FDP-Sprecher Gero Hocker beim Neujahrsempfang. Foto: Thomas Krytzner - Thomas Krytzner

Beim Neujahrsempfang der FDP im Kreis gab es viel Kritik an der Regierungskoalition. Eine Lanze brachen die Redner für die Bauern im Land.

Kreis EsslingenBeim Neujahrsempfang des FDP-Kreisverbandes Esslingen in der Filderhalle in Leinfelden hagelte es von den Bundestagsabgeordneten Renata Alt, Wahlkreis Nürtingen, und Gero Hocker, Sprecher im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, harsche Kritik an der regierenden Koalition. Eine Lanze brach Hocker, allerdings

während seines Vortrags für die Landwirte. Eva Noller, Erste Bürgermeisterin in Leinfelden-Echterdingen, hob das Filderkraut als wichtigen Bestandteil der Landwirtschaft hervor und betonte, dass der Filderraum vor großen Herausforderungen stehe. Renata Alt informierte über das aktuelle Politikgeschehen und stellte fest, dass den Regierungsparteien im Lande nicht klar zu sein scheint, in welcher Situation man sich derzeit befinde. „Ich bin von der Stille der Regierung und der Kanzlerin überrascht, nachdem sich der Nahostkonflikt immer mehr hochschaukelt“, beurteilte sie die Reaktion in Berlin auf den Alleingang des US-Präsidenten Donald Trump. Ebenso wenig glücklich zeigte sich die Kirchheimer Politikerin über die politische Entwicklung in der Landwirtschaft: „Die Koalition erfindet immer wieder neue Steuern und Regelungen.“ Sie versprach den vielen Landwirten unter den über 70 Gästen am Neujahrsempfang: „Wir unterstützen die Bauern im Land.“ „Die Debatten über die Erzeugung von Lebensmitteln spitzen sich zu“, stellte Gero Hocker, Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, ernüchtert fest. Das Ansehen und Gewicht der Landwirte hätten an Bedeutung verloren. Hocker führt dies auf den zunehmenden Wohlstand zurück. „Abends sind die Regale in den Einkaufsmärkten so voll wie abends. Qualität und Quantität nehmen nicht ab.“ Er stelle nicht infrage, wie sich jeder ernähren will, aber die Ernährung werde mehr und mehr zur Ersatzreligion. „Die Diskussionen werden nicht mehr geführt, stattdessen erhebt man den moralischen Zeigefinger.“ Dadurch gäbe es immer mehr verhärtete Fronten. Die Regierung kümmere sich aber lieber um die Bonpflicht, die seit Beginn des Jahres gilt, als sich den zentralen Herausforderungen zu stellen. „Die Visionen fehlen. Kein Wunder gab es Ende November eine der größten Demonstrationen der Landwirtschaft, die das Land je gesehen hat.“ Der Ausschusssprecher stellte sich die Frage, wie man künftig die Menschheit ernähren will, wenn die Flächenkonkurrenz immer größer werde. Er forderte: „Wer von den Bauern die Funktionalität will, muss ihnen auch die Möglichkeiten dazu an die Hand geben.“

Das geplante Verbot von Pestiziden sieht Hocker als Entscheidung, die an der Wissenschaft vorbei getroffen wurde. „Es gibt kein Forschungsinstitut, das die Förderung der Krebskrankheit durch Glyphosat bestätigt.“ Bauern, die Pestizide einsetzen müssten nach seiner Aussage einmal übers Feld zu fahren, um dem Unkraut Herr zu werden. Verzichten Landwirte allerdings auf dessen Einsatz, sind fünf bis sechs Fahrten nötig, um einen Acker fruchtbar zu machen.

Der Bundestagsabgeordnete stellte fest: „Die Landwirtschaft ist heute effizienter als je zuvor in Deutschland. Deshalb ist es falsch, Dinge zu verbieten, die nur einer momentanen gesellschaftlichen Stimmung entsprechen.“ Deshalb will Hocker durchsetzen, dass naturwissenschaftliche Themen nicht mehr im Bundestag besprochen werden. „Das sollen die Spezialisten in der Industrie und Landwirtschaft diskutieren.“ Ein Dorn im Auge ist für Gero Hocker auch die neuerliche Änderung der Düngeverordnung. „Diese wurde erst 2017 verschärft und die Novellierung lässt sich erst in ein oder zwei Jahrzehnten messen.“