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UPDATE am 22.2.2019: Mittlerweile sind es nur noch sieben Kandidaten! Matthias Fuhrmann und Michael Hallwachs haben Ihre Kandidatur inzwischen zurückgezogen.

AichwaldNach zähem Beginn hat der Wahlkampf in Aichwald richtig Fahrt aufgenommen. Erst musste man befürchten, dass sich gar kein Interessent für den Bürgermeister-Posten findet, jetzt sind es sogar neun Kandidaten, die am 17. März um die Nachfolge von Nicolas Fink kämpfen – so viele wie noch nie bei einer Bürgermeisterwahl im Kreis Esslingen. Das bestätigte Aichwalds Hauptamtsleiter Stefan Felchle am Montag kurz nach 18 Uhr, als die Bewerbungsfrist offiziell endete. Alleine am Wochenende und am Montag hatten nochmals vier Kandidaten ihre Ambitionen bekundet: Thomas Reiser aus Esslingen, Michael Hallwachs aus Krummhardt, Matthias Fuhrmann aus Lobenrot und Ilona Maier aus Höchenschwand im Schwarzwald. Die 34-Jährige, die als Erste überhaupt die Unterlagen eingereicht hatte, doch ihren Namen lange geheim hielt, macht damit einen Rückzieher vom Rückzieher. Erst zog sie ihre Kandidatur wieder zurück und jetzt will sie doch antreten. Ernst nehmen kann man ihre Bewerbung nicht. Denn sie räumte offen ein, dass sie sich einen Spaß daraus gemacht habe, zu beobachten, wie man über das „Phantom“ vom Schwarzwald rätselte.

Ernst meint es dagegen, Thomas Reiser, ein 41 Jahre alter Ingenieur für Elektronik und Informatik, der mit Frau und Tochter seit acht Jahren in Esslingen wohnt. Mit der Kommunalpolitik in Aichwald habe er sich noch nicht beschäftigt, räumt Reiser ein. Seine Kandidatur sei eine „relativ spontane Entscheidung“ gewesen. Doch er habe als ehemaliger Teamleiter Führungserfahrung. Außerdem sei er „ein ruhiger Typ“, der gut zuhören könne und es verstehe, verschiedene Interessen unter einen Hut zu bringen. Was er für Aichwald erreichen möchte? „Mehr für die Gemeinde und die Gemeinschaft tun.“

„Teamplayer ist das A und O“

Ebenfalls zu den Last-Minute-Kandidaten zählt Michael Hallwachs. Der 36-Jährige bezeichnet sich als Aichwalder Urgewächs, ist seit vielen fest verwurzelt im örtlichen Vereinsleben und möchte seine Heimatgemeinde „aktiv mitgestalten, so dass wir auch in Zukunft immer auf der Höhe sind“, wie es im Gemeindeslogan heißt. Der Diplom-Betriebswirt (BA) ist als Leiter für Einkauf und Marketing bei einem 250 Mitarbeiter zählenden Bauunternehmen in Kirchheim/Teck beschäftigt. Hallwachs bezeichnet sich als Teamplayer. Das sei das A und O für die Aufgaben eines Bürgermeisters. Der Rathauschef eines so kleinen Ortes dürfe sich nicht auf das Repräsentieren beschränken, „er muss über alles Bescheid wissen“. Aichwald müsse auch in Zukunft eine gesunde Gemeinde bleiben, wie bisher ohne Schulden. Die angestoßenen Projekte müssten zügig umgesetzt werden. Wichtig ist ihm, gute Rahmenbedingungen für die örtlichen Betriebe zu schaffen.

„Mit Menschen gestalten und umgehen“ – das reizt Matthias Fuhrmann am Amt des Bürgermeisters. Deswegen hat der 58-jährige Lehrer und Musiker aus Lobenrot am Montagnachmittag, wenige Stunden vor Torschluss, seine Bewerbung eingereicht. Fuhrmann kommt aus der Waldorf-Schul-Bewegung und wollte, wie er sagt, „schon immer in die Politik“.

Als Erster hatte sich Andreas Jarolim aus der Deckung gewagt. Der 34-Jährige aus Esslingen ist derzeit bei der Netze BW, einer Tochter des Energiekonzerns EnBW, in Stuttgart als Konzessionsmanager beschäftigt. Er war bis 2016 Finanzreferent im JU-Kreisverband Esslingen und gehört dem Vorstand des CDU-Stadtverbands Esslingen an. Seit 2014 sitzt Jarolim als beratendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Erziehung und Soziales des Esslinger Gemeinderats. Der Wettbewerb um die besten Ideen, aber auch der Austausch und die persönlichen Begegnungen machten ihm viel Freude, so Jarolim.

Weg vom „Klima des Misstrauens“

Lorenz Kruß ist schon Bürgermeister. 2012 wurde der heute 53-Jährige in der fast 10 000 Einwohner zählenden Stadt Aichtal zum Verwaltungschef gewählt. Doch Kruß, der den Freien Wählern angehört, möchte wechseln. Die Schurwaldgemeinde habe „ein ganz anderes Selbstverständnis“, gibt er als Grund an. Die Orte Aich, Grötzingen und Neuenhaus seien in den 1970er-Jahren zwangsverheiratet worden. Und das mache sich heute noch in der Kommunalpolitik bemerkbar. Aus der schwierigen Situation in Aichtal macht Kruß kein Hehl: „Bei uns gibt es im Gemeinderat oft ein Klima das Misstrauens.“ In Aichwald seien Verwaltung und Gemeinderat „sehr zukunftsorientiert unterwegs“. Genau das reize ihn.

Eine neue Herausforderung sucht Michael Reinhardt, ein 53 Jahre alter Zollbeamter aus Aichelberg. Der Diplom-Finanzwirt arbeitet bei der Bundeszollverwaltung in Stuttgart und leitet dort eine Kontrolleinheit. Schon bei der Bundeswehr habe er als Zeitsoldat im Stabsdienst viel Verwaltungserfahrung sammeln können, so Reinhardt. Auf dem Feld der Politik hat er sich bislang nicht bewegt, doch glaubt er, das durch seine Fähigkeit, unterschiedliche Interessen zusammenführen zu können, wettzumachen.

Von der Wirtschaft ins Rathaus strebt Michael Wild. Der 41-Jährigen, der mit seiner Familie in Aichelberg lebt und als Entwicklungsingenieur bei Porsche in Weissach arbeitet, hat bislang keine Verwaltungserfahrung. Auch die Kommunalpolitik ist für Wild Neuland. Doch er traut sich das Amt zu, denn er sei „ein Mensch, der schnell lernt und des es gewohnt ist, im Team um die besten Lösungen zu ringen“.

Ebenfalls um den Bürgermeisterposten in seiner Heimatgemeinde bewirbt sich Marc Oliver Schweizer. Er ist 45 Jahre alt, parteilos, gelernter Augenoptiker und heute Prokurist und Teilhaber bei einem Esslinger Reifenhändler. Er wolle neue Akzente setzen. Bislang habe er mit Kommunalpolitik nichts zu tun gehabt, sagt Schweizer. Doch durch seine lange und vielseitige berufliche Erfahrung fühle er sich gut gerüstet für die anspruchsvolle Aufgabe des Bürgermeisters. Er habe sich bereits für den Intensivkurs an der Kehler Verwaltungsakademie beworben.