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Auf Bürgerbeteiligung setzt die Gemeinde Neuhausen beim Verkehr. Viele Ideen fließen in die Expertise ein, die derzeit im Auftrag der Kommune erstellt wird.

NeuhausenMit dem Radfahren tun sich die Neuhäuser schwer. Dagegen kommt auch bei kleineren Fahrten oft der Privatwagen zum Einsatz. Das ist nur eine der Erkenntnisse, die Verkehrsexperte Dirk Kopperschläger vom Ingenieurbüro Brenner Bernard in Aalen interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus Neuhausen in der Egelseehalle präsentierte. Im Rahmen des Integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts (IGEK) arbeitet die Kommune an einem Mobilitätskonzept. In das Strategiepapier bis 2035 fließen nicht nur Anregungen interessierter Neuhäuser ein. Die Ergebnisse einer Verkehrszählung und einer detailliert ausgearbeiteten Umfrage liefern ein ausdifferenziertes Bild von dem, was sich die Menschen in der Fildergemeinde wünschen.

Angesichts des Wachstumsdrucks in der Kommune gilt es in den nächsten Jahren, die erhebliche Verkehrslast für den Ort einzudämmen. Wie groß das Interesse an diesem Thema ist, zeigte der Rücklauf bei der Haushaltsumfrage. Von den 4400 Fragebögen, die ausgegeben wurden, kamen 1090 ausgefüllt zurück. Das ist für Kopperschläger ein großer Erfolg. Dass zur IGEK-Präsentation am Dienstag nur etwa 50 interessierte Neuhäuser kamen, ist ein Wermutstropfen. Ebenso wie sein Kollege Christoph Weigel vom Büro Baldauf freute sich Kopperschläger aber über die vielen sachkundigen Rückmeldungen. Viele Vorschläge, die bei früheren IGEK-Veranstaltungen gemacht worden sind, flossen in das Verkehrsentwicklungskonzept ein. Um mehr über das Mobilitätsverhalten zu erfahren, führten die Befragten aller Generationen am Stichtag, dem 15. Mai 2018, ein detailliertes Wegetagebuch.

Der Schwerpunkt lag dieses Mal nicht auf den Diskussionen, sondern auf dem Vortrag. Großes Interesse weckten die Ergebnisse der Befragung. Das Fußwegenetz in Neuhausen schätzten die Befragten eher positiv ein. Dagegen gab es heftige Kritik an der Parksituation in der Ortsmitte. Busfahrgäste bemängelten die aus ihrer Sicht zu teuren Ticketpreise. Radfahrer wünschen sich nicht nur ein dichteres Radwegenetz. Auch die Sicherheit und den Zustand der Radwege in Neuhausen findet ein beträchtlicher Teil der Befragten verbesserungswürdig.

Sehr detailliert hat Weigel die Vorschläge ausgewertet, die Teilnehmer der vorausgegangenen IGEK-Veranstaltungen am 15. November 2016 sowie am 17. Januar 2017 gemacht haben. Weit oben auf der Wunschliste beim öffentlichen Nahnverkehr stehen der Ausbau der Busverbindungen innerhalb des Orts sowie ein Bürgerbus. Der könnte gerade älteren Menschen mehr Mobilität bescheren. Zwar gibt es die „Löwenkutsche“ des Bürgertreffs im Ostertagshof, aber die verkehrt nur gelegentlich. Über das Tarifsystem des Verkehrsverbunds Stuttgart und über die hohen Preise machten etliche ihrem Ärger Luft. Das Thema S-Bahn beschäftigt die Neuhäuser schon jetzt, obwohl die Verlängerung wohl erst zum Fahrplanwechsel 2021/22 in Betrieb geht. Eine Weiterführung der S-Bahn über Denkendorf ins Neckartal steht ebenfalls auf der Liste – auch wenn dafür der Ort untertunnelt werden müsste. Nicht ganz zufrieden sind Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs mit den Taktzeiten der bestehenden Buslinien. Da müsste aus ihrer Sicht noch nachgebessert werden. Eine Seilbahn vomkünftigen S-Bahnhof zur Egelseehalle steht ebenfalls auf der langen Liste der Vorschläge. Die Wege für Fußgänger sollten besser abgesichert werden. In der Schlossstraße sehen da einige Teilnehmer erhebliche Probleme. Die Burgstraße, die viele Jungen und Mädchen als Schulweg nutzen, erscheint manchen Teilnehmern noch nicht sicher genug.

Über das Straßennetz in Neuhausen wurde ebenfalls heftig diskutiert. Eine Westumfahrung der Gemeinde, die im Gemeinderat seit langem gestritten wird, schied auch bei der jüngsten Bürgerbeteiligung die Geister. Für die einen würde das zu viel Flächenverbrauch auf den wertvollen Feldern bedeuten. Die anderen dagegen sehen eine Umgehungsstraße als die beste Strategie gegen die drückende Verkehrslast auf der Ortsdurchfahrt.

Moderator Theo Rombach hatte diesmal im Gegensatz zu den früheren IGEK-Veranstaltungen wenig zu tun. Die umfassenden Analysen der Verkehrsexperten lobten die meisten der Gäste sehr. Rolf Haas, ehemaliger Gemeinderat der Freien Wähler, bedauerte allerdings wie auch einige andere Besucher, dass die Ergebnisse der Verkehrszählung zu unkonkret geblieben seien. Die Daten werden die Experten nun im Detail analysieren. Auf dieser Basis erstellt die Kommune ihr Verkehrsentwicklungskonzept.