Suzan Mark Foto: oh - oh

Suzan Mark hat Vertreibung und Flucht in ihrer Heimat Nigeria erlebt. Die studierte Theologin spricht am Sonntag im Gottesdienst in Köngen.

KöngenAls Boko Haram ihren Heimatort überfiel, konnte Suzan Mark direkt aus der Kirche ganz knapp fliehen. Tagelang harrte sie ohne Nahrung in der Wildnis aus. Ihre Familie wurde bei der Flucht auseinandergerissen. Heute hilft die Nigerianerin anderen Menschen, einen Weg aus Schmerz und Trauer zu finden. Am Sonntag predigt sie in Köngen in der Peter- und Paulskirche.

Wenn Suzan Mark vom Trauma erzählt, spricht sie auch über ihre eigene Flucht. „Heute bin ich eine verwundete Heilerin“, sagt sie. In der Stadt Jos, wo ihre Familie nach Monaten wieder zusammenfand, erhielt sie Unterstützung durch das Nothilfeprogramm der Kirche der Geschwister Nigeria (EYN). Heute leitet die Powerfrau mit abgeschlossenem Theologiestudium den Frauenverbund dieser Kirche. Sie ist Teil der Kirchenleitung und ist das gerne, auch wenn sie sich gegenüber manchen Männern immer wieder behaupten muss.

Zur EYN gehören 2,2 Millionen Mitglieder, davon 362.000 Witwen und mindestens 700.000 Waisen im Alter von bis zu zehn Jahren. Mark berichtet von traumatisierten Kindern, deren größter Wunsch ein Gewehr ist, um damit die Ermordung der eigenen Eltern zu rächen. Sie erzählt aber auch, wie dieser Wunsch nach der Traumaarbeit nicht mehr zu hören ist. Oft sind die Männer getrennt geflohen, die Frauen müssen sich alleine um die Kinder kümmern. Suzan Mark wünscht sich, „dass die Männer in Nigeria sich nicht zurückziehen, sondern ihre Familien umarmen“.

Sieht sich Suzan Mark selbst als Opfer? Nein. „Als Opfer bin ich immer hinterher, ich möchte aber vornedran sein.“ Suzan Mark erzählt, wie die schnelle Intervention von außen in Nigeria viele Leben gerettet hat. Sie spricht auch offen darüber, wie die Abwertung der Frauen tief in ihrer heimatlichen Kultur verwurzelt ist.

Viele junge Mädchen wurden vergewaltigt – von den Kämpfern von Boko Haram, von Soldaten oder vom Vermieter. Ein Mädchen, das deshalb von einem Terroristen ein Kind bekommt, ist stigmatisiert und wird von der traditionellen Gesellschaft in Nigeria verstoßen. Die EYN kümmert sich um solche Frauen, gibt ihnen Bildung und tritt rechtlich für sie ein.

Fragt man Mark nach ihren Beobachtungen in Deutschland, gibt sie einen Rat: „Ich habe eine Flüchtlingsfamilie besucht, sie waren zum Nichtstun verurteilt. Das zerstört jede Motivation.“ Doch sie hat auch Hoffnung. „Wir erfahren uns als Gemeinschaft, die von Gott Vergebung erfahren hat.“ Von den Frauen in Nigeria spricht sie als „Heldinnen ihres Schicksals“.

Mit knapp über 190 Millionen Einwohnern, Tendenz stark steigend, ist Nigeria das afrikanische Land mit der größten Bevölkerung. Im Norden sind etwa die Hälfte davon Christen, die andere Muslime. „Das Problem ist Mangel an Toleranz auf beiden Seiten“, sagt Mark. Ihr Plädoyer: „Wenn ich das Evangelium predige, darf ich keine Botschaft von Hass verbreiten. Ich muss von Licht und Hoffnung reden.“red

Der Gottesdienst mit Suzan Mark am 24. Juni in der Peter- und Paulskirche in Köngen beginnt um 10 Uhr.