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„Klassik meets Musical“ in der Zehntscheuer mit David Arnsperger, Sarah Behrendt und Anélie Saadia.

KöngenAls der Musical-Star David Arnsperger beim Neujahrskonzert in der Köngener Zehntscheuer den Song „Feuer der Hölle“ aus der Feder des Komponisten Alan Menken interpretierte, standen plötzlich die Sängerinnen und Sänger des Stuttgarter „Glöckner“-Chors auf und stimmten ein. Der Überraschungseffekt kam beim anderen Teil des Publikums wunderbar an. Das herzergreifende Lied, in dem sich der missgestaltete Glöckner von Notre Dame gegen die Reize des schönen Teufelsweibs Esmeralda wehrt, traf so noch effektiver ins Herz des Publikums.

Gemeinsam mit Sarah Behrendt, die den „Glöckner“-Chor im Stuttgarter Musical-Theater leitet, und der französischen Pianistin Amélie Saadia stand der viel beschäftigte Musicaldarsteller auf der Bühne. „Klassik meets Musical“ hatten die drei Künstler ihr Programm genannt, mit dem sie sich einen Herzenswunsch erfüllten. „Wir wollten schön immer mal zusammen auftreten“, erzählte Arnsperger den Zuhörern. Die drei haben sich beim Studium an der Berliner Universität der Künste kennengelernt. Inzwischen sind sie auf großen Bühnen in Deutschland und Europa unterwegs.

Wie gut die Chemie zwischen den dreien immer noch stimmt, war bei dem erfrischenden Neujahrskonzert zu spüren. Mit Sektflasche und reichlich torkelndem Gang kam Sarah Behrendt nach der Pause auf die Bühne und gab das „Schwips-Lied“ aus Johann Strauß’ komischer Operette zu besten. Wie viel Freude der Sopranistin dieses unterhaltsame Genre macht, zeigte ihr bemerkenswertes Spiel. Die Wahl-Berlinerin, die ansonsten eher in der ernsten Musik zuhause ist, hatte keinerlei Berührungsängste mit dem Komischen.

Dass klassische Musik auch fröhlich sein kann, ist für die Französin Amélie Saadia keine Frage. Ihren „Yoga Cha Cha Cha“ begleitete sie mit entsprechenden Bewegungen auf dem Klavier. Dabei überschritt die Künstlerin beherzt Grenzen zwischen Musik und Tanz. Das Publikum folgte der vielseitigen Pianistin mit sichtlichem Vergnügen, wenn sie zu ihren Höhenflügen aufbrach. Höchst temperamentvoll begleitete sie die beiden Sänger durch unterschiedliche Genres. Dabei ist Saadia am Klavier eine treibende Kraft – und das im besten Sinn.

Vertrautes aus der Musical-Welt

Bei der Auswahl der Titel setzte das Trio auch auf Vertrautes. David Arnsperger, der das Phantom der Oper in Hamburg und in Oberhausen bereits auf den großen Bühnen verkörpert hat, interpretierte das Lied des Phantoms so hintergründig, dass sich die Konzertbesucher tatsächlich gruselten. Die Tiefenschichten, die der Bariton mit seiner Stimme erreicht, faszinierten ebenso wie sein schauspielerisches Talent. Davon offenbarte er beim Konzert in Köngen einiges. Auch ohne den großen Apparat der Musicals berühren die Songs aus bekannten Produktionen.

Dagmar Schneider, die selbst im „Glöckner“-Chor singt und die mit Iris Hermann für die Gemeinde Köngen die Kulturtage organisert, hatte das Konzert mit vorbereitet. Vor dem Auftritt hatte sie für das Trio sogar gekocht. Von dieser Betreuung schwärmten die drei am Ende geradezu. Für die Zuhörer in der fast ausverkauften Zehntscheuer war der Streifzug durch die musikalischen Genres ein echtes Erlebnis. Dass sich nach der Vorstellung weitere Interessenten fanden, die im „Glöckner“-Chor dabei sein wollen, freute die engagierte Veranstalterin sehr.