Mike Becker erklärt die Arbeitsschritte. Foto: Baral - Baral

Mit Kindern und Jugendlichen hat der Graffiti-Künstler Mike Becker aus Stuttgart am Jugendzentrum Penthaus in Neuhausen eine Wand neu gestaltet. Heute wird das Kunstwerk im öffentlichen Raum mit einem kleinen Fest eingeweiht.

NeuhausenDie Wände des Jugendzentrums Penthaus in Neuhausen verschönert der Graffiti-Künstler Michael „Mike“ Becker derzeit mit Grundschülern und Jugendlichen. In den Osterferien lernen die Jungs und Mädchen die faszinierende Technik des Sprayens kennen. „Es geht darum, dass sie ihr Jugendhaus selbst gestalten“, sagt Jochen Baral, der Leiter des Penthaus. Das Projekt regt nach seinen Worten nicht nur die Kreativität der jungen Leute an. „Mit so einem eigenen Kunstwerk fühlen sie sich eher verantwortlich für ihr Jugendhaus.“ Der Sozialpädagoge ist überzeugt davon, dass das die Bindung stärkt. Heute um 17 Uhr wird das Kunstwerk mit einem kleinen Grillfest beim Penthaus eingeweiht.

"Gar nicht so einfach"

Weil das alte Graffiti-Kunstwerk in die Jahre gekommen ist, dachte Baral über ein neues Projekt nach. Jugendhausbesucher Oskar Calta-Girone ist selbst Sprayer und bestens in der Szene vernetzt. Über ihn ist der Kontakt zu Mike Becker entstanden. „Er macht richtig gute Workshops“, findet der 16-Jährige, der jetzt in Altdorf lebt. Dass der Stuttgarter Workshop-Leiter Viertklässler und Jugendliche gleichermaßen zu begeistern versteht, gefällt dem engagierten Jugendhausbesucher. „Es ist gar nicht so einfach, richtig mit der Spraydose umzugehen“, sagt Oskar und lacht.

Auf offene Ohren stieß das Projekt bei der Gemeinde Neuhausen, die 10 000 Euro in Michael Beckers Workshops und in die Materialien investiert. „Mir diesen Fördergeldern können wir den Jugendlichen ein gutes kreatives Angebot machen und zugleich den öffentlichen Raum verschönern“, sagt Jugendhauschef Jochen Baral. Er und sein Team sind sehr dankbar, dass die Gemeinde solche Jugendprojekte fördert. Bereits in den Faschingsferien hat Becker mit Kindern den Schriftzug der Mozartschule gestaltet. Durch diese Aktion ist auch die Viertklässlerin Lotta Rubin auf Graffiti-Kunst aufmerksam geworden. In den Osterferien verpasst sie keinen Tag am Penthaus, um die Kunstwerke zu gestalten.

Becker war einer der aktivsten Sprayer

„Ich baue meine Kurse so auf, dass die Jungen und Mädchen viel über die Straßenkunst Graffiti erfahren“, beschreibt der Workshop-Leiter seine Arbeitsweise. Zwischen 1995 und 2003 war Michael Becker alias Open Mike (deutsch sinngemäß für offenes Mikrofon) einer der aktivsten Sprayer der Stuttgarter Szene. Dann machte er sich selbstständig, um Workshops für angehende Sprayer und Rapper zu geben. „Dass die Städte und Gemeinden öffentliche Flächen für unsere Arbeit zur Verfügung stellen, zeigt, dass unsere Kunst geschätzt wird.“

Wenn die Jungen und Mädchen in ihren weißen Schutzanzügen und mit Mundschutz in Neuhausen an der Wand des Jugendzentrums arbeiten, ist schnell zu spüren, dass sie mit Spaß bei der Sache sind. Nebenbei lässt Becker zum Beispiel einfließen, was ein Graffiti Tag ist – der in kunterbunten Zügen geschriebene Name eines Writers. „Da hat jeder seinen eigenen Style“, erklärt der Profi weiter. Ganz ohne kunsthistorischen Ballast will Mike Becker Kindern und Jugendlichen vermitteln, dass Graffiti eine lange Geschichte hat. „Vor allem aber soll es einfach Spaß machen“, sagt der Stuttgarter Straßenkünstler.

Kreatives Arbeiten zu vermitteln, das liegt dem Graffiti-Künstler, der inzwischen von seinen Kursen und von den künstlerischen Arbeiten lebt. Ihn freut es, wenn er Kindern und Jugendlichen Lust darauf machen darf, ihre Umwelt wachen Auges wahrzunehmen und ihr Lebensumfeld selbst zu gestalten.

Dass die rund 15 Teilnehmer seines Workshops in Neuhausen so viel Freude am Sprayen haben, freut Becker sehr. Wenn die Jungen und Mädchen Essenspause haben, bleibt immer ein kleines Team am Arbeitsplatz, um die Spraydosen zu bewachen. „Leider gibt es immer Leute, die dann Dosen klauen“, weiß Baral aus Erfahrung. Er freut sich, dass die Kids im Penthaus so gerne und so viel Verantwortung tragen.

www.mikesworkshops.de