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Mit 9,3 Prozent Passagierwachstum in den ersten sechs Monaten ist der Flughafen Stuttgart auf Erfolgskurs. Deutlich zurückgegangen ist auch die Zahl der Flugausfälle.

Leinfelden-EchterdingenZum Jahresende peilt der Flughafen den neuen Rekord von mehr als zwölf Millionen Passagieren an. Das bringt auch die Infrastruktur des Flughafens in Spitzenzeiten an Grenzen. Dass Passagierwachstum beziffert Flughafendirektor Walter Schoefer auf 9,3 Prozent. Seit April hat der Flughafen jeden Monat mehr als eine Million Fluggäste. Zugleich hat es nach den Worten von Flughafendirektorin Arina Freitag deutlich weniger Flugausfälle gegeben. 2018 waren bis Ende Juni bei 51 610 Flugbewegungen 1251 Flüge ausgefallen; 2019 waren es bei 55 859 Flügen nur noch 860 annullierte Flüge.

„Das ist immer noch zu viel, aber die Fluggesellschaften tun alles, um die Zahl weiter reduzieren“, sagte Freitag mit Blick auf den Sommer, der aus ihrer Sicht „wirklich heiß“ wird. Dass es da wieder ein Chaos am Himmel geben könnte, mag sie nicht ausschließen. Zwar hätten alle an den bundesweiten Luftfahrtgipfeln Beteiligten und gerade die Fluggesellschaften „ihre Hausaufgaben gemacht“. Die Personaldefizite etwa bei der Flugsicherung aber ließen sich jedoch nicht so schnell ausmerzen. Neue Lotsen müssten ausgebildet werden. Defizite ließen sich nur bedingt mit Lotsen aus anderen Ländern abfedern. Auch die angekündigten Streiks des Kabinenpersonals in den Sommerferien könnten für Probleme sorgen.

Um etwaige Probleme am Boden abzufedern, hat der Flughafen Stuttgart sein Personal in den Sommermonaten wieder aufgestockt. Zum Sommerferienbeginn wird es wieder Check-Ins bereits ab 3.30 Uhr geben, um den Betrieb zu entzerren. In den Messehallen werden Notunterkünfte für gestrandete Passagiere eingerichtet. Der deutliche Passagierzuwachs liegt nach Freitags Worten auch daran, dass Stuttgart viele wichtige Fluggesellschaften für den attraktiven Wirtschaftsstandort in der Region Stuttgart gewinnen konnte. Mit 40 Prozent Marktanteilen ist Eurowings mit Abstand die stärkste Fluggesellschaft. Dass bei der Lufthansa-Tochter Konsolidierungen im Gespräch sind, wird sich nach Walter Schoefers Worten nicht auf das Engagement am Stuttgarter Flughafen auswirken. Man habe positive Signale bekommen. Mit 19 Flugzielen ab Stuttgart hat sich die neue Fluggesellschaft Laudamotion nach der Insolvenz von AirBerlin in Stuttgart gut etabliert.

Nachdem sich der Flughafen in den vergangenen Jahren wegen fehlender Verkehrsrechte eher zurückhielt, was interkontinentale Flüge angeht, sieht Flughafenchefin Arina Freitag jetzt wieder Perspektiven. Für Flüge in die Vereinigten Arabischen Emirate gebe es wohl ab dem Jahresende wieder mehr Verkehrsrechte. In Brüssel und bei der deutschen Bundesregierung hat die Direktorin bereits das Interesse der Stuttgarter an einer solchen Verbindung bekundet. Verbindungen nach Dubai und Katar, die es in Stuttgart bereits gab, waren nach relativ kurzer Zeit wieder eingeschlafen. Sieht die Flughafenchefin dafür dennoch Potenzial? „Wir brauchen da wieder einen Direktflug“, bekräftigt Arina Freitag auch das Interesse der Landesregierung.

In den Terminals machen die Passagierrekorde Erweiterungen nötig. „Das neue Terminal planen wir weiter“, versichert Walter Schoefer. Dennoch bleibt offen, wann es einen Architektenwettbewerb gibt. Deshalb sieht der Flughafenchef den dringenden Bedarf, über größere Kapazitäten in den bestehenden Terminals nachzudenken. Im Terminal 1 etwa könnte es zusätzliche Linien für die Abfertigung geben. Auch bei den Toiletten und Sanitärräumen plant die Flughafengesellschaft aufwendige Umbauten – bei den Damen etwa ist der Platz bereits jetzt zu knapp.

Es kommentiert Elisabeth Maier