Die vielseitige Schlagzeugerin Iris Oettinger entwickelt ihre Kunst am Schlagzeug immer weiter. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Als Schlagzeugerin genießt die Nürtingerin Iris Oettinger einen exzellenten Ruf in der Jazzszene. Am 27. April tritt sie mit Star-Posaunisten Dan Barrett im Saalbau Neuhausen auf.

Neuhausen/Nürtingen Als Schlagzeugerin hat Iris Oettinger in der Jazzszene einen guten Namen. Dabei gibt es wenige Frauen, die an den Drums den Ton angeben. „Die Klarinette habe ich aufgegeben, weil mich die Rhythmusgruppe einfach mehr gereizt hat.“ Ihr kraftvoller und doch so lässiger Stil hat sich auf internationalem Parkett durchgesetzt. Mit dem Posaunisten und Bandleader Dan Barrett verbindet sie eine lange Freundschaft. Am Samstag, 27. April, tritt der weltbekannte Kalifornier mit der Iris Oettinger Swing Band im Saalbau in Neuhausen auf. Der engagierte Neuhausener Horst Schwerger, Gründer und Vorsitzender der HEM-Schwerger Stiftung, hat das Benefizkonzert für die Pro Retina Netzhautforschung und den Förderverein „Zukunft für Kinder“ organisiert (siehe Kasten).

Dem Besuch ihres langjährigen Wegbegleiters Dan Barrett fiebert Iris Oettinger schon jetzt entgegen. Der Wahl-Kalifornier ist für sie zu einem Freund geworden. „Er wird bei mir wohnen, und da spielen wir sicher das eine oder andere Stück gemeinsam.“ Bei Sessions wie diesen lernt die Schlagzeugvirtuosin viel. Obwohl sie seit Jahrzehnten einen exzellenten Ruf genießt, ist ihr Ziel, „dass ich mich musikalisch weiterentwickle.“ Lust auf Neues ist der Nürtingerin anzumerken. In ihrem stilvoll eingerichteten Wohnzimmer mit herrlichem Blick auf ihre Heimatstadt Nürtingen übt die weltoffene Musikerin selbst täglich mehrere Stunden lang. „Es geht ja darum, neue Impulse zu bekommen, den eigenen Stil zu festigen“, findet die Schlagzeugerin, die in ihren Formationen gerne mit Bassistin Lindy Huppertsberg die Richtung vorgibt.

Die Möglichkeiten, die ihr das Schlagzeug bietet, faszinieren Iris Oettinger. Über das Klischee, dass Frauen im Jazz eigentlich eher einen Bogen um die Rhythmusgruppe machen, schmunzeln die zwei Künstlerinnen. Dass die temperamentvollen Musikerinnen gerne den Takt angeben, ist bei den Auftritten nicht zu übersehen. Als Bandleaderin versteht es Oettinger, den Draht zum Publikum zu knüpfen.

Sie spielt Swing, Blues und Hot Jazz

Sportlich ist die Heilpraktikerin Iris Oettinger, die ihren Eltern bereits mit sechs Jahren in den Ohren lag, „dass ich gerne Musik machen möchte“. Auf das Klavier folgte das Saxophon. Über dieses Instrument fand Iris Oettinger zum Jazz. Die Musik der Südstaaten habe sie immer fasziniert. „Mit meinen Formationen spiele ich Swing, Blues, Hot Jazz, New Orleans – all das an lebensfrohem Jazz, was man von mir kennt und erwartet.“ Oettinger verleiht selbst klassischen Jazz- und Swing-Stücken eine besondere Note, interpretiert sie mit ihrer ansteckenden Leidenschaft frisch und neu. Ihre Fans verblüfft sie ebenso wie das neue Publikum. Die blonde Frau mit der faszinierenden Ausstrahlung begeistert Musikfans aller Generationen für den Sound der amerikanischen Südstaaten.

Aufgewachsen ist Iris Oettinger auf dem Galgenberg in Nürtingen. Da hat sie als Kind mit den Freunden gespielt. In der Hölderlinstadt ist sie bestens vernetzt, pflegt Kontakte zu Kulturschaffenden wie der Fotografin und Kunstförderin Hildegard Ruoff, die für sie eine gute Freundin geworden ist. Der Blick in die internationale Jazzszene aber ist Oettinger wichtig, „ich bin viel auf internationalen Jazzfestivals unterwegs“. Da knüpft die Künstlerin Kontakte, holt sich Partner für ihre Formationen ins Boot. Mit ihrer offenen, sympathischen Art fällt ihr das leicht.

