieses Mal viel größer als 2009, sagt Senner. Daher ist er zuversichtlich, dass es im zweiten Anlauf klappen könnte. Nach einer Kick-off-Veranstaltung mit allen Beteiligten der Stadtverwaltung folgen im Herbst die Stadtspaziergänge. Ideenwettbewerbe für die Studierenden will Professor Lenz ins Wintersemester einpflegen. Ein erstes Feedback soll es im Frühjahr geben, sagt Senner. Bis Ende 2019 muss die Bewerbung stehen. Die Entscheidung, welche Stadt den Zuschlag erhält, fällt 2020. „Wenn wir gewinnen, gibt es ein großes Bürgerfest“, verspricht Senner.