Das Pfarrhaus in Hochdorf ist nur noch wenige Wochen das Zuhause von Andrea Rosenberger-Herb und Markus Herb. Foto: Eisenhardt Quelle: Unbekannt

Von Katja Eisenhardt

„Dr Flecka isch traurig“, sagt Doris Häfner, Urgestein des TV Hochdorf, als sie ins Pfarramt kommt, um Besteck für den gegenüber im Gemeindehaus stattfindenden Seniorenmittagstisch zu holen. Pfarrer Markus Herb, der gemeinsam mit Pfarrerin Cornelia Gerstetter seine seit Februar aus familiären Gründen beurlaubte Frau vertritt, wechselt nach Rechberghausen. Die Beurlaubung von Pfarrerin Andrea Rosenberger-Herb und die Vertretungszeit von Cornelia Gerstetter enden am 31. August. Das heißt, ab 1. September ist die evangelische Kirchengemeinde Hochdorf vorläufig ohne Pfarrer.

„Ich hätte zwar wieder auf meinen alten Posten zurückkehren können, es ist mir derzeit aber nicht möglich, die 100 Prozent-Stelle auszufüllen“, erklärt Andrea Rosenberger-Herb ihre Entscheidung, gemeinsam mit ihrem Mann in den Kirchenbezirk Göppingen zu wechseln. Mit vorerst 50 Prozent übernimmt sie dort Vertretungsdienste. Bereits fix sei eine Vertretung in Zell unter Aichelberg. „Mir fällt der Abschied in Hochdorf wirklich nicht leicht“, betont sie. Seit elf Jahren lebt sie mit ihrem Mann und den vier Kindern im Ort. In der Zeit seien viele berufliche, aber auch private Beziehungen gewachsen: „Wir haben in Hochdorf ein gutes Netzwerk und allgemein ein sehr vielfältiges Gemeindeleben, in das die Kirche gut eingebunden ist.“

Mit drei Grundschulkindern und einem Sechstklässler kam das Pfarrerehepaar in Hochdorf an, „schon durch unsere Kinder, die heute zwischen 17 und 23 Jahre alt sind, waren wir stark ins Ortsgeschehen eingebunden, was sehr schön war“, sagt Markus Herb. Trotz allem gehöre für ihn ein Stellenwechsel nach einer gewissen Zeit zum Berufsleben eines Pfarrers. Er habe in den vergangenen Jahren bereits häufiger neue berufliche Erfahrungen gesammelt, erzählt Herb. So war er unter anderem in Stuttgart Landesmännerpfarrer der Landeskirche, für kurze Zeit Militärpfarrer der Bundeswehr in Ulm und hatte zudem einen Vertretungsauftrag in Sindelfingen, bevor er als Pfarrer nach Hochdorf zurückkehrte, um seine beurlaubte Frau mit 75 Prozent zu vertreten. „Die restlichen 25 Prozent hat Pfarrerin Gerstetter übernommen, ich bin zusätzlich zu 25 Prozent als Springer im Kirchenbezirk im Einsatz“, erklärt Herb.

Früher hatte er sich die Hochdorfer Stelle mit seiner Frau geteilt. In Rechberghausen erwartet er eine neue spannende Aufgabe, nicht zuletzt, weil der Ort vorwiegend katholisch geprägt und die evangelische Kirchengemeinde mit rund 1500 Gemeindemitgliedern recht klein sei. Der Kreis Göppingen ist Markus Herb nicht fremd, er ging dort zur Schule.

Während der Vakatur wird die evangelische Kirchengemeinde in Hochdorf gut versorgt sein, verspricht der Esslinger Dekan Bernd Weißenborn. Am 21. Juni werde der Text für die Stellenausschreibung bei einem Treffen mit Prälatin Gabriele Arnold aus Stuttgart festgelegt und in der September-Ausgabe des Amtsblattes veröffentlicht. „Dann gilt es abzuwarten, wer sich für Hochdorf bewirbt“, erläutert der Dekan das Prozedere. Bis ein Nachfolger gefunden ist, könne bis zu einem Jahr vergehen, „klappt es früher, ist es natürlich umso schöner“. Während der Vakatur übernehme Matthias Frasch von der Stadtkirchengemeinde Esslingen die Betreuung der Konfirmanden, für die Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten und Beerdingungen werde ein Vertretungsplan mit den Distriktskollegen ausgearbeitet. Zudem werde der evangelische Kirchengemeinderat noch stärker eingebunden sein. „Wir bedauern es sehr, dass unsere Pfarrer die Stelle wechseln“, sagt deren Vorsitzender Martin Abel, auch wenn der Wechsel nicht ganz überraschend komme, da dieser turnusgemäß erfolgt. Der Kirchengemeinderat sei durch die Kirchturmrenovierung und die sonstigen Aufgaben stark eingebunden. Während der Vakatur müsse man sich daher auf die nötigsten Tätigkeiten beschränken und brauche Unterstützung aus der Kirchengemeinde. Abel: „Ich bin mir sicher, dass das funktionieren wird.“ Am 25. Juni wird im Rahmen des Gemeindefestes im Garten des Gemeindehauses der Abschied der beiden Pfarrer gefeiert.