18 Jahre lang lebte die Jazzerin in Trier, war da in Jazzerkreisen in Rheinland-Pfalz bestens vernetzt. Bei Fred Boden vom Orchester der Römerstadt erfüllte sie sich einen Kindheitstraum, nahm Unterricht an den Drums. Dass sie es schaffte, in der internationalen Szene relativ schnell Fuß zu fassen, liegt an ihrem Gefühl für kraftvolle Arrangements – ebenso wie an ihrer ansteckenden Leidenschaft. Dankbar ist sie für ihre Zeit mit der legendären Barrelhouse Jazz Band aus Frankfurt, der sie angehörte. Da fand sie „eine musikalische Heimat“, genoss die Kontakte mit den Musikern „auf einer Wellenlänge“.

Trotz ihrer internationalen Perspektive liegt Iris Oettinger auch die Jazzlandschaft im Kreis Esslingen sehr am Herzen. „Es ist so schön, dass es hier eine so lebendige Szene gibt.“ Wichtig findet es die Künstlerin, noch viel stärker als bisher jüngere Musikerinnen und Musiker für den Jazz zu begeistern. Deshalb freut es sie sehr, dass der Generationenwechsel beim Jazzclub Schloss Köngen so gut geklappt hat – mit dem neuen Leitungsteam spielte sie im Januar das Eröffnungskonzert. Dass da mit Albrecht Nissler ein ehemaliger Lehrer an Bord ist, der es versteht, junge Leute für die Musik zu begeistern, findet die Drummerin schön. Die Köngener Schlosskapelle ist für sie ein idealer Spielraum. „Wenn es mal klemmt, stelle ich mich da auch gerne mal an die Bar und helfe.“ Wie wichtig solche lokalen Inititativen nicht nur für die jungen Jazzerinnen und Jazzer sind, weiß die erfahrene Meisterin mit den Trommelstöcken aus jahrzehntelanger Auftrittserfahrung nur zu gut.

Karten im Vorverkauf für das Konzert am Samstag, 27. April, 20 Uhr, im Saalbau Neuhausen gibt es im Saalbau, Kirchstraße 4, sowie bei der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, Marktstraße 9, in Neuhausen. Der Eintritt kostet 20 Euro.

Die HEM-Schwerger-Stiftung

Stiftungsziele: Menschen motiviert Horst Schwerger gerne, Gutes zu tun. Wer den Rentner kennt, weiß seine Überzeugungskraft zu schätzen. Mit der HEM-Schwerger-Stiftung, die 2004 gegründet wurde, unterstützt Schwerger nicht nur die bundesweite Selbsthilfevereinigung Pro Retina mit Sitz in Bonn, die Menschen mit Netzhautdegeneration hilft und die Forschung auf dem Gebiet fördert. Der Neuhausener, der an dieser Krankheit leidet, tut viel, um weitere Forschung möglich zu machen. Das Benefizkonzert im Saalbau mit Iris Oettinger und Dan Barrett ist da ein Baustein. Ein Teil des Erlöses kommt dem Förderverein „Zukunft für Kinder“ der Kinder- und Jugendhilfe in Neuhausen zugute.

Vorbild sein: Radfahren ist die Leidenschaft des sportlichen Rentners Schwerger. Die Euro-Tandem-Touren, bei denen Radler und sehende Fahrer in ganz Europa über Netzhauterkrankungen aufklären, organisiert der aktive Freizeitsportler nicht nur. Er ist auch als Teilnehmer dabei. „Es geht uns darum, gerade jüngeren Betroffenen ein Vorbild zu geben und ihnen zu zeigen, was auch mit einem Handicap möglich ist.“ Sehende möchte Schwerger für die Probleme der Menschen mit degenerativen Netzhauterkrankungen sensibilisieren. „Wenn man sich gegenseitig hilft, geht Vieles einfach besser.“

www.hem-stiftung.de